Goldpreis steigt mit Geldmenge
19.05.2020
Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung / Foto: © Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung
Notenbanken weltweit verneinen, dass sie Staatsschulden monetarisieren. Zudem vermitteln sie wiederholt die Illusion, die Geldpolitik jederzeit anpassen und ihre Bilanzsumme reduzieren zu können. Leider ist die US-Notenbank (FED) mit diesem Versuch im Jahr 2018 grandios gescheitert. Das Gegenteil ist mittlerweile zu beobachten: Die Druckerpressen laufen als Reaktion auf die Corona-Pandemie noch schneller und die Geldmengen steigen rasant. Neben Staatsanleihen und Unternehmensanleihen finden nun auch Ramschanleihen (High Yield) einen Platz in der Bilanz der FED. Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken werden diesem Beispiel bald folgen. Für Anleger bedeutet dies, dass Gold in einer Vermögensstruktur weiter an Wichtigkeit gewinnen wird. Das gelbe Metall war historisch ein geeignetes Instrument zum Werterhalt, besonders in Zeiten extremer Geld- und Fiskalpolitik. Man mag zu der ultralockeren Geldpolitik stehen, wie man will, aber es erscheint uns mehr denn je ratsam, Gold und Edelmetalle in der Kapitalanlage stärker zu berücksichtigen.
Die Druckerpressen laufen schneller
Mit Beginn der großen Finanzkrise im Jahr 2007 hat sich die Geldpolitik gravierend verändert. Die herkömmliche und alt bekannte Zinspolitik wurde von den Notenbanken durch unkonventionelle Maßnahmen ergänzt. Dieser Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen (Quantitative Easing) avancierte in den vergangenen Jahren sehr schnell zum wichtigsten Werkzeug geldpolitischer Einflussnahme. Bei kurzfristigen Zinsen nahe Null oder sogar im negativen Terrain wurden kosmetische Zinssenkungen von den Kapitalmärkten nur noch als Placebo wahrgenommen, die wirkungslos verpufften. Die großen Notenbanken wiesen in den vergangenen Jahren unermüdlich darauf hin, dass die Anleihekäufe nur temporär vorgenommen würden und die Zentralbankbilanzen zu gegebener Zeit wieder reduziert werden könnten. Wir haben dies immer bezweifelt. Im vierten Quartal 2018 ging in den USA dieser Versuch auch mächtig schief. Mit den jüngsten Ankündigungen als Reaktion auf den pandemiebedingten Konjunktureinbruch, beginnen die Notenbankbilanzen nun endgültig zu explodieren. Die gigantischen Fiskalpakete sind einfach zu mächtig, um vom Kapitalmarkt bei unattraktiven Zinsen refinanziert zu werden. Die Druckerpresse muss nun endgültig die Staatsdefizite finanzieren.
Der Teufelskreislauf aus niedrigen Zinsen und exorbitanter Verschuldung erfordert hohe Wachstumsraten der Geldmengen
Viele Beobachter (so auch wir) stellen fest: Wir befinden uns am Beginn der Modern Monetary Theory (MMT). Demnach können Staaten quasi unbegrenzt über Ihre Einflussnahme auf die Notenbanken die Geldmenge erhöhen. Damit unterscheidet sich der Staat von Unternehmen oder Bürgern, denn er muss seine Schulden nicht herkömmlich zurückzahlen. Vielmehr kann er mit neu geschaffenem Geld die Zinsen und Tilgungen bestreiten. Mit anderen Worten: Der Staat gibt Geld heraus und bestreitet damit seine Ausgaben. Steuern werden im Rahmen von MMT nicht als Finanzierungsinstrument des Staates betrachtet. Vielmehr dienen sie dazu, die Inflation zu begrenzen, indem ein Teil des Geldes wieder eingesammelt wird.
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