Vom Wert des Wassers

22.03.2021

Mathias Pianowski - Foto: © ÖKOWORLD

Wo stehen wir?

Ein Drittel aller Grundwasserkörper weltweit kann sich derzeit nicht ausreichend regenerieren, weil mehr Wasser entnommen als natürlich zugeführt wird – das ist die klassische Beschreibung von „nicht nachhaltig“ für eine grundsätzlich regenerierbare Ressource. Auch in Europa nehmen die Probleme zu. Eine soeben veröffentlichte Studie in der renommierten Fachzeitschrift Nature Geoscience legt die Wahrheit schonungslos offen: Die letzten Trockenperioden in Europa „hatten verheerende ökologische und ökonomische Auswirkungen“ und die zukünftige Entwicklung ist riskant.

Mehr als 2,2 Milliarden Menschen haben derzeit weltweit keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und mehr als 4,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen. Arme Menschen zahlen weltweit aufgrund der ineffizienten Strukturen sogar die höchsten Preise für Wasser, das dann zudem noch nicht einmal sicher und insgesamt von minderer Qualität ist. Von den Schwachen trifft es zudem die Schwächsten: 230 Millionen Frauen und Kindern laufen mehr als 30 Minuten bis zur nächsten Wasserquelle – nicht nur ein weiter, sondern oft ein gefährlicher Weg. Manche von ihnen verbringen bis zu sechs Stunden täglich allein mit dem Wasserholen. Mehr als 800.000 Menschen sterben jährlich an schweren Durchfallerkrankungen mangels Hygiene im Wasserbereich – davon 300.000 Kinder unter fünf Jahren. Jedes Dritte Kind auf der Welt hat in seiner Schule kein Trinkwasser und keine funktionierenden sanitären Einrichtungen zur Verfügung.

In Zeiten von Corona ist die mangelnde Handhygiene durch eine fehlende Wasserinfrastruktur ein besonders großes Problem.

Ressourcen erhalten – Menschen schützen

Die ÖKOWORLD schützt mit ihren Investitionen umfassend die Ressource Wasser und investiert grundsätzlich nicht in Industrien, die Raubbau an (Wasser-)Ressourcen betreiben und damit unsere Lebensgrundlagen zerstören.

Beispielsweise ist es nicht einfach, im Bereich Landwirtschaft und Lebensmittel börsennotierte Unternehmen zu finden, die unseren hohen ethisch-ökologischen Ansprüchen genügen. Landwirtschaft braucht – Tierhaltung und Aquakulturen mitgerechnet – mehr als zwei Drittel allen Süßwassers auf der Erde (in manchen Entwicklungsländern sogar 95 Prozent). Konventionelle Rinderhaltung zur Fleischerzeugung und Nachhaltigkeit passen einfach nicht zusammen. Die Probleme sind enorm – vom Flächenverbrauch, über Klimagase bis hin zur Nitratbelastung im Grundwasser durch Gülle.

Wir investieren in diesem Sektor in führende Unternehmen, die es anders machen. Der ökonomische Erfolg dieser Unternehmen zeigt, dass wir damit richtig liegen. Konsumentenwünsche und Regulierung zielen immer mehr in Richtung einer ethisch-ökologischen Erzeugung von Nahrungsmitteln – wenngleich wir hier noch einen enormen Nachholbedarf sehen.

Emmi bezieht als führender Schweizer Hersteller von Bio-Milchprodukten seine Rohstoffe von kleinen Höfen in der Region und geht einen anderen Weg als die intensive Milchwirtschaft. Hain Celestial ist der größte Bio- und Naturkosthersteller in den USA. Vitasoy International schützt als Hersteller pflanzlicher Produkte aus GMO-freiem Soja Wasserressourcen und fördert eine pflanzliche Ernährung.

Ebenso verhält es sich mit Unternehmen aus Branchen mit kurzen Modezyklen und Geschäftsmodellen qua Konsumbeschleunigung. Die Auswirkungen von überbordendem Konsum auf Wasser sind gewaltig, sei es durch den Wasserbedarf beim Baumwollanbau oder auch durch Wasserbelastung durch Plastikmüll. Wir investieren gezielt in Hersteller von alternativen Vorprodukten, die strategische Konzepte hinsichtlich Re-Use und Recycling konsequent fortentwickeln und umsetzen und damit Perspektiven für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft aufzeigen.

Das Unternehmen Re:NewCell recycelt Baumwollabfälle aus Produktionsprozessen und alte Kleidung und spart damit wertvolles Wasser im Bauwollanbau. Der Weltmarktführer Lenzing stellt Fasern auf Zellulosebasis als Ersatz für wasserintensive Baumwolle her und verarbeitet ebenfalls Baumwoll-Textilabfälle. Logitech hat die ersten Computermäuse vollständig aus Sekundärrohstoffen auf den Markt gebracht, baut sein Öko-Design aus und stellt auf Kreislaufwirtschaft um. In den betrieblichen Prozessen wird insbesondere Wasser gespart.

Derzeit gelangt weltweit pro Minute ein Müllwagen mit Plastik in die Weltmeere. Die Zahl könnte sich bis 2030 verdoppeln und bis 2050 vervierfachen. Im Jahr 2050 würde dann die Menge Plastik die Menge der Fische in den Weltmeeren übersteigen.

Wie die Wasserinfrastruktur von morgen aussieht, lesen Sie auf Seite 3