Man muss auf alles vorbereitet sein

06.12.2021

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Altbekannte Gefahren leben auf

Nun verstetigt sich, entgegen aller Verharmlosungen von Politikern und Notenbänkern, eine seit 13 Jahren nicht mehr gekannte Gefahr: Die Inflation!!! Während die Vermögenden, deren Kapital meist in Immobilien und Aktien investiert ist, von der Gelddruckerei und der Zinsmanipulation profitieren, geraten immer mehr Normal- und Geringverdiener in die Bredouille. Denn gerade deren Hauptausgaben haben sich massiv verteuert: Wohnungen, Lebensmittel und Auto. Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich noch weiter. Neben dieser innenpolitischen Gefahr verdunkeln sich auch die wirtschaftlichen Wolken. Denn logischer Weise kann die Masse dann weniger konsumieren. Außerdem werden in solchen Situationen nicht unbedingt notwendige Anschaffungen verschoben. Besonders getroffen werden dann Konsum lastige  Volkswirtschaften, wie zum Beispiel die USA. In Folge wächst dann auch die Unzufriedenheit mit der Politik (s. letzte Umfrage in Amerika). Das Vertrauen schwindet.

Aus der Warenverteuerung erwächst eine weitere Gefahr. Der Ruf nach deutlichen Lohnerhöhungen wird in 2022 laut werden, eventuell sehr laut. Wenn aufgrund der Koppelung an die Inflationsrate die Rentner 4,4 % höhere Zahlungen erhalten, werden auch die Arbeitnehmer in dieser Größenordnung Forderungen stellen. Da höhere Lohnkosten in die Verkaufspreise einfließen, wird sich die Inflation auch im kommenden Jahr nicht abschwächen. Die Lohn-Preis-Spirale lebt wieder auf. Und die Notenbanken müssen hilflos zuschauen. Denn mit Zinserhöhungen im notwendigen Maße würden sie die Wirtschaft massiv schwächen. Zumal derzeit die Pandemie und Mutation wieder erschreckende Ausmaße annehmen. Auch ein Crash an den Kapitalmärkten würde die Folge sein, besonders dann, wenn der Markt die Zinsen in die Höhe treibt, obwohl die Notenbanken „dagegen Halten“. Dann liegen alle Marktteilnehmer falsch. Und viele, besonders die Neulinge der letzten zehn Jahre, kennen bis jetzt nur eine Richtung, nämlich steigende Kurse.

Keine Sicherheit

Kräftige Kursverluste könnten auch die Festverzinslichen Wertpapiere erleiden. Grenzwertige Bonitäten, die heute vielleicht noch interessant scheinende Renditen versprechen, laufen Gefahr Konkurs zu gehen. Dann steht plötzlich 100 % der darin getätigten Investition im Feuer. Aber auch die Kurse von Langläufern würden massiv unter Druck kommen. Auch wenn Fondsgesellschaften immer wieder von „tollen“ Erträgen ihrer Rentenfonds berichten, meide ich diesen Bereich. Ich halte es für ein zinsloses Risiko.

Doch selbst wer glaubt, er ist im Immobilienmarkt auf der sicheren Seite, könnte sich plötzlich mit Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Sicher nicht derjenige, der in einem (fast) bezahlten Eigenheim wohnt. Aber diejenigen, die sich „bis zur Halskrause“ zinsgünstig verschuldet haben. Denn meist ist die Kreditobergrenze an den Immobilienwert gekoppelt (zum Beispiel 80 % des Verkehrswertes). Wer aber hoch verschuldet ist, kann nicht „nachschießen“. Die Rechnung ist einfach nachzuvollziehen. Eine Immobilie für 500.000 Euro erworben, ist dann mit 400.000 Euro finanziert. Fällt der Preis der heute schon recht teuren Immobilie auf 400.000 Euro errechnet sich eine Kredithöchstsumme von 320.000 Euro. Nachschuss: 80.000 Euro !!!! Merke: Auch wenn im Gegensatz zu Aktien der Wert der Immobilie nicht täglich festgestellt wird, so schwankt auch der „Immobilienkurs“.

„Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt“

Nun will ich kein Crash-Prophet sein. Ich will nur auf die vorhandenen Gefahren hinweisen. Der Anleger darf sich nicht dem Glauben hingeben, es geht alles so weiter. Weiter nach oben natürlich. Noch ist (scheint) alles in Ordnung. Die Entwicklungen seit dem „Black Friday“ könnten nur ein Vorgeschmack sein. Der ideale Zeitpunkt, sich mit den Risiken zu befassen und die Vermögensaufteilung entsprechend anzupassen. Denn trotz denkbarer Irritationen an den Kapitalmärkten ist der Vermögensanteil der Edelmetalle in vielen Depots stark unterrepräsentiert. Dabei haben sich diese in Zeiten von Inflation oder Stagflation stets als Kapitalversicherung erwiesen. Die auf der Stelle tretenden, oder gar schwächeren Kurse (zum Beispiel Silber) hält viele Investoren vom Kauf ab. Da Stimmungsumschwünge sich oft schlagartig (auch die Börsenkurse) vollziehen, werden die meisten Anleger das Aufspringen dann verpassen.

Es ist daher an der Zeit, sich auf alles Mögliche vorzubereiten. Auch auf den schlimmsten Fall. Beziehungsweise, gerade darauf. Denn, wer bei einem Kurseinbruch 50 % verliert, benötigt anschließend eine Kursverdoppelung, um wieder bei Einstand zu sein. Die Aufteilung in Liquidität, das bezahlte Eigenheim, Qualitätsaktien und Edelmetalle erscheint in diesem Umfeld die sinnvollste Strategie zu sein. Die Entscheidung der prozentualen Größenordnung ist ein Gesprächspunkt für eine persönliche,  individuelle Beratung. Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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