Theoretisch ja

20.10.2022

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Plug-in-Hybride nur als Übergangslösung

„Rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge stehen heute schon in großem Umfang kommerziell zur Verfügung und stellen die energieeffizienteste Lösung dar“, erklärt Prof. Dr. Martin Wietschel, Leiter des Competence Centers Energietechno­logien und Energiesysteme. Batteriebetriebene Fahrzeuge (Battery electric Vehicles, BEV) weisen den Berechnungen zufolge schon mit dem heutigen Strommix die geringsten Treibhausgasemissionen (THG) auf. Bei einem 2020 erworbe­nen Stromer halbieren sich die THG-Emissionen gegenüber einem Benziner. Mit einem steigenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix wird dieser Vorteil 2030 sogar fast 60 % betragen. Selbst falls die Ziele im Stromsektor nur teil­weise erreicht werden sollten, schneiden BEV und auch Plug-in-Hybride (PHEV) immer noch besser ab als Benzin- oder Dieselfahrzeuge. PHEV können zwar kurzfristig zur Senkung von THG-Emissionen beitragen, wenn sie einen nennens­werten Teil ihrer Fahrten elektrisch zurücklegen (mind. 40 %). Da sie aber mittel- und langfristig zur Erreichung der Klima­ziele auch mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden müssen, sind sie eher als Brückentechnologie zu bewerten.

Nur in der Theorie bestens aufgestellt

Mittelfristig haben auch andere alternative Antriebstechno­logien Potenziale zur Einsparung von Treibhausgasen wäh­rend der Fahrzeugnutzung: so beispielsweise Biokraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, Wasserstoff-Brennstoffzel­len oder synthetische, strombasierte Kraftstoffe, sofern für ihre Produktion ausschließlich oder überwiegend erneuer­bare Energien eingesetzt werden. Die ökologische Bewer­tung der Antriebstechnologien erfolgte unter Beteiligung des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidel­berg. Um eine Aussage über die Zukunftsfähigkeit dieser Technologien treffen zu können, ist neben der ökologischen Betrachtung jedoch auch eine wirtschaftliche Untersuchung notwendig.

Wie ist die deutsche Automobilindustrie für die Verkehrs­wende aufgestellt? „Auf der ganzen Welt zeigt sich hier bereits seit mehreren Jahren ein starkes Wachstum bei Pa­tent- und Markenanmeldungen im Bereich der alternativen Antriebstechnologien“, bilanziert Dr. Luisa Sievers, wissen­schaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer ISI. „Die deutsche Automobilindustrie nimmt dabei eine Führungsrolle ein, die es aktiv zu bewahren gilt.“ Deutschland steht über einen Zeitraum von fast 15 Jahren in allen Kategorien von nachhal­tigen Antriebstechnologien und von Digitalisierung an erster Stelle der Markenanmeldungen am Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO). Doch wo bleiben die Konsequenzen? (hdm)