Spurensuche

12.06.2016

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Makler tun sich in der Durchsetzung einer betrieblichen Altersversorgung bei kleinen und mittleren Unternehmen auch deshalb schwer, weil sie mögliche Widerstände nicht ausreichend verorten können. Dies liegt u. a. an unzulänglich gesicherten Erkenntnissen mancher Studien. Die richtige Vorbereitung auf Wünsche und Vorbehalte kann die Erfolgschancen deutlich erhöhen.

Verworrener können Aussagen zur Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) kaum sein. Die Studie »Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2016«, herausgegeben von den Generali Versicherungen und dem F.A.Z.-Institut, spricht von einem wachsenden Angebot der Arbeitgeber bei gleichbleibender Nachfrage seitens der Arbeitnehmer. Forsa hatte hierzu 200 bAV-Verantwortliche in Firmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern befragt. Ein ganz anderes Ergebnis liefert der ebenfalls ganz aktuelle »bAV-Report 2016« des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens YouGov: „Obwohl das Interesse von Mitarbeitern aus Sicht der Unternehmen weitestgehend stabil geblieben ist, ist der Anteil an Unternehmen, die bAV anbieten, rückläufig.“ 2013 hätten 82 % der Mittelständler mit bis zu 500 Angestellten 1 Angebot unterbreitet, heute seien es noch 76 %. Von YouGov befragt wurden 512 bAV-Verantwortliche, mithin weit mehr als in der anderen Studie. 44 % von ihnen würden verstärkt bAV anbieten, gäbe es kein Haftungsrisiko. Wobei sich dieses allerdings durch entsprechende beitragsorientierte Vertragsgestaltung schnell erledigen würde.

Neue Anreize schaffen

Es zeigt sich mithin auch ein erhebliches Informationsdefizit, gefragt wären die Makler. Für unerlässlich hinsichtlich einer stärkeren Verbreitung in Unternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitern sehen 46 % eine Bezuschussung von Geringverdienern an. In diese Kerbe schlägt auch Generali-Vorstand Michael Stille anlässlich der eigenen Studie: „Die Ergebnisse zeigen, dass gerade für Personen mit geringerem Einkommen neue Anreize zum Erwerb von bAV-Ansprüchen gesetzt werden müssen, denn gerade sie sind stärker von Altersarmut bedroht und dringend auf ein zusätzliches Einkommen im Alter neben der gesetzlichen Rente angewiesen.“ Doch ganz so einfach stellt sich die Lage nicht dar. Da ist zum einen der Niedrigzins, der auch die bAV belastet. Allerdings deutet sich hier eine leichte Entspannung an, wie das Beratungs- und Maklerunternehmen Willis Towers Watson anhand einer Modellberechnung festgestellt hat. Demnach sind die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen im vergangenen Jahr wohl um 5 % auf 354,2 Mrd. Euro gesunken. Aber: KMU hätten davon noch nichts, sagt Dr. Thomas Jasper, Leiter bAV-Beratung bei Willis Towers Watson: „Konzerne, die nach internationalen Regeln bilanzieren, profitieren bereits davon. Aber für die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nach deutschem Handelsrecht bilanzieren, muss etwas getan werden.“ Er hoffe daher, dass sich die Bundesregierung zügig auf Maßnahmen zur Stärkung der bAV verständige. Zum anderen zeigen die beiden Studien, wie weit Umfragen auseinanderklaffen können. Dies gilt auch für die Erforschung der Frage, woran es wirklich bei der fehlenden KMU-Marktdurchdringung krankt. Zu differenziert sind die Ansätze der einzelnen Untersuchungen, zu unterschiedlich ist die Qualität der Auswertungen. Dies hat sehr eindrücklich das Bundesarbeits- und Sozialministerium in einem Forschungsbericht aufgezeigt. Federführend waren die Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn und die Unternehmensberatung Kienbaum Management Consultants. Anhand von 6 Studien zeigten die Autoren auf, wie weit die scheinbar gewonnenen Erkenntnisse voneinander wegdriften. Gleichzeitig wurden in einem Fazit die augenscheinlich maßgeblichen Hemmnisse zusammengefasst (siehe Grafik). Genau hier liegen die Antworten, auf die beratungsorientierte Makler eigentlich abzielen sollten. Mitunter klappt das dann geradezu wunderbar – wenn sich auch der Arbeitgeber bestens informiert und unterstützt fühlt. bAV Marktdurchdringung: TOP-10 Hemmnisse