Mut zum finalen Irrsinn

20.03.2017

André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH/ Foto: © Prometheus

Während Alternative 2 so herrlich logisch klingt, weil sie logisch ist, haben wir uns dennoch dazu entschieden, (Party-)Alternative 1 in die Realität zu befördern. Zugegeben, verwundern kann dies nicht. Welcher Politiker ist schon bereit, seine Wiederwahl durch die entwaffnende Ehrlichkeit der Alternative 2 zu gefährden? Und schließlich würde – da beißt die Maus keinen Faden ab – Alternative 2 aufgrund des dann einbrechenden Konsums zu einer Rezession führen. Welche politischen Frisurenclowns dann aus den linken und rechten Ecken unseres Landes herauskrabbeln, wollen wir uns in Anbetracht der mittlerweile ohnehin schon recht populismusbesoffenen Wählerschaft lieber nicht vorstellen. Also ist Alternative 2 zwar entwaffnend logisch, aber der Mehrheit vermutlich kaum überzeugend zu vermitteln.

Aber wir haben noch ein echtes As im Ärmel. Ein gezinktes zwar, aber eines, dass für die heutige Zeit wie maßgeschneidert ist. Dabei kommen uns zwei Dinge zu Gute, die eigentlich nicht gut sind:

  1. Die abhanden gekommene Kontrollinstanz des Marktes und
  2. unsere Tendenz, alles was die Notenbank macht, zu akzeptieren.

Null- und Negativzinsen? Na klar, ist zwar unlogisch, aber nehmen wir. Indirekte Staatsfinanzierung durch die EZB? Aber sicher! Schließlich macht „indirekt“ ja umso mehr Spaß, wenn „direkt“ verboten ist. Vor diesem Hintergrund erkläre ich Ihnen nun, wie mit Mut zum finalen Irrsinn der smarte Weg aus der Schuldenkrise gelingt.

Die EZB druckt zunächst weiter kübelweise Geld und kauft noch mehr Staatsanleihen, nun aber sogar auch die der schlechtesten EU-Mitgliedsländer. Dabei animiert sie insbesondere Banken, Pensionskassen und Versicherungen, sich von ihren unverzinsten und aufgrund der zu hohen Staatsverschuldung risikobehafteten Staatsanleihen zu trennen. Anschließend verzichtet die EZB auf die Rückzahlung eines großen Teils der aufgekauften Staatsanleihen – und zwar in dem Maße, dass alle Mitgliedsstaaten wieder deutlich unter die in den Maastricht-Kriterien festgeschriebene Verschuldungsgrenze von 60 Prozent fallen.

Die EZB ist damit theoretisch pleite. Das muss uns aber nicht stören, da diese ohnehin nur als virtueller Schiedsrichter neben dem Feld agiert und es niemandem weh tut, wenn deren Forderungen verpuffen. Anschließend kehrt die EZB wieder auf einen Pfad mit angemessenen Zinssätzen zurück. Das rettet unsere Altersvorsorgesysteme vor dem Kollaps, da diese wieder Erträge für die jetzigen und künftigen Rentner erwirtschaften können. Gleichzeitig führt die deutlich reduzierte Schuldenlast der Staaten dazu, dass Staatsanleihen wieder als verhältnismäßig sichere Anlage gelten.

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