HanseMerkur engagiert sich für Kinder

27.06.2017

Der Hauptpreissräger des diesjährigen HanseMerkur Preis für Kinderschutz: Das KonTEXT Leseprojekt aus München / Foto: © Damir Kis

Alle Angebote dienen nicht nur dazu, das Selbstwertgefühl der Jugendlichen mit wertschätzendem Umgang zu stärken. Sie leisten auch einen Beitrag zur sozialen Integration und Bildung einer Gruppe von oftmals besonders benachteiligten jungen Menschen: Jugendliche mit psychischen und Aggressions-Problemen, Erfahrungen mit massivem Drogenkonsum, Gewalt, dem Verlust wichtiger Bezugspersonen, mit Selbstverletzungen, Essstörungen und Depressionen. Dass die systematischen Maßnahmen, entwickelt zwischen der Bayerischen Justiz und KonTEXT, fruchten, spiegeln Rückmeldungen der Teilnehmer wider: „Wenn man mehr Kinder in so eine Maßnahme stecken würde und nicht in Arrest. Dann würden ihre Augen durch die Geschichten aufgemacht.“

ANERKENNUNGSPREISTRÄGER 2016

Die drei mit jeweils 10.000 Euro dotierten Anerkennungspreise gehen an folgende Projekte:

  • In Deutschland leben 80.000 taube Menschen, 16.000 von ihnen sind Kinder. Nicht selten sind sie sozial isoliert und leiden an einer Vielzahl psycho-sozialer Probleme. Nur etwa 10 Prozent von ihnen werden in der Gebärdensprache unterrichtet, die auch nur wenige Eltern tauber Kinder beherrschen. Daher erleben sie tagtäglich eine Kommunikation, die von Ausschluss, verpassten Chancen und Unverständnis geprägt ist. Als Interessenvertretung für taube und schwerhörige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis zum 27. Lebensjahr macht die Deutsche Gehörlosen-Jugend e.V. mit Sitz in Berlin einen breiten Strauß an Angeboten. Dazu zählen seit 2001 auch Feriencamps, in denen ausschließlich in der Deutschen Gebärdensprache kommuniziert wird. Diese Freizeiten leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Persönlichkeits- und Sprachentwicklung der jungen Menschen, sondern vermitteln ihnen auch Freude an ihrer eigenen Kultur und das Bewusstsein, ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein. Sie geben jungen tauben Menschen Kraft und vermitteln ihnen, dass sie trotz ihrer Hörschädigung starke, selbstbewusste und sozialkompetente Menschen sein können, die für sich und andere einstehen.
  • Neuronal Ceroid Lipofuszinose (NCL) ist eine seltene, genetisch bedingte Stoffwechselkrankheit, die zum langsamen Absterben von Nervenzellen führt. Von NCL sind in Deutschland rund 700 Kinder betroffen; weltweit geht man von 70.000 Fällen aus. Die tödlich verlaufende und weitgehend unbekannte Krankheit wird in der Regel erst nach zwei bis vier Jahren richtig diagnostiziert und auch als Kinderdemenz bezeichnet, da ihr Verlauf mit einem Sehkraftverlust beginnt und später zu einem Stillstand der psychomotorischen Entwicklung, zu epileptischen Krämpfen und einem geistigen und sprachlichen Abbau bis hin zum Kontrollverlust der Körperfunktionen führt. Kaum einer der jungen Patienten erlebt sein 30. Lebensjahr. Die im Jahre 2002 in Hamburg gegründete NCL-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen bis zum Jahr 2025 eine erste Therapie anbieten zu können. Sie klärt nicht nur Augen- und Kinderärzte, Studenten und Schüler über das Krankheitsbild auf. Im Fokus steht die Forschung: Bei der Vergabe von Doktorandenstipendien ist die NCL-Stiftung größer Einzelförderer weltweit.
  • In Deutschland gibt es 14 Kinderhospize. Das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar im sauerländischen Olpe, gegründet 1998, ist die älteste Einrichtung dieser Art. Zwölf unheilbar erkrankte Kinder und Jugendliche mit verkürzter Lebenserwartung werden rund um die Uhr von einem erfahrenen Team aus Krankenpflege und Pädagogik betreut, während Eltern und Geschwister im Hospiz für bis zu 28 Tage im Jahr einmal zur Ruhe und zu gemeinsamen Aktivitäten kommen, was im Alltag wegen der Pflegesituation nicht möglich ist. So sind mit den jungen Patienten, die hier liebevoll „Gäste“ heißen, und ihren Begleitern ständig 40 bis 50 Personen in Olpe untergebracht. Über 700 Familien wurden bislang schon begleitet und im Sinne des Balthasar-Mottos betreut: „Wir können dem Leben nicht mehr Tage, aber den Tagen mehr Leben geben.“ Auch für einen würdigen Abschied sind alle Vorkehrungen getroffen. Ausgebildete Trauerbegleiter stehen den Familien zur Seite. Häufig bleiben sie bis zur Beerdigung im Hospiz und kehren auch am Jahrestag des Heimganges ihrer Lieben immer wieder in die Einrichtung zurück. (ahu)

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