Zucker: Risiko für Gesellschaft und Nahrungsmittelindustrie
23.03.2020
Solange Le Jeune, Senior ESG Analyst (li.) und Wim Van Hyfte, Global Head of ESG Investments and Research, Candriam (re.) / Foto: © Candriam
Industrialisierung und Urbanisierung haben das Ernährungsverhalten in modernen Gesellschaften radikal verändert. So hat die Industrialisierung nicht nur die Landwirtschaft modernisiert, sie hat auch dafür gesorgt, dass heute immer mehr industriell verarbeitete Lebensmittel auf dem Teller landen. Lebensmittelhersteller haben Geschmacksverstärker wie Salz, Fette und Zucker erhöht, um ihre Produkte für die Verbraucher noch wohlschmeckender zu machen. Übermäßiger Konsum macht uns hier jedoch anfällig für eine Reihe von Krankheiten. Dazu gesellen sich indirekte wirtschaftliche Auswirkungen wie Produktivitätseinbußen, weniger Erwerbstätige und eine geringere Beweglichkeit der Menschen. Verbraucher und Politik reagieren – Unternehmen der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sind dringender gefragt denn je. Künftig haben nur diejenigen Lebensmittelunternehmen eine Chance auf mehr Wachstum und höhere Gewinne, die ernährungsbedingte Erkrankungen früh und ökonomisch konsequent angehen.
Warum ist Zucker ein wichtiges Thema oder gar ein Problem? Zucker per se ist nicht problematisch – letztlich ist er eine unverzichtbare Energiequelle. Als Grundnahrungsmittel ist er genauso wie Mehl, Stärke, Reis, Öle, Fleisch oder Eier in vielen Lebensmitteln enthalten. Heikler sind jedoch diverse Zuckerzusätze in verarbeiteten Lebensmitteln. Nahrungsmittel werden seit knapp zwei Jahrhunderten industriell verarbeitet, bevor sie auf unseren Tellern landen: Lebensmittelhersteller verwenden hierfür unter anderem Geschmacksverstärker wie Salz, Fett und Zucker und machen ihre Produkte so für den Verbraucher als Süßungsmittel, Haltbarmacher oder Färbemittel attraktiver.
Die Annahme, dass sich übermäßiger Konsum des kristallinen Lebensmittels negativ auf die Gesundheit auswirken kann, ist inzwischen weit verbreitet. Welche Kosten der Süßstoff unserer Gesellschaft als Ganzes aufbürdet, bleibt jedoch weitestgehend im Verborgenen. Mittlerweile deutet immer mehr daraufhin, dass Zucker eine der Hauptursachen für Fettleibigkeit sein könnte, nachdem man bisher den Fettkonsum dafür verantwortlich gemacht hatte. Aktuelle Studien stellen zudem einen Bezug zwischen Zuckerkonsum und Stoffwechselkrankheiten her. Die Folge: Adipositas, Diabetes, Gicht sowie andere dieser metabolischen Krankheiten haben in den letzten 50 Jahren stark zugenommen – und die damit verbundenen Kosten explodieren lassen.
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