Totgesagte leben länger

13.12.2018

Ralf Borgsmüller, Partner PSM Vermögensverwaltung GmbH / Foto: © PSM Vermögensverwaltung GmbH

Die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten sind die Vorboten auf das, was 2019/2020 noch kommen wird. Massive Überbewertungen nahezu aller Assetklassen durch jahrelange fast unbegrenzte Liquidität der Notenbanken haben dazu geführt, dass sich Anleger in falscher Sicherheit wiegen. Der kommende Wirtschaftsabschwung wird viele auf dem falschen Fuß erwischen. Das derzeit nahezu totgesagte Gold wird künftig wieder auferstehen und in den nächsten Jahren im Trend massiv steigen.

Im Herbst 2018 lauten die Schlagzeilen in den Medien und in den Analysen “Gold hat keinen Wert mehr“, „Die Zeit des Goldes als Krisenschutz ist vorbei“ und „Banken verzichten auf Gold für die Kundendepots“ etc. Auch an den Terminmärkten ist die Stimmung für Gold schlecht und die Hedgefonds spekulieren mit Kontrakten in Rekordhöhe auf einen fallenden Goldpreis. Warum sollte man für den Goldpreis zukünftig optimistisch sein?

Gold und Weltverschuldung

Die totale Überschuldung des Finanzsystems hat sich seit der Krise 2007/2008 noch verschärft. Die Gesamtschulden der Welt (Staats-, Privat-, Unternehmens- und Finanzschulden) sind nach der Krise 2008 bis heute um weitere ca. 80 Bio. US-Dollar auf einen aktuellen Höchststand von ca. 250 Bio. US-Dollar gestiegen. Besonders stark war die Schuldenexplosion in China in den letzten 10 Jahren. So stiegen die Gesamtschulden Chinas seit 2008 bis heute um ca. 25 Bio. US-Dollar auf aktuell ca. 32 Bio. US-Dollar. In den USA verdoppelte sich in dieser Zeit alleine die Staatsverschuldung von 10 auf 21 Bio. US-Dollar. Japan trägt mit seinen auf über 250 % des japanischen BSP gestiegenen Staatsschulden ebenfalls stark zum weltweiten Schuldenanstieg bei. Auch in Europa hat sich die Gesamtschuldensituation seit der Krise 2008 nicht verbessert. Bei dieser riesigen Weltverschuldung stehen die Notenbanken mit dem Rücken zur Wand. Bei jeder neuen Finanzkrise müssen sie die Notenpressen immer schneller und in größerem Umfang in Gang setzten. Inflationieren oder Bankrott gehen ist das Schicksal der Weltwirtschaft. Die Notenbanken werden sich aus politischen Gründen für die Inflationierung entscheiden müssen. Deshalb wird auch die amerikanische FED ihren derzeitigen Zinserhöhungskurs und die erhebliche Schrumpfung ihrer Bilanz seit Ende 2017 nicht lange fortführen können. Sonst drohen Schwierigkeiten für die US-Wirtschaft und die US-Börsen. Es gibt keinen geordneten Weg zurück mehr aus der Welt des billigen Geldes, von dem die wichtigsten Volkswirtschaften und Finanzmärkte inzwischen abhängen.

Bei einer weltweit bekannten Goldmenge von 170.000 Tonnen ist alles Gold derzeit ca. 6.000 Mrd. US-Dollar wert, was weniger als einem Vierzigstel (!) der aktuellen Weltverschuldung entspricht. Die jährlich weltweit neu gemachten Schulden sind etwa gleich groß wie der Wert allen Goldes (!). Sobald den Anlegern klar wird, dass den Notenbanken dauerhaft nur noch der inflationäre Ausweg aus der Verschuldungskrise bleibt, wird es, bei dem geringen Marktwert des Goldes im Vergleich zu den Schulden, einen Run auf das Gold geben. Der Wert allen Goldes hat derzeit einen Anteil von weniger als 3 % am Gesamtvermögen der Welt im Vergleich zu ca. 10 % auf dem letzten Goldpreishöhepunkt Anfang 1980. Es besteht somit noch erhebliches Aufholpotenzial für die nächsten Jahre. Das Vertrauen der Anleger in die wichtigsten Währungen (USD, EUR, Yen, GBP) wird aufgrund der immer neuen Gelddruckoffensiven der Notenbanken weiter schwinden. Gold als Währungsersatz wird zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Wie wichtig Gold hier bereits geworden ist, zeigen die aktuellen Beispiele Türkei, Argentinien und Brasilien. So hat z. B. die türkische Lira gegenüber dem US-Dollar fast 50 % an Wert verloren und gegenüber dem Euro ca. 30 %. Anleger, die statt Lira ihr Geld in Gold angelegt hatten, konnten ihr Vermögen erhalten.

Welche Auswirkung der US-Dollar auf den Goldpreis hat, lesen Sie auf Seite 2