Verkauf an Private Equity: Das Finanzamt verdient mit

14.07.2020

Alexander Thees, Steuerberater, ö.b.u.v. Sachverständiger für Unternehmensbewertung und Partner bei Beiten Burkhardt / Foto: © Beiten Burkhardt

Gerade hinsichtlich der Unternehmensnachfolge im Mittelstand sind Private Equity-Gesellschaften in der Lage, im Gegensatz zu strategischen Investoren oder Kaufinteressenten, die sich mit dem Erwerb den Weg ins Unternehmertum eröffnen wollen, hohe Preise an die Eigentümer zu bezahlen. Das ist attraktiv – führt aber auch zu hohen Steuerzahlungen, die gut kalkuliert werden sollten.

Private-Equity-Investoren feierten 2019 noch als Rekordjahr. Von dieser Hochstimmung hat die Pandemie nichts übriggelassen. „Wir erleben in der Wirtschaft und im Kapitalmarkt weltweit eine nie dagewesene Situation. Dem kann sich Private Equity nicht entziehen“, sagt beispielsweise Ulrike Hinrichs, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). „Der Fokus der Beteiligungsgesellschaften wird nun darauf liegen, die bestehenden Beteiligungen durch die Krise zu manövrieren. Darauf werden nun alle Anstrengungen ausgerichtet sein. Neuinvestitionen, Fundraising und Exits dürften vorerst weit gehend auf Eis liegen.“ Aufgrund der ungewissen weiteren Entwicklung der Pandemie hätten sich die wirtschaftlichen Aussichten stark eingetrübt, ebenso seien weltweit die Aktienmärkte und somit die Bewertungsmaßstäbe eingebrochen, heißt es passenderweise in einem Geschäftsklimabericht der KfW-Bank für das erste Quartal 2020. Ein deutlich gestiegener Druck auf Portfolio- und Einstiegsbewertungen sei deshalb nachvollziehbar.

Auf der anderen Seite scheint sich dieses schwierige Bild nicht auf die Zukunft übertragen zu lassen. So stellt beispielsweise die CEPRES Investment Platform dar, dass 2021 aufgrund der Folgen der COVID-19-Krise das beste Jahr für private Märkte sein könnte, das es je gab. Die Analyse untersuchte die Auswirkungen auf Private Equity- und Kredittransaktionen vor, während und nach der jüngsten globalen Finanzkrise, um mögliche Ergebnisse der aktuellen COVID-19-Pandemie zu interpolieren. So sagt CEPRES-Präsident Christopher Godfrey: „Das Coronavirus ist ein Ereignis mit schwarzen Schwänen, das bereits bestehende systematische Risiken in privaten Marktportfolios verschärft. Private Equity ist perfekt positioniert, um von einem Abschwung zu profitieren. Für diejenigen Anleger, die in der Lage sind, auf das Trockenpulver auf dem Markt zu reagieren, erwarten wir im nächsten Jahr eine Top-Kaufgelegenheit für preisgünstige Unternehmen. Nach einem weitgehend günstigen Umfeld im letzten Jahrzehnt wird dieses Ereignis zu einer Verschiebung der Allokationsstrategien führen, da Anleger nach Sektoren mit höherem Wachstum suchen, in die sie investieren können.“

Private Equity-Gesellschaften suchen Zugang zu stabil wirtschaftenden Mittelständlern

Und auch andere Studien prognostizieren einen Anstieg der Private Equity-Aktivitäten im Rahmen des konjunkturellen Wiedererwachens in der Post-Corona-Phase. Das bedeutet: Privates Beteiligungskapital wird weiterhin eine wesentliche Rolle spielen, ob im Top-Tier-Segment oder im Mittelstand. Denn dass Private Equity-Gesellschaften den Zugang zu stabil wirtschaftenden Mittelständlern suchen, um sich bei diesen als Investor zu engagieren, ist nicht neu. Die für die Studie „Deutsche Beteiligungsbranche 2018“ befragten Beteiligungsgesellschaften investieren überwiegend in mittelständische Unternehmen mit einem Transaktionsvolumen von bis zu 50 Millionen Euro, und der Wettbewerb um den deutschen Mittelstand ist ungebrochen intensiv. Sowohl in- und ausländische Finanzinvestoren als auch strategische Investoren aus dem In- und Ausland fänden hierzulande ein attraktives Investitionsumfeld.

Das heißt: Mittelständische Unternehmen finden bei Private Equity-Gesellschaften möglicherweise den richtigen Partner für eine Expansion oder aber auch für den Verkauf im Rahmen der Unternehmensnachfolge. Dabei beobachten wir eine Veränderung: War es in der Vergangenheit im Mittelstand normal, dass ein Wettbewerber, Partner oder Lieferant als strategischer Käufer den Betrieb erworben hat, kommen heute immer öfter Private Equity-Gesellschaften zum Zug. Und die Bereitschaft inhabergeführter Unternehmen, Private Equity-Investoren aufzunehmen, hat sich über die Jahre immer weiter erhöht. Dazu beigetragen haben auch viele positive Unternehmenstransaktionen der Beteiligungsbranche in der Vergangenheit, die den Mehrwert eines solchen Finanzierungspartners verdeutlicht haben.

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