Sind Sie auf ein Ende der Aktienrallye vorbereitet?

03.04.2018

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Der Berg an faulen Krediten ist höher als vor der letzten Finanzkrise. Das bedeutet nicht nur Risiko für die betreffenden Banken, sondern hindert auch an der Kreditvergabe an solide Kunden. Dass die FED die Zinsen noch einmal erhöht hat (auf immer noch historisch niedrigem Zinsniveau), könnte auch heißen, sie hat sich die Möglichkeit geschaffen, bei Wirtschaftsschwäche die Zinsen wieder zu senken.

Aber auch in Deutschland könnten Kredite zum Fallbeil werden. So berichtet eine Studie der Auskunftei Creditreform davon, dass jedes fünfte deutsche Unternehmen in Insolvenz gehen müsste, wenn die Zinsen um 1,5 Prozent steigen und die Gewinne um 20 Prozent zurückgingen. Der größte unabhängige Vermögensverwalter Flossbach-von Storch hat sie vor kurzem als Zombieunternehmen betitelt.

Letztendlich ist der größte Teil der wirtschaftsstärksten Staaten mit über 100 Prozent ihres BIP verschuldet. Diese Verschuldungen insgesamt bedeuten einerseits, dass eine Zinswende, die den Namen verdient hätte, überhaupt nicht finanzierbar wäre. Andererseits aber auch, steigen die Kreditzinsen an den Märkten (obwohl das die Notenbanken verhindern wollen) höher als verkraftbar, dann werden die Auswirkungen die gesamte Welt in Trubel stürzen. Achten Sie also nicht nur auf die KGV´s, die Währungen und die Wirtschaftsmeldungen. Beobachten Sie vor allem die Zinsen! Weiter steigende Zinsen wären Gift für den Aktienmarkt.

Die Zehnjahreszinsen in den USA haben sich seit Sommer 2017 schon verdoppelt (von 1,4 auf 2,8 Prozent), befinden sich aber noch immer unter der als kritisch angesehenen Marke von drei Prozent. Die „America first-Politik“ von Trump hat dazu geführt, dass China und Russland US-Staatsanleihen verkaufen. Sollte er die Zollpläne gegenüber China umsetzen, könnte der größte Gläubiger der USA verstärkt seine Bestände abbauen und für weitere Zinssteigerungen sorgen. Noch einmal: Achten Sie auf die Zinsentwicklung!

Auch die politischen Entwicklungen sind Besorgnis erregend. Die Zollpolitik der USA, die Gegenreaktionen der Europäer. Nun will sich Trump mit den Chinesen anlegen. Wirtschaftsmachtkämpfe haben bislang immer Wachstum gekostet. Die Schuldentransferunion in den Euro-Staaten wird besonders Deutschland treffen, derzeit die Wachstumslokomotive. Prof. Sinn sprach es jüngst im Fernsehen deutlich aus. Aber keiner hört´s. Auch hat man das Gefühl, dass die Haltung des Westens zu Russland von der amerikanischen Waffenlobby diktiert wird. Den europäischen Politikern ist offensichtlich nicht klar, dass eine militärische Auseinandersetzung mit Russland Europa treffen würde, nicht die USA. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Der besonnene Anleger nutzt die hohen Aktienkurse, um die Kursrisiken den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Wer bei einer Kurshalbierung 70 Prozent Aktien hält, verliert 35 Prozent seines Vermögens. Sind es 40 Prozent Anteil, verliert er „nur“ 20 Prozent. Wer einen Edelmetallbestand von 20 Prozent hält, der sich in diesem Szenario verdoppeln könnte, hat im Crash nichts verloren.

Strategie geht aktuell vor Renditeoptimierung. Kräftige Kurskorrekturen kündigen sich nicht an (an der Börse wird nicht geklingelt), kommen oft aus dem Nichts und überraschen in ihrer Heftigkeit. Die maßlose Ausweitung der Geldmenge, die unverantwortliche Höhe der Derivate beinhalten das immense Risiko einer nie gekannten Volatilität, verstärkt durch Liquiditätsknappheit, ausgelöst durch die unbeherrschbaren Volumina. Die Hausse stirbt meist in der Euphorie bzw. in der Angstlosigkeit. Das eine oder andere technische Warnsignal hat der Markt schon gesendet. Und an Gewinnmitnahmen wurde noch niemand arm.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH