Todesglöcklein – zu früh geläutet

01.06.2014

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Ansparfonds sind nach Inkrafttreten des KABG schwerer zu konzipieren und zu managen, aber sie sind möglich. Noch gibt es keinen KAGB-konformen Ansparfonds, aber einige Initiatoren haben Neuemissionen angekündet.

Über Ratensparpläne mit geschlossenen Fonds gehen die Meinungen schon immer stark auseinander. Überwiegend werden Ansparfonds von den Initiatoren und neutralen Beobachtern abgelehnt. Die Vermittler dagegen mögen Sparpläne mit geschlossenen Fonds. Mitunter wird auch behauptet, dass die Anleger den Ansparfonds positiv gegenüberstehen. Aber letztlich ist das nicht zu beweisen. Jedenfalls gab es in der Vergangenheit weit mehr Ansparpläne als heute.

Dass das Für und Wider für Ansparfonds die Branche spaltet, lässt sich eigentlich nicht sagen. Es gibt wenige Befürworter – meist aus den Häusern der Anbieter – aber auch vehemente Gegner. „Unsere Zielgruppe sind vermögende Anleger, denen es keine Probleme bereitet, die in unserem Hause übliche Mindestanlage von 20.000 Euro aufzubringen", so äußerte sich schon vor Jahren Hermann Ebel, der Chef der HANSA TREUHAND. Der Hamburger Initiator hat auch nie Ansparfonds aufgelegt. „Die in diesem Ausmaß nicht zu erwartende Krise der Schiffsfonds hat uns in dieser Ablehnung bestärkt." Denn auch die vermögenden Kommanditisten tragen schwer an den Verlusten mit Schiffsfonds. Dennoch wurden auch von Emissionshäusern Sparpläne aufgelegt, die ausschließlich in Schiffsfonds investierten. Sechs der neun Aufbaupläne genannten Ansparfonds von HCI investierten vollständig in die Assetklasse Schiff, in drei weiteren wurden Schiffsfonds beigemischt. HCI macht allerdings darauf aufmerksam, dass das KAGB die Emission von Ansparfonds, die sich auf die Anlageklasse Schiff beschränken, nicht ausschließt. Es gelte die 3-Objekt-Regel.

Kritisiert wird nicht so sehr die Wahl der Assetklasse. Die Gegner der Ansparfonds meinen, dass damit die falsche Zielgruppe angesprochen werde. Der geschlossene Fonds ist für bestimmte Zielgruppen ein ideales Produkt zur Beimischung – Kleinsparer gehören nicht dazu, das ist die Mehrheitsmeinung. Ein zweiter wesentlicher Einwand gegen Ansparfonds: Die höhere Anzahl der Zeichner mit monatlichen Anlagebeträgen von 50 Euro verursache zudem hohe Kosten, die den Anleger auf keinen grünen Zweig kommen lassen.

Derzeit hat es den Anschein, dass sich die Streitfrage um Ansparfonds fast von selbst erledigt. Kamen im Jahr 2010 noch 19 Ansparfonds neu auf den Markt, reichen für die Jahre 2011 und 2012 die Finger einer Hand, um die neuen Ansparfonds (4) aufzuzählen. Und der Trend setzte sich im letzten Jahr fort. „Lediglich drei Ansparfonds wurden im Jahr 2013 von der BaFin gestattet", meint Stephanie Lebert, Senior Analystin Funds der FERI EuroRating Services AG. In der Statistik von FERI werden diese aber nicht eigens erfasst. Thomas Morgenstern, Managing Director bei Scope Ratings, äußerte sich in einem Gastbeitrag für Wall Street Online im August letzten Jahres: „Ansparfonds verschwinden langsam vom Markt." Aber diese Prognose scheint etwa voreilig zu sein. Denn derzeit haben mindestens fünf Emissionshäuser die feste Absicht, noch in diesem Jahr neue Ansparfonds aufzulegen.

Totgesagte leben länger, diese alte Weisheit gilt möglicherweise auch für die Ansparfonds. „Gewiss erschweren die Vorschriften des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) die Auflegung und Verwaltung von Ansparfonds", räumt Robert List, Geschäftsführer bei BVT, ein. Aber unmöglich sind Ansparfonds in Zukunft nicht. BVT wird die Top Select Fund Serie für Ansparfonds, die derzeit nicht vertrieben wird, mit einem Folgefonds nach KAGB-Standard fortsetzen.

Nach den Vorschriften des KAGB muss der Ansparfonds spätestens 18 Monate nach Beginn des Vertriebs risikogemischt investiert sein. Risikomischung bedeutet, dass der Fonds in mindestens drei Sachwerte investiert oder bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise eine Streuung des Ausfallrisikos gewährleistet sein muss. „Diese gesetzliche Vorgabe lässt sich mit Ansparfonds durchaus erfüllen", meint List. Möglich ist das, wenn der Ansparfonds in ein Portfoliofonds investiert, wie dies zum Beispiel die Top Select Fonds von BVT tun. Eine Alternative wären Blind Pool Konzepte. Aber die sind bei den Anlegern nicht beliebt. FLEX Fonds vermeidet den Ausdruck Blind Pool und spricht von Open Pool, denn die Zusammensetzung des Vermögens, in das investiert wird, steht bei der Zeichnung bereits fest (60 % Gewerbeimmobilien, 10 Wohnimmobilien, 5 Immobilienbeteiligungen, 10 Öl/Gas und 9 Photovoltaik). „Aber investiert wird erst, wenn das Kapital dafür vorhanden ist", erläutert Gerald Feig, Gründer und Chef der FLEX Fonds-Gruppe. Bereits 15 Jahre bietet die FLEX-Gruppe Ansparfonds an. Mit dem Anspar FLEX Fonds 3, der 2010 aufgelegt wurde und noch bis Sommer platziert werden kann, hat Firmenchef Feig ein neues Kostenverteilungskonzept eingeführt. In den Anfangsjahren der Ansparfonds wurden Einzahlungen (Raten) der Anleger in der Regel in den ersten eins bis drei Jahren zur Kostendeckung verwendet. „Das war aus Sicht der Anleger wirtschaftlich untragbar." Denn das bedeutet, dass in den ersten drei Jahren kein Geld für Investitionen zur Verfügung steht. Beim Anspar FLEX Fonds 3 werden die Einlagen von der ersten Rate an zu 100 % investiert und die Kosten aus der laufenden Bewirtschaftung bestritten. Nach den KAGB-Vorschriften müssen aus den Einzahlungen der ersten zwölf Monate mindestens zwei Drittel in die Investition gehen.

Noch nach altem Recht konzipiert ist der Ansparfonds PROJECT Reale Werte Fonds 11 der PROJECT-Gruppe. Er beschränkt seine Anlagen zwar auf die Assetklasse Wohnimmobilie. „Aber die Risiken verteilen sich auf Wohnimmobilienentwicklungen in den fünf Metropolregionen Berlin, Frankfurt, Hamburg, Nürnberg und München und auf mittlerweile 15 Wohnungen", erklärt Wolfgang Dippold, geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der PROJECT Investment Gruppe. Das Unternehmen hat sich seit mehr als zehn Jahren auf Wohn-Projektentwicklungen spezialisiert. Der Fonds verzichtet auf jegliches Fremdkapital, auch das reduziert die Risiken. Aber das halten die anderen angebotenen Ansparfonds ebenso. Auch die RWB AG, der Marktführer bei Private Equity, wird für den geplanten Fonds Global Market Fonds International VI eine Ansparvariante auflegen. Derzeit ist der Global Market Fonds International V in der Platzierung, der ebenfalls einen Sparplan vorsieht.

Fazit

Die Gegner der Ansparfonds haben gute Argumente, aber Ansparfonds werden nicht vom Markt verschwinden. Wesentliche Kritikpunkte wie Risikostreuung und Kostenverteilung sind durch das KAGB gegenstandslos geworden. Aber diese Vorschriften zu erfüllen, stellt das Management vor große Herausforderungen. (lf)

Ansparfonds – Printausgabe 03/2014