Deutlicher Verbesserungsbedarf bei Cyberschutz

07.07.2017

Viele KMUs sind nur schlecht gegen die Gefahren aus der digitalen Welt geschützt / Foto: © zephyr_p-fotolia.com

Bei den kleinen und mittleren Unternehmen Deutschlands wächst das Bewusstsein für Cybergefahren. Jedoch hinkt die Absicherung gegen diese Gefahren dem Bewusstsein noch deutlich hinterher. Nicht-digitale Gefahren werden deutlich besser abgesichert. Das geht aus der Gothaer KMU Studie 2017 hervor.

In der Studie, für die die Gothaer ca. 1.000 Unternehmen befragt hat, gaben 32 % der  Unternehmen an, dass sie Cyber-Risiken wie einen Hackerangriff oder Datendiebstahl als eine der größten Gefahren ansehen. 35 % halten es sogar für wahrscheinlich, dass ihr Unternehmen von einem solchen Risiko betroffen sein könnte. Dies ist eine Steigerung von fünf Prozentpunkten gegenüber 2015. Trotz dieses gestiegenen Gefahrenbewusstseins, rüsten sich die Unternehmen immer noch unzureichend gegen die Bedrohungen aus der digitalen Welt. So verzichtet jedes fünftes KMU auf die Installation von Virenschutzprogrammen, jedes vierte hat keine Firewall und ein Drittel führt nicht einmal eine professionelle Datensicherung durch. Gerade  einmal 9 % sind gegen Cyberrisiken versichert. Das ist zwar ein leichter Anstieg um zwei Prozentpunkte gegenüber der Studie 2015, jedoch bleibt unverständlich, warum viele Privatleute offenbar deutlich besser gegen Cyberrisiken geschützt sind als Unternehmen, deren gesamter Geschäftsprozess dadurch lahm gelegt werden kann. Kostengründe werden wohl kaum eine Rolle spielen, denn alle Maßnahmen, die gegen Cyberangriffe schützen, können nicht so teuer sein, wie der Schaden, den Viren etc. verursachen können.

Digitalisierung für alle Bereiche wichtig

Der mangelnde Schutz vor Cyberrisiken ist noch unverständlicher, wenn man bedenkt, dass die Unternehmen der Digitalisierung enorme Wichtigkeit zumessen. So gaben 75 % der befragten Unternehmen an, dass die Digitalisierung ein wichtiger bzw. sehr wichtiger Aspekt sei, der in allen Unternehmensbereich präsent sei. Besonders die großen KMUs können sich ein rein analoges Arbeiten kaum noch vorstellen. Entsprechend wird den Computersystemen und Daten auch eine hohe Bedeutung zugemessen. So gaben 34 % bei der Frage „Welchen Bereich des Betriebes schätzen Sie am wertvollsten ein? Wo würde ein Schaden die größten Verluste verursachen?“, dass ihnen ihre Computersysteme und Daten am wertvollsten seien. Bei der Studie 2015 waren nur 31 % dieser Meinung. Als zweitwertvollsten Bereich schätzen die Unternehmen ihr Gebäude ein, das von 23 % der Befragten genannt wurde. Vor diesem Hintergrund nehmen auch Cyber-Risiken einen deutlich höheren Stellenwert ein: „Das Risikobewusstsein und die Angst vor Cyberangriffen ist bei den KMUs in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Vor allem das Risiko, selbst von einem Hackerangriff, Datenklau oder Virenbefall betroffen zu sein, ist von 2015 auf 2017 um fünf Prozent gestiegen und rangiert jetzt auf Platz drei der am meisten gefürchteten Risiken. Gleichzeitig wird die Absicherung über eine Cyber-Police aber nur geringfügig häufiger genutzt. Es mangelt also oft noch am ausreichenden Versicherungsschutz. Wir spüren allerdings spätestens seit dem weltweiten Hackerangriff durch Wanna Cry eine deutlich steigende Nachfrage nach Cyber-Policen“, erklärt Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine Versicherung AG.

Alles wird gesichert, nur nicht die Software

Dass die Unternehmen generell keine Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen, kann nicht behauptet werden. So sind die Unternehmen deutlich besser gegen die "altmodische" Gefahr eines Brandes geschützt, als gegen "neumodische" Gefahren, die durch das Internet kommen: 72 % der befragten KMUs gaben an, dass sie vorrangig Brandmelder einsetzen und 67 % warten regelmäßig ihre Feuerlöscher. Immerhin 35 % setzen auf Sprinkleranlagen. Der Hochwasserschutz wird nur von 11 % der befragten Unternehmen als wichtig angesehen, was aber auch damit zusammenhängen dürfte, dass aufgrund der geographischen Lage die Unternehmen sehr unterschiedlicher Hochwassergefahr ausgesetzt sind.

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