"Wir müssen von der "Shareholder-Primacy"-Doktrin abrücken"

06.11.2019

Phillip Smith, COO und EVP, Europe Delivers, Xynteo / Foto: © Xynteo

Obwohl unser marktorientiertes Wachstumsmodell den Bürgern und der Wirtschaft Europas enorme Vorteile gebracht hat, scheint es uns nun zu isolieren – es ist defizitär und gefährlich geworden. Das Weltwirtschaftssystem hat uns mehrere globale Grenzen überschreiten lassen. Dazu gehören der Verlust der Biodiversität, Stickstoff- sowie Phosphorflüsse und Landnutzungsänderungen. Gleichzeitig erleben wir zunehmende Ungleichheit und einen sozialen Bruch.

Das kapitalistische Modell funktioniert nicht mehr so, wie es sollte. Wie lange können und sollten Umwelt und Gesellschaft um der Wirtschaft Willen leiden?

Die Aktionäre sind für den Markt, was Regen für die Ernte ist: Sie haben eine tragende Rolle für den Erfolg des Marktmodells gespielt und tun dies auch weiterhin. Aber im Interesse der Gesellschaft, der Unternehmen sowie auch der Aktionäre selbst müssen wir die restriktiven Interpretationen des Vorrangs der Aktionäre aufbrechen und eine weitreichendere, umfassendere Sichtweise der Wertschöpfung anstreben.

Wir müssen die Wirtschaft umstrukturieren, um nicht nur für Aktionäre, sondern auch für ein breiteres Spektrum von Stakeholdern eine Wertsteigerung zu erzielen.

Im Rahmen des Europe Delivers Programms von Xynteo und basierend auf  Gesprächen mit 27 CEOs und Geschäftsführern – darunter AXA, BP, EDF Energy, IKEA Group, Nokia, Schneider Electric, Tesco, Nestlé und Yara – haben wir mit einer gemeinsamen Marktkapitalisierung von über 2 Milliarden US-Dollar und einer direkten Beschäftigung von über 2,3 Millionen europäischen Bürgern vier wichtige Aufgaben festgelegt, die Unternehmen in Angriff nehmen können, um einen robusten und nachhaltigen Wert für ihre Anteilseigner zu schaffen. Dabei werden auch breitere Interessengruppen – etwa ihre Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und das Gemeinwesen, in dem sie tätig sind – berücksichtigt.

  1. Mehr Beweise dafür, dass Shareholder- und gesellschaftlicher Nutzen Hand in Hand gehen können:

Der ehemalige CEO von Unilever, Paul Polman, hat Quartalsberichte und Gewinnprognosen abgeschafft und sein Unternehmen auf ein längerfristiges Multi-Stakeholder-Modell der Wertschöpfung umgestellt. Er kombiniert dies mit einer kühnen kommerziellen Vision, die darauf abzielt, den Umsatz von Unilever zu verdoppeln und gleichzeitig den CO2-Ausstoß zu halbieren. Nach einem anfänglichen kurzfristigen Kursrückgang erzielte Unilever ein konstantes, branchenweit überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum, eine Aktionärsrendite von 300% und eine Reihe großer Erfolge bei der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsziele. Wir brauchen mehr Beweise wie diesen – die Leute sind mutig genug, um darüber zu diskutieren.

Welches die drei anderen wichtigen Aufgaben sind, lesen Sie auf Seite 2