Der Kater nach der Party dauert meist länger als man glaubt

29.03.2018

Daniel Zindstein / Foto: © Zindstein Vermögensverwaltung GmbH

Mit Trump wurde der Turbo eingeschaltet

In dieses Idealszenario kam Donald Trump 2017 mit den Plänen seiner Steuerreform. Wenn die größte Volkswirtschaft der Welt seine Wirtschaftspolitik massiv freundlicher gestaltet (niedrigere Steuersätze, hohe Abschreibungen für Investitionen, weniger Regulierung und Bürokratie), so hat dies enorm dynamisierende Auswirkungen auch auf andere Länder in der Welt. Auch hier nahmen dies die Aktienmärkte, in erster Linie natürlich in den USA, früh auf und beschleunigten ihren schon jahrelang anhaltenden Kursaufschwung noch zusätzlich.

Aber auch die Indikatoren aus der Wirtschaft stiegen auf hohe und höchste Niveaus an. Einkaufsmanager-Indices, Ifo-Geschäftsklima-Index und viele andere Konjunkturindikatoren erreichten Spitzenwerte. Selbst die Verbraucher in allen Ländern waren in Konsumlaune wie nie zuvor.

Die eh schon gute Stimmung und gestiegenen Märkte wurden nochmals angeheizt.

Die Party erreicht ihren Höhepunkt

Wie so oft und auf vielen Partys gibt es diverse Stimmungskiller. Entweder verlassen liebenswerte Gäste zu früh das Geschehen, es ist zu laut und die Nachbarn beschweren sich oder schicken gar die Polizei. Manchmal gibt es auch einen, der rumpöbelt und Streit sucht. Das Bier oder der Wein geht aus oder es wird einfach spät und alle werden müde. Komisch, eigentlich weiß man ja, dass jede Party enden muss, aber man will es nicht wahrhaben. Genauso läuft es an den Kapitalmärkten.

Im Dezember-Kommentar schrieben wir, dass die Party ihren Höhepunkt erreicht und wenig ausreicht, um die gute Stimmung zu beenden. Wer dieser Stimmungskiller sein wird, ist im voraus jedoch nur schwer zu sagen.

Stimmungskiller: Inflation und steigende Zinsen

Ende Januar war es dann soweit. Plötzlich verbreite sich der Glaube, dass die Inflation so stark ansteigen könnte, dass die US-Zentralbank die Zinsen viel stärker anheben müsste, als sie das bisher geplant hätte. Ja sogar die Europäische Zentralbank (EZB) würde rasch ihr Anleihenkaufprogramm einstellen und über Zinserhöhungen nachdenken müssen. Sollte das der Fall sein, bräche natürlich ein wichtiger Faktor für alle Märkte – Liquidität und günstige Zinsen – weg. Was folgte waren parallele Verkäufe in beiden großen Kapitalmarktsegmenten: Aktien und Anleihen.

Normalerweise laufen die beiden Anlageklassen spiegelverkehrt. Wenn die Aussichten positiv sind, werden Aktien gekauft und Festverzinsliche verkauft. Wenn es schlechter aussieht verkauft man Aktien und kauft sichere Anleihen. Und genau so sind viele Portfolios institutioneller Anleger in der Welt aufgebaut, nämlich ausgeglichen in Aktien und Anleihen, um einen Risikoausgleich zu haben.

Fallen jedoch beide Anlageklassen, hat man nichts im Portfolio, was die Verluste ausgleicht und man ist gezwungen zu verkaufen. Das geschah vereinfacht gesagt weltweit Anfang Februar.

weitere auf Seite 3