So viel muss für die Altersvorsorge gespart werden

14.11.2018

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Die Zeiten, als man sich darauf verlassen konnte, rein von der staatlichen Rente seinen Ruhestand zu finanzieren, sind weltweit vorbei. Doch wie viel müssen die Menschen in verschieden Ländern zurücklegen, um ihren Lebensstandard auch nach dem Berufsleben zu halten? Das hat Fidelity untersucht.

Deutsche Sparer müssen bis zum 67. Lebensjahr das Zehnfache ihres jährlichen Bruttoeinkommens ansparen, um auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben ihren Lebensstandard halten zu können. Damit müssen die Deutschen deutlich mehr sparen als die Briten, bei denen der "Spar-Meilenstein" beim siebenfachen des jährlichen Bruttoeinkommens liegt. Deutlich mehr müssen die Hongkonger zurücklegen, nämlich das Zwölffache ihres jährlichen Bruttoeinkommens. Das zeigt eine Analyse von Fidelity International, in der global-konsistente-Altersvorsorge-Leitlinien (AVL) entwickelt wurden mit denen Arbeitnehmer in Deutschland, Großbritannien, Japan, Hongkong und Kanada in wenigen Schritten nachvollziehen können, wie viel sie für den Ruhestand ansparen müssen, um in diesem ihren bisherigen Lebensstandard zu halten. Anhand der einfachen Faustformeln sollen die Arbeitnehmer die beiden häufigsten Fragen bei der Ruhestandsplanung beantworten können: „Wie viel muss ich für den Ruhestand sparen?“ und „Bin ich mit meinen Sparbemühungen im Plan?“

Deutsche müssen jährlich ein Fünftel sparen

Konkret bedeutet das zehnfache Bruttoeinkommen, das die deutschen Arbeitnehmer in den Ruhestand mitbringen müssen, dass sie jährlich 21 % ihres Bruttoeinkommens sparen müssen, um die durchschnittliche Versorgungslücke von 45 % ihres letzten Bruttoeinkommens vor Beginn des Ruhestandes zu ersetzen. Dass die Zahlen von Land zu Land unterschiedlich sind, hängt mit den unterschiedlichen hypothetischen länderspezifischen Annahmen zusammen, die den Leitlinien zugrunde liegen, bspw. die Anzahl der Erwerbsjahre eines Arbeitnehmers, die Gesamtsparquote, die Kapitalmarktentwicklung sowie Lohnwachstum und Inflationserwartungen. Mit einer Entnahmequote von 4,6 % liegt Deutschland im internationalen Ländervergleich auf Platz zwei hinter Großbritannien.

„Die globale Analyse zeigt, dass es Arbeitnehmer in Deutschland sehr viel schwerer haben, ihre individuelle Vorsorgelücke zu schließen. Sie müssen mehr Eigenverantwortung übernehmen – auch weil sich der der Staat immer stärker zurückzieht. Die Leitlinien geben ihnen eine gute Orientierung, ob sie bei der Altersvorsorge im Plan liegen. Auf den ersten Blick scheinen die Zahlen hoch zu sein. Natürlich reduzieren sie sich, wenn man bereits vorsorgt. Zuallererst sind die Leitlinien Faustformeln. Sie sollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass niemand die eigene Altersvorsorge auf die lange Bank schieben darf. Zugleich sind sie der Startpunkt für eine breitere, öffentliche Diskussion. Etliche Studien zeigen, dass die kommenden Rentnergenerationen in eine Armutsfalle tappen werden – sei es, weil sie zu wenig, falsch oder zu spät beginnen zu sparen. Jetzt sind alle gefragt, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Der Wegfall der Garantien in der betrieblichen Altersvorsorge war ein erster wichtiger Schritt. Aber es gibt noch viele Ansatzpunkte wie steuerliche Anreize oder die Stärkung der Aktienkultur in Deutschland. Auch ein Obligatorium bei der betrieblichen Vorsorge darf kein Denkverbot sein. Wir wissen aus anderen Ländern, dass gerade automatische Teilnahmemodelle die höchsten Beteiligungsquoten versprechen – und die Arbeitnehmer dazu bewegen, tatsächlich vorzusorgen“, kommentiert Christof Quiring, Head of Workplace Investing Germany, die Ergebnisse für die deutschen Sparer.

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