Klimawandel durch Trump

22.11.2016

Wenn Donald Trump seine Wahlversprechen wahr macht, stehen dem weltweiten Freihandel schlechte Zeiten bevor ©Eisenhans fotolia.com

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Das Schaubild zeigt, wo der Schuh drückt bei Trumps Anhang: Der Output der US-Industrie ist in den letzten drei Jahrzehnten zwar um das 2,5fache gestiegen , die Zahl der Arbeitsplätze ist unterdessen um rund 40% gefallen, zum Teil durch Verlagerung ins Ausland aus dem ein wachsender Anteil an Zulieferungen importiert wird und lokale Wertschöpfung ersetzt, zu einem erheblichen Teil aber auch durch Automatisierung, insbesondere den wachsenden Einsatz an Industrierobotern anstelle von Facharbeitern wie etwa Schweißern im Automobilbau.[/caption]

Zudem drohen hier offene Konflikte vor allem mit China, dass letztlich durch einseitig verschlechterte Handelsbedingungen auf Einkommen zugunsten der USA verzichten müsste. Das Problem dabei: Die USA sind von ihrem machtpolitischen Konkurrenten China abhängig. Peking hat als weitaus größter Gläubiger mit rund einem Drittel aller US-Staatsschulden und wichtigster Finanzier der laufenden Verschuldung eine zwar teure aber gefährliche Waffe in der Hand. Ein von China provozierter Staatsbankrott der USA würde zwar das chinesische  Anleihe-Portfolio (über eine Billion Dollar) entwerten. Allerdings könnte die chinesische Industrie wohl auch in diesem Fall weiter produzieren und neue Überschüsse einfahren. Dagegen wäre die Vormachtstellung der USA auf den Finanzmärkten wohl erledigt, weil der Dollar keine Reservewährung mehr wäre, nachdem eine US-Staatspleite Treasuries und Dollar-Guthaben entwertet hätte. Der gewohnte Finanzierungsbeitrag durch die arabischen Ölstaaten mit Saudi-Arabien an der Spitze fällt derzeit weg. Auf Grund der schwachen Ölpreise fallen dort derzeit keine Überschüsse mehr an. Vielmehr hat Saudi-Arabien in diesem Jahr die Marktseite gewechselt und kommt als Emittent einer Anleihe, an den Markt um sich selbst Geld zu beschaffen. Die US-Regierung wird mit protektionistischen Handelspolitik schnell in ein politisches Minenfeld geraten, in dem der Machtverlust der USA deutlich wird. Trump wird es daher gegenüber China wohl kaum auf eine Konfrontation ankommen lassen und sich mit ein paar starken Worten begnügen.

Stattdessen bieten sich der IWF und die supranationalen Entwicklungsbanken wie die Weltbank, ADB (Asien), EBRD (Osteuropa und Zentralasien) und IADB (Lateinamerika) als Ziele Trumpscher Reformversuche an. Dafür spricht das bereits erkennbare Personal mit John Bolton und Newt Gingrich, die schon in früheren Administrationen (vor allem den Bushs) auf eine Schwächung eben dieser Organisationen hingearbeitet haben zugunsten größerer autonomer Handlungsspielräume für die US-Politik. Die Zeche müssten dann die Emerging Markets zahlen. Sie müssten sich auf  geringere Finanzierungsspielräume und entsprechend höhere Risikoprämien einstellen. Die grundlegende Schwächung des internationalen Handels trifft alle Geschäftsmodelle, die stark auf die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung setzen. Dazu zählen neben der europäischen Industrie ironischerweise auch gerade die US-Hightechfirmen, die sich bislang stark auf ihre asiatischen Zulieferer stützen. Die Gewinner setzen auf Geschäftsmodelle, deren Wettschöpfung innerhalb jeweils nationaler Märkte funktioniert und daher von den aufgeführten Risiken weniger berührt werden, also konsumnahe Dienstleister, die Bau- und Immobilienbranche sowie alles was direkt in den privaten Konsum geht. Bei alledem bleibt es unwahrscheinlich, dass Arbeitsplätze in nennenswertem Umfang zurück in die USA verlagert werden, die Chance liegt nur darin, in den genannten Bereichen neue zu schaffen. (mk)