Grün sind alle meine Kleider

17.08.2020

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Greenwashing oder Impact Investing. Woran misst man die Nachhaltigkeit von Versicherungen? Wo fängt Nachhaltigkeit an? Und viel wichtiger: Wo hört sie auf? Im Zweifel da, wo es unbequem wird. Da, wo es Geld kostet.

Wer schon mal ein Elektroauto in der Stadt gefahren ist, kennt das gute Gefühl: Man hat alles richtig gemacht! Grünes, gutes Gewissen verpackt in schickem, kalifornischem Design. Wie schön, ich rette die Welt! Kein Lärm, keine Emission, immer einen Parkplatz und für Freunde des Gaspedals ausreichend Beschleunigung, um bei einem Spurt an der Ampel einem italienischen Sportwagen mal die Rücklichter zu zeigen. Jedenfalls bei einem Tesla Model S P100D (Ludicrous Performance) ist das überhaupt kein Problem. Wie sieht es aber auf der Autobahn im Winter aus? Laden, laden und nochmals laden. Also viele Kaffeepausen. Aber so viel Kaffee kann kein Mensch trinken. Ich habe immer ein kleines Nickerchen auf der Rückbank gemacht, dauerte der Ladezyklus doch für halbvolle Batterien 30 Minuten und für ganz volle Akkus eineinhalb Stunden. Kein Auto für die Langstrecke, aber als Stadtauto super cool. Und wie sieht es mit der CO2-Bilanz aus? Strom wird immer noch zum Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Wie sieht es mit den Schadstoffen aus, die bei der Batterienproduktion anfallen? Wie mit der Entsorgung der Batterien? Die Autos, die ich zuvor gefahren bin, hielten über zehn Jahre. Fahrtleistungen von bis zu 500.000 km kein Problem. Schaffen die Batterien des Tesla das auch? Nun, ich bin Elon Musk dankbar, dass er die deutschen Autohersteller aus der Lethargie des „Immer-weiter-so“ gerissen hat. Und außerdem hat er das Elektroauto sexy gemacht. Danke, Elon! Aber einen Tesla zu fahren, wird die Erde nicht retten und ob Elektromobilität die (einzige) Zukunft sein wird, wage ich auch zu bezweifeln.

Anhand dieses Beispiels wird vielleicht klar, dass alles im Leben zwei Seiten hat. Das grüne, emissionsfreie Gewissen in unseren Innenstädten erkaufen wir uns teuer durch verseuchte Lithium-Minen in Südamerika und Battery-Kids auf den Schrottplätzen Afrikas. Es ist eine ganz einfache Rechnung. Was vorne rein geht, muss hinten auch wieder irgendwo raus. Und solange wir nicht bereit sind, zu verzichten, müssen viele technische Lösungen her, die nicht dogmatisch verbieten, sondern praktisch erlauben. Automatische Temporegulierungen statt Tempolimit wären zum Beispiel eine Lösung, um Stau und Verbrauch zu minimieren. Oder Wasserstoffautos für die Langstrecke. Es gibt bereits viele Lösungen und Ansätze. Aber die meisten Firmen, die sich damit beschäftigen, benötigen viel Kapital in Form von Beteiligungskapital oder Public Equity (Aktien). Und da kommen wir aus der Finanz- und Versicherungsbranche ins Spiel…

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