Mittels Digitalisierung die Prozesseffizienz verbessern

01.09.2021

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Wie aber sieht eine praktische Anwendung von KI in der Finanzabteilung aus? Ein Beispiel: Es existiert zurzeit in Deutschland kein einheitliches Muster, wie eine Rechnung aussehen soll. Es existieren aber rechtliche Vorgaben, was eine Rechnung, um gültig zu sein, enthalten muss. Dementsprechend kann eine KI-gestützte Anwendung, basierend auf in der Vergangenheit an ein Unternehmen ausgestellten und von diesem geprüften und erfolgreich prozessierten Rechnungen, trainiert werden, um die in diesen Rechnungen enthaltenden rechtlich vorgegebenen Datensätze zu erkennen (Stichwort „wiederkehrende Muster“). Diese von der KI erkannten Datensätze können in das vom Unternehmen genutzte ERP-System eingespeist werden und automatisch Buchungsprozesse auslösen. Tatsächlich wird die KI-gestützte Bearbeitung von Rechnungen von vielen Unternehmen auch als wichtigster KI-Anwendungsfall gesehen: So bewerteten 39 % der Unternehmen dies in einer PWC-Studie aus dem Jahre 2017 („Digitalisierung im Finanz- und Rechnungswesen“[1]) als zentralen Anwendungsfall. Danach folgten die Automatisierung des Zahlungsverkehrs (29 %), das Monitoring des Buchungsstoffs und die Konsistenzprüfung von Unterlagen (jeweils 10 %). Die Erfahrung der Autoren bei der Implementierung von KI-gestützten Anwendungen hat außerdem gezeigt, dass außer typischen technisch-behafteten Herausforderungen, wie der Heterogenität an genutzten Datenquellen und Technologien, auch organisatorische Hemmnisse berücksichtigt werden müssen. Dies ist dem geschuldet, dass eine KI-basierende Softwareentwicklung sich entscheidend von einer traditionellen Softwareentwicklung unterscheidet.

Jede Finanzabteilung wünscht sich sicher auf Knopfdruck verfügbare Zwischenbilanzen und Simulationen zukünftiger Ergebnisse. Oftmals scheitert dies aber an der Notwendigkeit zur Auswertung einer großen Anzahl von Belegen. Früher wurde dies unter anderem mit aggregierten Zwischenbelegen unterstützt, was aber wiederum Simulationen deutlich erschwert. Hier gibt es jetzt durch die mit State-of-the-Art-Datenbanktechnologie sowie einem neuen Datenbanktabellenmodell bereitgestellte Lösung SAP S/4 HANA Finance deutliche Verbesserungen, gerade auch bei Banken und Finanzdienstleistern mit tendenziell hohen Beleganzahlen. Hier können unter anderem Summen in Echtzeit ermittelt werden, sodass sehr schnell Auswertungen erstellt werden können. Durch einheitliche Belege aus Finanzwesen und Controlling sind beide Bereiche zudem immer bestens abgestimmt. Auch Simulationen sind in hoher Geschwindigkeit möglich.

Digitalisierung der Finanzabteilung bei Banken und Finanzdienstleistern bedeutet neben digitalen Prozessen auch die optimierte Nutzung der entstehenden Daten, sodass es vielerorts bereits heißt: „Daten sind das neue Öl“. Hier steht insbesondere für Banken und Versicherungen die neue Lösung SAP Financial Services Data Platform bzw. Data Management (FSDP/FSDM) bereit, der erste Schritt hin zu einer digitalisierten Finanzabteilung, da ein zentrales, normiertes Datenmodell der Grundpfeiler jeglicher nachgelagerter auswertender Systeme ist. Ein Beispiel solch eines nachgelagerten Systems wäre das regulatorische Reporting, welches durch seine komplexen, aber auch tendenziell stabilen Anforderungen ein enormes Automatisierungspotenzial beinhaltet. Des Weiteren ermöglicht ein normiertes Datenmodell auch ein effizientes und effektives Trainieren von KI-basierten Anwendungen. Die FSDP ist mit ihrem standardisierten Datenmodell dafür eine hervorragende Grundlage.

Abbildung: Bestandteile der FSDM/FSDP-Lösung (Quelle: adesso orange)

Mit den beschriebenen innovativen Techniken und dem richtigem Mix aus diesen, können die Finanzdienstleister die zukünftigen Herausforderungen (Regulatorik, Datenvolumina, adhoc Reports, schnelle Entscheidungsfindung, digitale Märkte und Konkurrenten), die in den nächsten Jahren auf Sie zukommen, gut meistern.

[1] Quelle: Digitalisierung im Finanz- und Rechnungswesen und was sie für die Abschlussprüfung bedeutet (Herausgegeben von PriceWaterhouseCoopers GmbH, Mai 2018)

Gastbeitrag von

Damian Piechaczek, Senior Consultant im Bereich Financial Services, adesso Orange AG

Jens Brakhage, Geschäftsbereichsleiter für den Bereich Financial Services, adesso Orange AG

Frank Mende, Managing Partner bzw. Vorstand verantwortlich für den Bereich Financial Services, adesso Orange AG