Mehr Balance bei den Anlagestilen

24.08.2022

Werner Kolitsch, Head of DACH Distribution M&G Investments / Foto: © M&G Investments

Der Juli startete heiß. Nicht nur draußen, sondern auch an den Kapitalmärkten. Der deutsche Aktienindex DAX notiert zeitweise unter 13.000 Punkten. Ob die nächsten Wochen Entspannung bringen, bleibt eher ungewiss. Wie gehen Fondshäuser mit dieser Gemengelage um? Wir baten Werner Kolitsch, Head of Germany and Austria bei M&G Investments, um seine Einschätzung. Er ging auch auf die Absatztrends und Zukunftspläne seines Hauses ein.

finanzwelt: Seit mehr als sieben Jahren sind Sie in leitender Position für M&G tätig. Ende 2021 erhielten Sie noch mehr Verantwortung. Was waren rückblickend gesehen die größten Meilensteine, die Sie seit 2015 erreichen konnten? Werner Kolitsch» Ich bin vor allem auf zwei Dinge stolz. Erstens: Im Vergleich zu 2015 ist M&G heute deutlich breiter im Markt aufgestellt. Zweitens haben wir den Brexit genutzt, um unser Geschäft durch den Ausbau unserer SICAV-Plattform zu internationalisieren. So können wir auch unseren Kunden in Deutschland besser dienen. Als ich zu M&G kam, waren wir in Deutschland ausschließlich im Retail-IFA-Markt aktiv. Dieses Geschäft ist für uns nach wie vor sehr wichtig; durch die Erweiterung unserer Angebotspalette decken wir nun jedoch alle Kundenkanäle ab. Institutionelle Mandate tragen heute bereits einen deutlichen Anteil unseres verwalteten Vermögens, das sich in Deutschland inzwischen auf etwa 10 Mrd. Euro beläuft.

finanzwelt: Wie hat sich der Fondsvertrieb in den zurückliegenden Jahren, auch unter dem Einfluss von Corona, verändert? Kolitsch» Ganz erheblich. Wir stellen fest, dass viele Kunden auch zukünftig an der Online- und Videokommunikation festhalten wollen, selbst für Pitches. Trotz der Freude über persönliche Treffen, Konferenzen und Gespräche: Über Videomeetings und Webinare kommunizieren wir heute effizienter, schneller und auch umweltfreundlicher als vor der Pandemie. Bei M&G haben wir uns schnell an diesen Umbruch angepasst. Mein Team arbeitet sehr effektiv zusammen und hat die neuen Anforderungen des virtuellen Umfelds angenommen – sei es bei Produkten, in der Kundenbeziehung oder bei Regulierungsfragen.

finanzwelt: 2022 ist ein sehr schwieriges Kapitalmarktjahr. Wie blicken Sie auf die kommenden Monate? Kolitsch» In Europa folgte direkt auf die Pandemie der Krieg in der Ukraine. Zusätzlich müssen wir damit rechnen, dass die hohe Inflation noch länger andauert. An den Märkten werden wir wohl einen volatilen Sommer erleben. Der Kapitalmarkt hat diese Sorge bereits eingepreist. Am Hochzinsmarkt wird mit Ausfallraten von mehr als 10 % kalkuliert. Das mag übertrieben sein, zeigt mir jedoch auch, dass die Angst vor einer Rezession noch nicht ausgestanden ist. Andererseits bieten die hohen Renditeniveaus aktuell gute Möglichkeiten bei Unternehmensanleihen. Hoffnung besteht, dass sich das Szenario zum Ende des Jahres beruhigt. Und es gibt Assetklassen, die sich auch in diesem Umfeld sehr gut behaupten. Denken Sie etwa an Value und Infrastruktur.

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