Das dauerhafte Depot

06.02.2017

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Aktuell sollten wir uns noch im „b-Szenario“ befinden. Trotz der weltweiten Gelddruckorgien, begleitet durch einen fallenden, inzwischen unnatürlichen Zinstrend, hat sich nur eine Inflation der Vermögenspreise (Immobilien, Festverzinsliche, Aktien, Kunst usw.) ergeben. Spätestens mit der Einführung des „Minuszins für alle“, dem „Bargeldverbot“ oder dem „Helikoptergeld“ wird „früher oder später“ das Überschwappen der Inflation auch auf die Verbraucherpreise „gelingen“.

Erste Warnsignale kamen von den Inflationszahlen für den Dezember 2016. Die Zahlen für den Januar 2017 dürften basisbedingt noch schlechter werden. Dann würde das Szenario „b“ von den Szenarien „a“ oder „d“ abgelöst. Es fällt auf, dass in beiden Fällen Rohstoffe und Edelmetalle profitieren. Die Börse scheint seit Anfang 2016 daran zu glauben. Nach Jahren der Desinflation sind in diesen beiden Segmenten trotzdem noch immer viele Börsenteilnehmer unterinvestiert. Vor allem die Edelmetalle sind noch auf lukrativem Kursniveau.

Daraus eine grundsätzliche Vermögensaufteilung abzuleiten wäre falsch, weil sie individuelle Bedürfnisse nicht berücksichtigen würde. Aber zwei Erkenntnisse gibt es: Liquidität und Festverzinsliche werden „klein“ gehalten, Rohstoffe und vor allem Edelmetalle sind aufzustocken (zehn bis zwanzig Prozent). Als „Streitpunkt“ der Anlagestrategie gilt aufgrund seiner Volatilität oft der Aktienanteil.

Die langfristig Erfolg versprechenste Lösung ist, den auf die persönliche Situation abgestimmten prozentualen Aktienanteil dauerhaft festzulegen. Dieser wird nur bei gravierenden Revisionen der Qualität einzelner Aktien oder des prozentualen Vermögensanteils verändert. Hat z.B. ein Anleger sich auf 50 Prozent Aktien festgelegt, dann würde bei einer Wertsteigerung auf 70 Prozent des Vermögens (Hausse) Aktien so lange verkauft, bis wieder 50 Prozent erreicht sind. Umgekehrt, reduzieren sich die Werte auf 30 Prozent (Crash), dann wird zugekauft, bis der Aktienanteil wieder bei 50 Prozent steht. Alles andere wird als „normale“ Schwankungen der Aktienbörsen akzeptiert. Ist eine Aktie kräftig gestiegen, so kann auch hier eine Begrenzung vorgenommen werden, zum Beispiel nur fünf Prozent Depotanteil.

So schafft sich der Anleger ein prognosefreies, dauerhaftes Aktienportfolio mit meist kalkulierbaren Ausschüttungen. Dadurch werden die „Fehler“, die bei der Umsetzung von „guten“ Ein- und Ausstiegszeitpunkten entstehen, stark reduziert. Es ist dann fast jeder Zeitpunkt „ideal“. Und im Ergebnis wurde nach gestiegenen Kursen teuer verkauft und bei gefallenen Preisen billig gekauft.

Der Anleger entgeht dadurch mehrheitlich dem hysterischen Reagieren (Angst und Gier) auf Meldungen, Interviews von Trump, Kursbewegungen und dem Geheimtipp seines Friseurs. Er muss nur noch die prozentualen Abweichungen ausgleichen, um ein „Rebalancing“ des Vermögens zu gewährleisten. Langfristig waren Aktien in der Vergangenheit die lukrativste Assetgruppe.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH