Schlechte Zeiten für deutsche Ruheständler
06.09.2018
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Fünf große Risiken bedrohen den Wohlstand im Alter
Die demografische Entwicklung bleibt nach Ansicht der Studienautoren auch weiterhin die zentrale Herausforderung der Alterssicherung. So stelle die Überalterung der Gesellschaften nach wie vor ein hohes Risiko für die Sicherung der Sozialsysteme und die Lebensqualität dar. Dasselbe gelte auch für die Staatsverschuldung, die in zahlreichen Staaten der Welt nach wie vor zu hoch sei. Unter den rekordhohen Schuldenständen würden besonders die Ausgaben im sozialen Sektor leiden und damit den Wohlstand von Ruheständlern bedrohen.
Als weiteren Risikofaktor identifizieren die Studienautoren die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken. Diese würde gerade Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen vor enorme Probleme stellen, die erforderlichen Renditen zu erwirtschaften. Von der Niedrigzinspolitik werde auch die private Vorsorge tangiert. So würde die Bildung von Altersrückstellungen erschwert und könne nur erreicht werden, wenn ein höheres Risiko eingegangen werde. Zudem würden Ruheständler, die von ihren Altersrücklagen leben wollte, durch das Niedrigzinsumfeld Einbußen erleiden.
Auch ein weiteres großes Problem der heutigen Zeit, der Klimawandel, habe negativen Einfluss auf die Situation von Ruheständlern. So würden ein Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme von extremen Wettereignissen wie Flut oder Dürre gerade für Menschen in küsten- oder flussnahen Bereichen zu existenziellen Herausforderungen. Damit wären auch eine deutliche Erhöhung von Versicherungspolicen und ein erheblichen Wertverlust bei Immobilien verbunden – was dann negative Folgen für die Altersvorsorge hat.
Die steigenden Gesundheitskosten machen die Autoren als fünften Risikofaktor aus. So würden im Zuge der erhöhten Langlebigkeit der Menschen zwangsläufig auch die Aufwendungen für Gesundheitsleistungen im Alter immer mehr steigen. Sie verweisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dieser Trend in allen OECD-Staaten schon länger zu beobachten sein. So würde laut Schätzung der OECD der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandsprodukt von derzeit 6 % auf 9 % im Jahr 2030 steigen.
Was Anleger tun können
Auf die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Rahmenbedingungen können Bürger nur mäßig Einfluss nehmen. Jedoch können sie sich mit ihrer Anlagestrategie an die Herausforderungen anpassen. “Aus Sicht von Natixis Investment Managers kommt es vor allem drauf an, Portfolios breiter aufzustellen und dabei verschiedene, auch alternative Renditequellen zu nutzen”, so Sebastian Römer. So sollten unterschiedliche Anlageklassen und Investmentstile ohne Vorbehalte auf ihre Tauglichkeit für die individuellen Anlageziele geprüft werden. “Eine Anlagepolitik mit Scheuklappen kann nicht zum Erfolg führen”, warnt Römer, der dabei die Finanzbranche durchaus in der Pflicht sieht. “Als Anbieter können wir zur Problemlösung beitragen, indem wir langfristige und risikoorientierte Portfolios anbieten, die sich nicht an einer kurzfristigen Performanceperspektive orientieren.”
Bei einem nur kurzfristigen Blick bestehe die Gefahr, dass emotionale und falsche Investmententscheidungen getroffen werden. Ein wichtiges Instrument seien alternative Investmentstrategien, die darauf ausgerichtet sind, stabile Erträge in jeder Marktlage zu erzielen. “Sie verbessern die Diversifikation, verringern das Risiko und erschließen neue Renditequellen”, erläutert Sebastian Römer. Diese Strategien würden institutionelle Investoren bereits verstärkt anwenden. So nutzen laut einer Studie von Natixis Investment Mangers bereits 71 % von ihnen alternative Investments zur Diversifikation und Risikosteuerung.
Ein verstärktes Angebot an ESG Investments, die ökologische, soziale und auf gute Unternehmensführung bezogene Kriterien berücksichtigen, könnte nach Ansicht von Natixis Investment Managers die Altersvorsorge attraktiver machen. Das gilt besonders für junge Sparer. “Einer Studie unseres Hauses zufolge würden 71 % der sogenannten Millenials starker sparen, wenn sie mit ihren Investments ESG Ziele unterstützen können”, so Sebastian Römer abschließend. (ahu)