Rette sich wer kann?

02.05.2017

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Wer jetzt so ein seltsames Ziehen in der Magengegend verspürt, denkt im nächsten Moment an seine Rücklagen. Alle Papiergeld-Anlagen und Bankkonstrukte könnten im „worst-case“ plötzlich wertlos sein! Mein Guthaben bei der Bank ist dann ein Kredit an die Bank, die mir dafür noch einen „Verwahrzins“ von 2, 3 oder dann auch 5 % berechnet.

Fazit: Der Sparer zahlt noch Geld dafür, dass er ein 100-%-Risiko eingeht. Dieser Clou könnte von Gordon Gekko stammen. Denn, ist die Bank zahlungsunfähig, übergeht das Sparbuch in die Liquidationsmasse des Insolvenzverwalters. Nachdem Politiker und Notenbanker ziemlich alle hinderlichen Gesetze (zum Beispiel Maastricht) umgehen oder brechen, dürfte auch die 100.000-Euro-Schutzregel nicht lange Bestand haben. Nach all den Gesetzes Verletzungen der letzten Jahre, wäre der Glauben an diese Einhaltung auch ziemlich naiv.

Seit Jahren steigen die Preise für Sachwerte. Ein sicheres Zeichen, dass immer mehr Anlegern unwohl ist. Die Börse jubelt über „nur“ 21 % für Le Pen, und trotz Kim, Syrien, Kriegsflotten und Raketen. Es klingt ja auch schon fast genauso schizophren, wenn man in Amerika nach 40 Jahren permanenten Haushalts- und Handelsbilanzdefiziten von einer boomenden Wirtschaft spricht. Es ist aber nichts als ein kreditfinanzierter Lebensstandard.

Die Schulden addieren sich auf nun 20 Bill., die dem Gegenwert von 446.450 Tonnen Gold entsprechen. Ca. 8.000 (= unter 2 % Schuldendeckung) Tonnen sind in den USA laut Statistik vorhanden (US-Dollar ein sicherer Hafen?). Eine Verteuerung der Kreditkosten würde das amerikanische Haushaltsdefizit pro ein Prozent Zinssteigerung um ca. 200 Mrd. jährlich erhöhen. Den Zinses-Zins-Effekt will ich mal lieber weglassen. Soweit zur politischen Aussage und die dagegenstehende Realität die Zinswende betreffend.

Eine individuell abgestimmte Mischung aus selbstgenutzter, schuldenfreier Immobilie, Qualitätsaktien, Edelmetallen –auch physisch – aber durchaus auch Wald und Ackerland erscheint eine sinnvolle Anlagestrategie zu sein. Der Anleger muss sein Vermögen auf das Eskalieren der Probleme vorbereiten, das heißt vorher. Kommt es zum Eklat, ist es zu spät.

Wie sagte schon Voltaire: Alle Menschen sind klug. Die einen vorher, die anderen nachher. Oder anders ausgedrückt: Menschen glaubten noch nie an den Ausbruch des Vulkans, bis sie von Lava überspült wurden. Und kommt es (hoffentlich) doch nicht ganz so schlimm, wie hier aufgezeigt, dann ist der Anleger in Sachwerten ganz sicher nicht schlecht aufgestellt.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter bei der I.C.M. in Mannheim