Digital Natives und Immigrants führen
09.11.2018
Barbara Liebermeister, Leiterin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) / Foto: © IFIDZ
Bis zu fünf Generationen im Team
Fakt ist: Aufgrund der höheren Lebenserwartung und des steigenden Renteneintrittsalter arbeiten heute in vielen Unternehmen bereits Menschen zusammen, deren Altersunterschied bis zu 50 Jahren beträgt. In ihnen prallen bis zu fünf von den Soziologen definierte „Generationen“ aufeinander:
- die Traditionalisten (vor 1950 geboren), die heute in der Regel nur noch als Senior-Chefs in den Unternehmen präsent sind,
- die Babyboomer (ca. 1951 bis 1964 geboren), von denen die älteren Jahrgänge bereits das Rentenalter erreicht haben,
- die Generation X (1965 bis 1980 geboren), die heute weitgehend das mittlere und obere Führungspersonal in den Betrieben stellt,
- die Generation Y (1981 bis 2000 geboren), von denen viele bereits zu den etablierten Leistungsträgern zählen, und
- die Generation Z (ab 2001 geboren), der schon viele Auszubildende in den Betrieben angehören.
Dabei gilt die Faustregel: Je größer der Altersunterschied ist, umso unterschiedlicher sind die Lebens- und Erfahrungshorizonte, was oft zu Reibungsflächen führt.
Die Führungsaufgabe wird schwieriger
Die veränderte demografische Struktur zeigt sich auch im Bereich Führung: Die alte Hackordnung „Der Chef ist älter als seine Mitarbeiter“ ist in den meisten Betrieben schon lange passé. Heute stehen die Führungskräfte oft vor der Herausforderung, außer erheblich jüngeren, auch ältere Mitarbeiter zu führen. Auch deshalb wird die Führungsaufgabe schwieriger.
Eine Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half unter Personal- und Finanzmanagern zeigt: Sind drei und mehr Generationen in einem Team vertreten, häufen sich die Schwierigkeiten – nicht nur, weil die Bedürfnisse der Arbeitnehmer altersbedingt verschieden sind, sondern auch ihre Art, Aufgaben anzugehen.
Die unterschiedlichen Denk- und Arbeitsstile nutzen
Die unterschiedlichen Denk- und Arbeitsstile erfordern von allen Beteiligten die Bereitschaft, sich wechselseitig zu verstehen. Denn jede Generation ist tendenziell anders gestrickt und hat ihre spezifischen Bedürfnisse. Darauf müssen sich neben den Arbeitgebern auch die Führungskräfte einstellen, sonst lähmen sich die Mitglieder ihrer Teams rasch gegenseitig. Dieses wechselseitige Verständnis gilt es zu fördern – zum Beispiel indem man Foren schafft, wo sich die Mitarbeiter generationsübergreifend besser kennen und verstehen lernen – und sei dies nur bei einem Grillabend.
Besteht ein solches Verstehen können die Stärken, die den einzelnen „Generationen“ zugeschrieben werden, gezielt genutzt werden – zum Beispiel die Technologie-Affinität der Ypsiloner, der Wunsch, etwas zu bewegen, der Generation X und die aus Erfahrung resultierende Gelassenheit der Babyboomer. Dann wird aus der Vielfalt ein Gewinn fürs Unternehmen und die Mitarbeiter.
Gastbeitrag von Barbara Liebermeister, Leiterin Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter