Verantwortungsvoll und gut?

30.10.2019

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Die USA haben sich zwischenzeitlich von diesem Abkommen verabschiedet; ein ernstzunehmender Rückschlag. Für Investoren/Verbraucher gab es jedoch oft ein Problem; das Fehlen einheitlicher und verbindlichen Kriterien für eine nachhaltige Geldanlage, zumal der Begriff des nachhaltigen Investierens nicht geschützt ist. Jeder Anbieter kann bzw. konnte daher etwas anderes darunter verstehen. Mit der Folge, dass nicht alles, was sich nachhaltig betitelt, auch wirklich diesen Namen verdient. Der im vergangenen Jahr beschlossene EU-Aktionsplan zu Sustainable Finance könnte, je nach Ausgestaltung, bereits einiges an Wirkung entfalten. Die dort hinterlegten Petiten beinhalten unter anderem die Einführung eines Sustainable Finance-Klassifikationsrahmens, die Überarbeitung von Veröffentlichungspflichten, transparentere Informationsmöglichkeiten für Kleinanleger, die Entwicklung offizieller europäischer Nachhaltigkeitsstandards und die stärkere Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Governance der Finanzinstitute sowie der Finanzaufsicht. Justin Kew, Sustainability Manager bei Carmignac, betont in diesem Kontext: „Der jüngste Rahmen der EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten und der EU-Klima-Benchmark tragen dazu bei, mehr Bewusstsein und Transparenz zu schaffen und die Modernisierung von Green Investing zu beschleunigen.“ Der regulatorische Druck, kombiniert mit den gesellschaftlichen Veränderungen, scheint den sogenannten ESG-Investments sprichwörtlich Flügel zu verleihen. Dennoch tun sich viele private Anleger mit nachhaltigem Investieren schwer, im Gegensatz zu Institutionellen, die diesbezüglich schon viel weiter sind. An dieser Stelle sind auch Sie als Berater gefragt, den Mehrwert solcher Investments inklusive des jeweiligen Chance-Risiko-Potenzials zu erklären. Der Grund für die Zurückhaltung etlicher Privatanleger ist dabei meist einfach. Viele haben schlichtweg keine Kenntnis von nachhaltigen Finanzprodukten. Das ergab zumindest eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Fondsgesellschaft Deka. Demnach wissen etwas mehr als die Hälfte der Befragten nicht, dass es nachhaltige Kapitalanlagen überhaupt gibt. Hier spielt natürlich auch der Renditegedanke eine nicht zu unterschätzende Rolle. Muss ich Abstriche bei „grünen Investments“ machen?

Carmignac-Marktkenner Kew gibt zu bedenken, dass viele Anleger lange dachten, dass sie Erträge nur auf Kosten der Performance erzielen könnten. „Aber de facto ist genau das Gegenteil der Fall.“ „Zahlreiche internationale Studien bestätigen, dass Verantwortung und Rendite kein Widerspruch sind. Unternehmen mit einer guten Nachhaltigkeitsperformance sind langfristig meist auch wirtschaftlich erfolgreicher“, führt Walter Hatak, Leiter Nachhaltigkeit Erste Asset Management, aus. Dem pflichtet auch DJE-Branchenexperte Schmidt bei und ergänzt, dass nachhaltiges Investieren viele Investoren zu profitablen Investments in sogenannte Supertrends veranlassen würde. An dieser Stelle seien die Stichwörter Wasserknappheit, Gesundheit und elektrische Mobilität beispielhaft erwähnt. Mögen die Meta-Studien zur Rentabilität auch zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, so lässt sich doch folgern, dass Nachhaltigkeit zumindest keine Performance-Nachteile mit sich bringt. Und wie sieht es auf der anderen Seite mit den vermeintlichen Risiken aus; geht Nachhaltigkeit mit einer höheren Volatilität (Schwankungsbreite der Basiswerte) einher? „Studien zeigen, dass nachhaltige Fonds weniger Schwankungsbreite aufweisen und vor allem in schlechten Marktphasen besser abschneiden“, wirft Nachhaltigkeitsspezialist Hatak an dieser Stelle ein.

Berater und Anleger, die jetzt auf dieses Thema aufmerksam werden, werden sicherlich im Investment-Universum fündig. Ob rein aktiv gemanagte Aktienfonds, Mischfonds oder auch (im Kommen) passive Anlagevehikel wie ETFs, das Sortiment ist üppig. Es gibt sogar spezielle Nachhaltigkeitsindizes. Alle großen Gesellschaften sind sich dieses Themas und seiner langfristigen Tragweite bewusst. (hsd)

Fazit

Nachhaltiges Investieren wird erwachsen. Nicht zuletzt dank regulatorischen Drucks sind entsprechende Investments als Renditebringer im breit gefächerten Portfolio im Aufwind begriffen. Ganz sicher werden dabei Marktstandards in Zukunft eine noch größere Rolle spielen (müssen), auch mit Blick auf die Transparenz nachhaltiger Geldanlagen.