Nachhaltiges Bauen auf Dauer auch ökonomisch vorteilhaft

10.12.2020

Kamil Kowalewski, Vorstand VST BUILDING TECHNOLOGIES AG / Foto: © VST

Investoren treiben Nachfrage auf Rekordniveau

Weil beim Bau von Green Buildings unter anderem stark auf die Qualität von Materialien geachtet wird, kann die Erstellung eines Green Buildings zunächst etwas teurer sein als ein herkömmlicher Bau. Jedoch sind Green Buildings  energieeffizienter, wodurch Betriebskosten deutlich gesenkt werden. Auch Reparaturarbeiten aufgrund von minderwertigen Roh- und Baustoffen, Instandsetzungsmaßnahmen oder Wartungsarbeiten sind bei Green Buildings kaum notwendig. Chemische Produkte werden beim Bau von Green Buildings kaum verwendet. Sie enthalten deutlich weniger Schadstoffe als herkömmliche Bauten, können wesentlich länger genutzt werden und sind werthaltiger. Verrechnet man also die Kosten bei der Entstehung von Green Buildings mit den Einsparungen an Energie- oder Wasserkosten über die gesamte Nutzungsdauer, sind Green Buildings nicht teurer als herkömmliche Bauvorhaben. Die Minimierung von Lebenszykluskosten macht Green Buildings auch für Investoren immer interessanter. Allein 2019 belief sich das Transaktionsvolumen mit zertifizierten Green Buildings in Deutschland bei Einzeldeals laut BNP Paribas Real Estate auf den Rekordwert von 11,6 Mrd. Euro. Mit einem Anteil von 22,6 Prozent am gewerblichen Investitionsvolumen stellten zertifizierte Objekte ebenfalls einen neuen Rekord auf. Investoren und Unternehmen signalisieren damit, dass Ihnen Themen wie Ökologie und soziale Verantwortung wichtig sind. Mit ihrer Entscheidung für Green Buildings wollen sie ihren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung von Städten und zur Erreichung von Klimazielen leisten.

Bund und Länder unterstützen nachhaltiges Bauen mit verschiedenen Förderprogrammen großzügig und gewähren darüber hinaus steuerliche Vorteile. Die Marktpreise für nachhaltige Gebäude liegen deutlich über jenen Gebäuden mit herkömmlicher Bauweise. Nachhaltiges Bauen schafft einen Mehrwert, der sich unter anderem in weniger Leerstand, höheren Mieten und Wertsteigerungen niederschlägt. Dennoch ist der tatsächliche Wert der Nachhaltigkeit eines Gebäudes in der Praxis nur schwer zu bemessen. Maßgeblich hierfür sind neben den Mietpreisen auch Annahmen über Preisentwicklungen, Betrieb und Instandhaltung, die über Jahre aufwendig prognostiziert werden müssen. Nachhaltigkeitszertifikate für Gebäude gewinnen daher seit Jahren an Wichtigkeit. Diese können je nach Projektgröße, Laufzeit oder Status deutlich variieren. Zu den weltweit bekanntesten und genutzten gehört LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), bei der die Bewertung nach einem Punktesystem erfolgt. In Deutschland setzt bei der Bewertung von Nachhaltigkeit bei Gebäuden die DGNB-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen Maßstäbe. Dieses Planungs- und Optimierungstool, das unter anderem mit dem Bauministerium entwickelt wurde, fußt auf den Paradigmen Lebenszyklusbetrachtung, Ganzheitlichkeit und Performanceorientierung und bildet dabei die drei Nachhaltigkeitsbereiche Ökologie, Soziales und Ökonomie ab.

Gebäude werden das Materiallager von morgen

Im Zusammenhang mit Green Buildings gewinnt in der Immobilienbranche auch das sogenannte Cradle-to Cradle-Prinzip an Bedeutung. Die Baubranche ist in Deutschland für rund die Hälfte des Müllaufkommens verantwortlich. Baumaterialien wie Sand, Zement und Stahl werden weltweit knapper und entsprechend teurer. Das Cradle to Cradle-Prinzip sieht einen geschlossenen Stoffkreislauf vor und setzt es sich zum Ziel, keinerlei Abfälle zu hinterlassen. Produkte sollen also so konzipiert werden, dass eine Wiederverwertbarkeit gewährleistet wird. Gebäude werden sozusagen das Materiallager der Zukunft.

Gastbeitrag von Kamil Kowalewski, Vorstand VST BUILDING TECHNOLOGIES AG