Hier lohnt sich der Wohnungskauf erst nach 75 Jahren!

19.05.2021

Auch wegen des hohen Preisniveaus auf Sylt hat der Landkreis Nordfriesland den deutschlandweit höchsten Vervielfältiger / Foto: © Benno Hoff - stock.adobe.com

Auf dem deutschen Immobilienmarkt geht die Schere zwischen Kauf- und Mietpreisen immer weiter auseinander. In den teuersten Regionen rechnet sich der Kauf aus zeitlichen Gründen eigentlich gar nicht. Vor allem in den A-Städten sind deutliche Anstiege zu verzeichnen.  

Das Verhältnis zwischen Jahresnettokaltmieten und Kaufpreisen für Eigentumswohnungen wird immer größer: So lag laut Postbank Wohnatlas der Vervielfältiger im vergangenen Jahr bei 25,7 und damit um 1,7 höher als im Vorjahr. Damit setzt sich ein Trend fort, der seit 2017 zu beobachten ist. Zudem ist der Anstieg noch steiler als zuvor. „Wir erwarten hinsichtlich des Immobilienbooms der vergangenen Jahre durch die Corona-Pandemie keine Trendumkehr. Allenfalls regional könnten pandemiebedingte Konjunktureinbrüche in bestimmten Branchen zu Anpassungen führen, wenn die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte stark in Mitleidenschaft gezogen werden sollten. Das würde die Nachfrage nach Wohnraum abschwächen“, so Eva Grunwald, Leiterin Immobiliengeschäft Postbank.

Große Unterschiede innerhalb Deutschlands

Aus dem Wohnatlas, für den die Postbank gemeinsam mit den Experten des Hamburgischen WeltWirtschaftsInsituts (HWWI) die Wohnungsmärkte in den 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städten unter die Lupe genommen hat, geht hervor, dass die Schere zwischen Immobilienpreisen und Mieten deutschlandweit sehr unterschiedlich stark auseinander geht. Während im sächsisch-anhaltinischen Landkreis Mansfeld-Südharz für den Erwerb einer Eigentumswohnung gerade einmal zwölf Jahresnettokaltmieten nötig sind, werden im Landkreis Nordfriesland 75 Jahresnettokaltmieten erforderlich. Dort lohnt sich rein finanziell der Kauf einer Eigentumswohnung also rechnerisch also erst in einem sehr hohen Alter – und auch nur dann, wenn man sehr jung eine Immobilie erwirbt. Ein wesentlicher Grund für die hohen Immobilienpreise dieses Kreises im hohen Norden sind die begehrten und entsprechend teuren Lange auf den Inseln Sylt, Föhr und Amrum. Der Kreis Nordfriesland überschreitet deutlich die Marke von 25, bis zu dem Experten noch einem moderaten Kaufpreisniveau gemessen an den örtlichen Nettokaltmieten sprechen. „Höhere Vervielfältiger können auf eine Überhitzung des regionalen Marktes hinweisen. Interessent*innen sollten vor einer Kaufentscheidung die Einschätzung von Immobilienexpert*innen einholen“, rät Eva Grunwald. Insgesamt liegen 41 Städte ab 20.000 Einwohner unterhalb dieser Schwelle. Zu diesen zählen Gelsenkirchen (Vervielfältiger 18,0), Salzgitter (19,1), sowie Bremerhaven, Duisburg, Oberhausen, Hamm, Bochum, Chemnitz und Wuppertal mit Werten zwischen 20 und 21.

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