Fünf Trends, die die Märkte bewegen

21.02.2017

Huw van Steenis / Foto: © Schroders

Was bedeutet das für Anleger? Ich gehe davon aus, dass Investments in westlichen Ländern zunehmend eine immer größere Ähnlichkeit zu Investments in Schwellenländern entwickeln werden. Dort ist ein genaues Verständnis des betreffenden Landesrisikos und der politischen Ökonomie unabdingbar. Schwellenländer lehren uns auch, dass Populismus oft inflationär ist. Zweitens müssen wir unsere Investitionen in Zeiten erhöhter Unsicherheit tätigen. Die Gefahr von „Wie-du-mir-so-ich-dir“-Streitigkeiten beschäftigte viele Politiker und Führungskräfte. Zudem erhärtet sich der Eindruck, dass verschiedene Länder die Errichtung finanzieller Mauern durchaus fördern. Doch auch hier gibt es zwei Gesichter der Medaille: Einerseits kann eine stärkere Abschottung im Bankensystem dazu beitragen, Schocks abzufedern. Andererseits hat sie vermutlich negative Auswirkungen auf das Wachstum, sofern die einzelnen Märkte die Lücke nicht schließen können. Die Bankenkrise hat uns gelehrt, dass Europa vielfältigere Möglichkeiten zur Refinanzierung von Unternehmen und des Infrastruktursektors bitter nötig hat.

  1. Politischer Wandel – Die Konsequenzen für Zentralbanken

Was bedeutet ein politischer Regimewandel für Zentralbanken und die Entwicklung von Vermögenspreisen? Während sich die meisten darüber einig waren, dass der Reflationshandel insbesondere in den USA der wichtigste Wendepunkt für Vermögenspreise sein wird – und vermutlich das Ende des 30-jährigen Bullenmarktes für Anleihen – gab es kaum Konsens darüber, wie reibungslos der Übergang verlaufen wird. Angesichts dessen, dass wir 2016 an die praktischen Grenzen der Geldpolitik gestoßen sind – man denke nur an die gefährlichen Experimente mit Negativzinsen – verwundert es kaum, dass die Anleger einen Wandel in der Steuer-, Regulierungs- und Handelspolitik herbeisehnen. Die Auswirkungen auf Vermögenspreise, Marktliquidität, Volkswirtschaften von Schwellenländern und Kapitalflüsse in Schwellenländer zählen dabei zurzeit  zu den wichtigsten Themen von Zentralbanken, Bankern und Anlegern.

Meiner Ansicht nach sollten die Korrelationen zwischen Anlageklassen infolge der Einschränkung der quantitativen Lockerungspolitik durch die Zentralbanken dramatisch fallen. Eine größere Divergenz von Vermögenswerten, Sektoren und Wertpapier-Performance könnte sich für scharfsinnige Anleger ebenfalls als positiv erweisen.

Im nächsten Schritt sollten wir unbedingt über die Vermögenswerte nachdenken, deren Kurse von der quantitativen Lockerungspolitik nach oben gehievt wurden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Zinsen mit steigender Inflation schneller steigen als angenommen. Während sich die Märkte an moderat handelnde Zentralbanken und „länger niedrigere Zinsen“ gewöhnt haben, ist der Ausstieg aus dem außergewöhnlichen Finanzexperiment alles andere als klar. Ein Ausstieg wird voraussichtlich viel stärkere Neubewertungen und Rotationen nach sich ziehen als bisher.

weiter auf Seite 3