Nachhaltiges Studierendenwohnheim tief im Süden

28.04.2021

So soll CampusRo nach der Fertigstellung aussehen / Visualisierung (c) PONNIE Images, Aachen; Architektur: ACMS

Holzbau – kein Holzweg

Aller Obergeschosse des Neubaus werden in Holzbauweise errichtet. Der größte Teil der lastabtragenden Außenwände wird aus vorgefertigten Elementen zusammengesetzt, die mit eingebauten Fenstern, Lüftung und inklusive der Außenwandschalung auf die Baustelle gelieferft werden. Für die nötige Stabilität der Decken in allen Räumen sogt eine Hybrid-Konstruktion aus Brettschnittholz und Ortbeton. Die Räume wiederum sind über Laubengänge aus Betonpfeilern zu erreichen. Im Inneren werden im Abstand von 6,40 Metern tragende Brettsperrholzwände eingebracht und mit Trockenbauwänden verkleidet. Hinzu kommen nichttragende Innenwände in Trockenbauweise, die jede Etage in Raumachsen von 3,2 Meter aufteilen. Das verwendete Holz stammt aus bayerischen und österreichischen Wäldern. Dank einer PEFC-Zertifizierung ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung garantiert. Zudem stammen sämtliche Baumaterialien wie Fenster und Türen aus Produktlinien, die nach gesundheits- und umweltrechtlichen Standards zertifiziert sind. Durch die Kombination aus dem Baustoff Holz und weiteren umweltschonenden Materialien wird nicht nur für eine bessere CO2-Bilanz als bei konventionell errichteten Gebäuden gesorgt. Stattdessen wirkt sich das Zusammenspiel auf das Raumklima und den Wohlfühlcharakter im Quartier aus. Nachhaltig ist beim CampusRO auch die Energieversorgung, die über eine auf den Dächern installierte Photovoltaik-Anlage erfolgt. Der Strom, der für den Betrieb des Quartiers nicht benötigt wird, kann von den Mietern der Studentenwohnungen bezogen werden. Als Anreiz dafür wird ihnen der Ökostrom aus eigener Produktion günstiger als zu örtlich üblichen Preisen angeboten. „All diese nachhaltigen Bausteine wirken sich positiv auf die Ökobilanz aus, bei der wir einen Gebäudelebenszyklus von 50 Jahren betrachten. Allein die Holzhybrid-Bauweise reduziert den CO2-Footprint um mehr als 50 Prozent gegenüber einer konventionellen Bauweise“, so Hendrik Müller, laut dem die CO2-Bilanz einer der wichtigsten von ca. 35 Themenschwerpunkten ist, die im Zertifizierungsverfahren von CampusRO eine Rolle spielen. So werden für die Nachhaltigkeitszertifizierung auch soziokulturelle und technische Qualitäten sowie der Standort eines Gebäudes bewertet und optimiert. Hierbei sind laut Hendrik Müller bspw. die Aufenthaltsqualität innerhalb und außerdem des Gebäudes sowie die Biodiversität von Bedeutung.

Ganzheitliches Konzept

„Bei der Entwicklung von CampusRO wollten wir nicht nur den Gebäudelebenszyklus, sondern auch das studentische Leben in seiner Gesamtheit betrachten. Eine hohe Aufenthaltsqualität im Quartier war uns deshalb sehr wichtig. So wird es zahlreiche Möglichkeiten für die Vernetzung untereinander geben und der Sharing-Trend an vielen Stellen im Quartier aufgegriffen", erläutert Peter Matthias Astner. So ist der gesamte Campus in einer Art Siedlungsstruktur konzipiert, die das Miteinander fördert: Das gesamte Objekt besteht aus drei modernen Gebäudekomplexen, für die jeweils drei bis vier Gebäudeteile vorgesehen sind. Durch einen Laubengang sind diese Teile miteinander verbunden. Ein Boardinghaus mit 40 Managed Apartments für Austauschstudierende und Hochschullehrer sowie für Geschäftsreisende und Touristen bilden den baulichen Hochpunkt des Quartiers. Auch zu diesen ist eine Vernetzung möglich und über die vielen Gemeinschaftsbereiche sogar gewünscht.

Die geplanten Einzel-Apartments, Wohngemeinschaften für vier Personen und Drei-Zimmer-Apartments für Familien in den einzelnen Häusern werden direkt von außen über den Laubengang betreten und sind zweiseitig belichtet. Die Ausrichtung der ein- bis fünfgeschossigen Gebäude ist nach der Besonnung optimiert. Durch ein Netz aus Wegen, Gärten und Plätzen werden in den Freibereichen Interaktionsflächen für die Bewohner geschaffen. Ergänzt wird dieses Angebot durch ein Café, ein Restaurant, eine Bar sowie einen Quartiersplatz

Auch innerhalb der Gebäude entstehen zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch. So wird es Dachterrassen für alle geben, einen Raum mit Waschmaschinen, Trocknern und einer schicken Lounge zum Verweilen, eine Werkstatt beispielsweise zum Reparieren von Fahrrädern, einen Fitnessraum sowie einen Konferenzraum mit Showküche zum Anmieten.

Grünflächen, Nistkästen und Bienennährstauden

CampusRO setzt jedoch nicht nur in den Wohn- und Gemeinschaftsbereichen auf nachhaltigen Wohlfühlcharakter. Auch die Natur wird auf der einst versiegelten Fläche einbezogen. Dafür werden auf dem Grundstück zahlreiche Grünflächen mit Rasen, Bäumen und Sträuchern entstehen. Außerdem sind Bienennährstauden und Nistkästen für Vögel geplant, sodass sich Tiere dort ansiedeln und Schutz finden können.

„Die Gesamtheit der Maßnahmen und Services in CampusRO ist derzeit einzigartig für studentisches Wohnen in Deutschland. Inklusive Einfamilienhäusern zertifiziert die DGNB etwa 5.000 Projekte pro Jahr – rund 20 davon in Platin. Ein Studenten-Quartier war bisher noch nie dabei“, so Hendrik Müller abschließend. (ahu)