Frühlingserwachen
20.10.2022
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Die Zinspolitik der EZB verleiht auch der privaten Krankenversicherung einen Schub. Nach langen schwierigen Jahren zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Bei der betrieblichen Krankenversicherung sieht die Situation noch viel besser aus. Sie kommt zunehmend in den Firmen an und gilt immer mehr als das Erfolgsmodell. Makler können aufatmen.
Nach vielen Jahren der Nullzins-Politik hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli den Leitzins auf 0,5 % angehoben. Welche Folgen die Zinswende für die Beitragskalkulation in der PKV hat, erklärt Holger Eich, Geschäftsführer und Chef-Mathematiker im PKV-Verband: „Die Anhebung des Zinses wirkt sich grundsätzlich sofort auf die Berechnung des sogenannten aktuariellen Unternehmenszinses – oder kurz: AUZ – aus. Allerdings beeinflusst der Zinssatz der EZB zunächst nur kurzfristige Anlagen und ist damit nur einer von vielen Faktoren des AUZ.“ Der AUZ ist der unternehmensindividuelle Höchstrechnungszins. Das heißt, bei einer Beitragsanpassung oder bei der Kalkulation eines neuen Tarifs darf das Unternehmen keinen höheren Rechnungszins festlegen. Der Rechnungszins wiederum beeinflusst die Beitragshöhe. Denn er gibt vor, welche Erträge das Unternehmen am Kapitalmarkt in der Zukunft erwartet. Je höher diese Erträge sind, desto weniger Beiträge sind erforderlich, um die Versicherungsleistungen zu garantieren und Alterungsrückstellungen aufzubauen.
Kurz gesagt gilt das Grundprinzip: Je höher der Zins, desto geringer die Beiträge. Sind die Auswirkungen der EZB-Zinserhöhung also zunächst eher gering? Eich sagt: „Die Anhebung der Zinsen hilft auf jeden Fall, denn sie ändert den Trend. Es sieht so aus, als ob wir uns einer Talsohle nähern – und ab dann könnte der AUZ auch wieder steigen. Es ist ja so, dass der AUZ trotz einer historischen Niedrigzinsphase nur sehr langsam abgesunken ist.“ Zurzeit liege man branchenweit bei einer Durchschnittsverzinsung von über 2 % – und das nach einer jahrelangen Nullzins-Politik der EZB. Das zeige, wie sorgfältig die Unternehmen das Geld ihrer Versicherten angelegt hätten. Die PKV-Unternehmen legten das Kapital überwiegend sehr langfristig an. Das habe nun natürlich zur Folge, dass ein steigender Zins sich im AUZ auch erst nach und nach zeige. Denn niemand werde eine langfristige Anlage, für die er 2 % Zins erhalte, in eine kurzfristige Anlage umschichten, weil er dort jetzt 0,5 statt 0 % erhalte.
bKV auf der Überholspur
Das ist aber nicht die einzige gute Nachricht für Berater und Kunden. Mit einer arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Krankenversicherung (bKV) haben Unternehmen einen Allround-Benefit, um ihre Employer Brand attraktiver zu gestalten. Ein Survey der Funk Vorsorgeberatung hat erstens Unternehmen, die eine arbeitgeberfinanzierte bKV implementiert haben, zweitens Unternehmen, die eine arbeitgeberfinanzierte bKV planen und drittens Unternehmen, die keine arbeitgeberfinanzierte bKV haben, analysiert. Klar ist dabei: Für die Personalverantwortlichen in Deutschland entwickelt sich die bKV zunehmend zu einer tragenden Säule der Employer Branding-Strategie.
Dies bekräftigt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmensverantwortlichen, bei denen bereits eine bKV implementiert ist. Diese bewerten die Relevanz der bKV im Unternehmen als „eher hoch“ bis „hoch“. Der Trend zur Investition in die Gesundheit der Mitarbeitenden ist mehr denn je in den Fokus der Gesellschaft und Arbeitgeber gerückt. Diesen Trend bestätigen 86 % der befragten Unternehmen, welche ihren Mitarbeitenden bereits eine arbeitgeberfinanzierte bKV anbieten – diese würden eine bKV jederzeit erneut im Unternehmen implementieren. Diese Position basiert auf den durch die bKV „erreichten Zielen“: positives Erlebnis der Nutzer (100 %), Imagesteigerung (96 %) und Erhaltung der Gesundheit (82 %).
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