Nicolai Tangen: Der neue 1 Billion Euro Mann und sein Drama

03.09.2020

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Was die einen als perfekte Qualifikation betrachteten, sahen andere als Gefahr. Ist ein erfolgreicher Geschäftsmann geeignet einen Posten zu übernehmen, für den ethisch und moralisch höchste Standards gelten? Das parlamentarische Aufsichtsgremium, das die Zentralbank überwacht, hatte bei Tangen schwerwiegende Zweifel. Die Befürchtung: Der AKO-Chef könnte persönlichen Nutzen aus seiner neuen Position an der Spitze des Staatsfonds ziehen. Zudem empfahl Tangen seinen Kunden in Hedgefonds in Steuerparadiesen zu investieren.

Augen auf bei der Berufswahl!

Um zumindest die erstgenannte Befürchtung zu entkräften, sollte Tangens AKO-Stimmrechtanteil von 43 Prozent einem norwegischen Anwalt anvertraut werden. Außerdem sollte sein Anteil am Gewinn (46 Prozent) an eine Stiftung gehen. Doch das reichte dem Kontroll-Organ im Parlament noch nicht. Dieser Meinung war auch der Finanzausschuss und der Ton wurde schärfer. Letztlich kam die Forderung auf, Tangen sollte auf den Posten verzichten und Zentralbankchef Øystein Olsen zurücktreten. Der hatte den Deal mit dem Star-Investor überhaupt erst eingefädelt.

Letzte Woche lenkte Tangen schließlich ein: Er verkaufte all seine Anteile an AKO und überwies die Milliarden an die gemeinnützige AKO-Stiftung! Darüber hinaus kündigte er an, die Verwaltung seiner persönlichen Fondsanlagen zu ändern. Damit gaben sich sowohl der Finanzminister als auch eine Mehrheit der Abgeordneten im Parlament zufrieden. Für seinen Traumjob opferte Tangen also sein Lebenswerk – ein hoher Preis! Hätte er das schon im Dezember gewusst, so Tangen, hätte er sich nicht beworben. Gleichzeitig betonte er aber, jetzt noch motivierter zu sein für seine neue Aufgabe als Ölfondsmanager. Ob er über den Verlust von AKO nicht sauer sei? Tangens Antwort: „Sauer? Nein, aber ich glaube, es ist fair zu sagen, dass Øystein mir ein Bier schuldet.“ (sh)