Protektionismus: Tariff Man

15.08.2019

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Donald Trump ist so einfach gestrickt, wie seine Wählerschaft. Sein Weltbild ist relativ simpel. Er sieht seine Aufgabe darin, Amerikas Interessen gegen die ganze Welt zu verteidigen, koste es, was es wolle. Die Amerikaner lieben ihre Superhelden. So twitterte er bereits im letzten Jahr er sei „Tariff Man“, ein Mann der Strafzölle. Das ist zwar nicht sehr staatsmännisch, aber kommt bei seinen Anhängern an. Schließlich stehen in 18 Monaten in den USA wieder Präsidentschaftswahlen an.

Weniger euphorisch reagieren allerdings die Börsen auf den selbsternannten Superhelden. Denn zweifelsohne belastet die langanhaltende Diskussion um Zölle die Märkte. Auch die bereits eingeführten Zölle schlagen sich in den Wachstumserwartungen der betroffenen Länder nieder. Protektionismus ist Gift für den globalen Handel. Dabei sah es zu Beginn gar nicht mal so schlecht aus. Die unkonventionelle Politik eines Donald Trump brachte die Partner zurück an den Verhandlungstisch. Auf einmal wurde über Zölle offen diskutiert. Vielleicht hätte diese Strategie auch zu einem für alle Beteiligten positiven Ende führen können. Leider stellt sich aber mittlerweile heraus, dass Donald Trump scheinbar gar keine Strategie verfolgt. Er provoziert und lässt die Muskeln spielen.

China wehrt sich

Am Donnerstag letzter Woche überraschte der Präsident seine Verhandlungspartner und vermutlich auch seine eigene Delegation mit einer plötzlichen Verschärfung der Zölle. Ab dem 1. September sollen auch die noch nicht mit Strafzoll belegten chinesischen Importe im Wert von etwa 300 Milliarden US-Dollar mit einem Strafzoll von zehn Prozent belegt werden. Diese weitere und plötzliche Eskalation im Handelskonflikt mit China sorgte für ein kleines Beben an den Aktienmärkten. Es kam zu ersten kräftigen Verlusten an den internationalen Börsen. Auch der extrem vom Export abhängige deutsche Leitindex Dax ging in die Knie. Das ungeschickte und poltrige Vorgehen des US-Präsidenten hat jetzt allerdings die Geduld der Chinesen überstrapaziert. China wehrt sich. Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping hatten erst Ende Juni am Rande des G20-Gipfels in Osaka einen „Waffenstillstand“ im Handelskrieg und eine Wiederaufnahme der Gespräche vereinbart.

Vorwurf der Währungsmanipulation

In einem Handelskonflikt gibt es mindestens zwei Arten von „Waffen“. Neben der Erhebung von Zöllen auf ausländische Waren kann auch die eigene Währung als Druckmittel eingesetzt werden. Der offizielle Name der chinesischen Währung ist Renminbi, übersetzt „die Volkswährung“. Sie wurde nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 eingeführt. Yuan, ausgesprochen als „Jüen“, bezeichnet die Zahleneinheit, wie der „Euro“ oder der „US-Dollar“. Am Montag hatte der Yuan im Vergleich zum US-Dollar stark an Wert verloren und war auf den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren gefallen. Ein Dollar kostete erstmals seit 2008 wieder mehr als sieben Yuan. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als vermeintlich “rote Linie”, die die chinesische Notenbank nicht überschreiten werde. Sofort unterstellen die USA der Chinesischen Notenbank die eigene Währung bewusst manipuliert zu haben.

Welche Folgen der Handelsstreit für die Finanzmärkte hat, lesen Sie auf Seite 2