Die Entwicklung gibt uns recht

03.11.2021

Eric Bussert, Vertriebsvorstand HanseMerkur / Foto: HanseMerkur

finanzwelt: Ohne die höheren GOÄ der PKV wären die Beiträge der GKV nicht finanzierbar. Als PKV-Gesellschaft sehen Sie vermutlich das duale Gesundheitsversorgungssystem in Deutschland mit einer starken PKV-Landschaft für das einzig richtige Zukunftsmodell. Welche guten Gründe sprechen dafür? Bussert» Es ist manchmal sehr schwer, gegen Ideologien zu argumentieren. Die Sachargumente sind ja hinreichend ausgetauscht. Ich glaube, dass die PKV ein sehr wesentlicher Bestandteil unseres sehr gut funktionierenden Gesundheitssystems ist. Gerade in den letzten 18 Monaten ist es sehr deutlich geworden, wie leistungsfähig unser System ist. Klar ist aber auch, dass sich das System weiterentwickeln muss. Dazu gehören viele Faktoren, die wir auch als PKV-Industrie weiterentwickeln müssen.

finanzwelt: Wo sollte die PKV sich denn weiterentwickeln, damit sie zukunftsfähig bleibt? Bussert» Die Beitragsstabilität ist ein ganz wesentlicher Punkt. Ich habe allergrößtes Verständnis dafür, wenn ein PKV-Versicherter über seinen Beitragssprung von 10 % nicht gerade glücklich ist. Aber das hat natürlich etwas mit dem bestehenden System der PKV zu tun. Insofern wäre es ein wesentlicher Faktor, dass es zu einer Verstetigung der Beiträge kommen muss. Also wenn nicht alle paar Jahre ein größerer Beitragssprung, sondern nur, wenn erforderlich, regelmäßige sehr niedrige Anpassungen stattfinden. Der zweite wesentliche Aspekt ist, wie man dem Vorurteil der Beitragssicherheit im Alter begegnet. Bei uns ist es so, dass weniger als 1 % der Versicherten einen höheren Beitrag bezahlen als der Höchstbetrag in der gesetzlichen Krankenversicherung. Das liegt daran, dass wir sehr beitragsstabile Tarife haben und dass wir seit Jahren ein sehr gutes Beitragssicherungsprogramm für das Alter anbieten. Das besteht aus zwei Bausteinen, die man früh abschließen sollte. Der eine Baustein sorgt dafür, dass man wie in einem Sparvertrag parallel zu seiner privaten Krankenversicherung Gelder anspart, die dann dafür genutzt werden, den Beitrag im Alter zu reduzieren, 50 Euro, 100 Euro usw., ganz nach Belieben. Der zweite Baustein sorgt dafür, dass man im Alter von einem Tarif ohne Selbstbeteiligung in einen leistungsgleichen Tarif mit Selbstbeteiligung wechseln kann, der natürlich deutlich günstiger kalkuliert ist. Ein passender Baustein lässt wiederum die Selbstbeteiligung entfallen, damit es zum wirklichen Vorteil des Versicherten kommt. Wenn man es frühzeitig und intelligent macht, führen diese beide Bausteinen in der Kombination dazu, dass man im Alter weniger Beitrag bezahlt als in der Erwerbsphase.

finanzwelt: Die HanseMerkur arbeitet Hand in Hand in allen Bereichen der PKV an einem optimalen Ergebnis für Kunde und Vermittler. Wo sehen Sie noch Handlungsoder Verbesserungsbedarf im eigenen Haus? Bussert» Ein privater Krankenversicherer sollte den Anspruch haben, für alle Zielgruppen in der Krankenvollversicherung bestmöglichen Versicherungsschutz anzubieten. Das muss nicht immer der günstigste Tarif oder der Hochleistungstarif sein. Es muss das sein, was die Zielgruppe nachfragt. Auch wir können uns da an der einen oder anderen Stelle noch weiterentwickeln. Für uns ist das ein dauerhafter, interner Innovationsprozess, um bestmögliche Tarife für alle Nachfragebereiche und -bedarfe anzubieten. Der zweite Aspekt ist, dass sich die Krankenversicherer zum Gesundheitsdienstleister weiterentwickeln. Dazu gehören Präventionsprogramme, Vorsorgeprogramme, entsprechend unterstützende Maßnahmen und natürlich auch Beratung unserer Versicherten. Also nicht nur der Kostenerstatter, sondern der Gestalter der Gesundheit zu sein und als Ratgeber den Versicherten zur Seite zu stehen. Und last but not least Dienstleistungen anzubieten, die nicht klassisch zur Versicherung gehören. Wir setzen uns damit sehr intensiv auseinander und sind auf einem guten Weg dahin!

finanzwelt: Das freut mich. Weiterhin viel Erfolg und vielen Dank für das sehr spannende Interview. (lvs/ahu)