Horrorliste

01.11.2022

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Wer ein Unternehmen gründet, muss sich auf Risiken einstellen. Dies gilt unabhängig von der eigenen Größe und auch für traditionelle Großkonzerne. Allerdings verändern sich solche Gefährdungen. Mit der Zeit – und Gewebemakler sehen sich immer neuen Beratungsanforderungen gegenüber. In diesem Jahr und wohl auch in der näheren Zukunft kommt‘s knüppeldick.

Im Jahr 2022 haben neu aufkommende Risiken an Bedeutung gewonnen. Unternehmen müssen ihr Risikomanagement an die neuen Herausforderungen anpassen und vorausschauend handeln. Politische Unsicherheiten, Naturgefahren, aber – allen voran – Verluste, die aus ESG-Verpflichtungen erwachsen, beschäftigen die Risikomanager in deutschen Unternehmen. Zu diesem Schluss kommt der international tätige Versicherungsmakler WTW und mahnt Unternehmen, ihr Risikomanagement grundlegend zu verändern: „Es kommen zu viele neue, bisher unbekannte Risiken auf Organisationen zu, als dass man weiterhin ‚Risikomanagement im Rückspiegel‘ betreiben könnte“, erklärt Mathias Pahl Head of Corporate Risk & Broking bei WTW. „Risikoentscheidungen zu Klima- oder Cybergefahren können nicht auf Vergangenheitswerten basieren – die sogenannten ‚Emerging Risks‘ zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch fehlende historische Daten kaum oder nur schwer zu bewerten sind.” Für Makler bedeutet das eine direkte Handlungsanleitung für ihre Beratungstätigkeit im Gewerbebereich. In diesem Jahr gewinnen neu aufkommende Risiken an Bedeutung. „Die Aufgabe der Unternehmen liegt darin, deren Wahrscheinlichkeit für die eigene Organisation zu antizipieren, die möglichen Folgen abzuschätzen und im Rahmen einer Gesamt-Risikostrategie abzusichern“, so Pahl.

Druck auf Unternehmen wächst

ESG-Kriterien fließen zunehmend in die Unternehmensbewertung ein und werden zum Erfolgsfaktor bei der Beschaffung von Kapital. „ESG zwingt zum Umdenken, denn die Kriterien zählen seit diesem Jahr auch in der Versicherung zum regulatorischen Standard“, erläutert Monika Behrens, Geschäftsführerin der Willis Towers Watson Versicherungsmakler GmbH. „Firmen, die diese Standards nicht erfüllen, riskieren, dass sie künftig keinen adäquaten Versicherungsschutz mehr erhalten.“ Insgesamt steigt der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu werden, um ihre eigene Auswirkung auf das Klima zu minimieren. Auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das ab 2023 in Kraft tritt, fordert nachhaltiges Handeln: Es verpflichtet zu einer Risikoanalyse der eigenen Lieferkette im Hinblick auf mögliche Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden. Behrens weiter: „Damit Unternehmen ‚resilient‘ gegen die Herausforderungen aus Klimakrise und Nachhaltigkeit werden können, ist künftig die Kooperation von Risk Management und Sustainability Management in einer Organisation besonders wichtig.“

Bereits heute führen Überschwemmungen, Hitzewellen oder kriegerische Auseinandersetzungen um Wasser die Liste der Klimarisiken an. Jedes Unternehmen kann die daraus resultierenden Bedrohungen nur individuell für sein Geschäft und seine Standorte bewerten. Dafür sind moderne Tools und umfassende Datenbanken nötig, die aufzeigen können, mit welchen Schäden etwa in einer bestimmten Region gerechnet werden muss. „Wer Klimagefahren erkennt, sollte zweigleisig fahren“, so Behrens: „Es gilt einerseits, Risiken durch Präventionsmaßnahmen abzumildern, andererseits mögliche Verluste durch Versicherungslösungen abzudecken.“ Aufgrund massiv gestiegener Cyber-Schäden zeichnen Versicherer dieses Risiko immer zurückhaltender. Im Jahr 2022 werden die verfügbaren Kapazitäten weiter reduziert, so dass vor allem Großunternehmen kaum noch ausreichend Versicherungsschutz erhalten. Um weiterhin Cyber-Deckungen zu bekommen, müssen Unternehmen proaktiv die Schwachstellen in ihren IT-Systemen identifizieren und ausbessern“, sagt Behrens.

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