Die Zukunft der Kundenbeziehung

10.02.2017

Alexander Bader, Social Media Experte

finanzwelt: Welche Auswirkungen hat das auf Printmedien oder Offline-Marketing?

Bader: Natürlich ist es keineswegs so, dass man ausschließlich auf Social Media Marketing mit dargestellten Strategien setzten darf. Der Offline-Bereich und Print-Sektor ist neben dem Imageaufbau des Unternehmens genauso wichtig. Doch ohne Social Media Marketing und dem Aufbau einer Kundenbeziehung auf wahren Werten und Lösung ohne der Erwartung einer Gegenleistung, werden Unternehmen es zunehmend schwerer haben oder gar komplett vom Markt verschwinden. Voraussetzung für das Bestehen ist die Integration der Online-Welt und Beherrschen einer anderen Kundenbeziehung. Ziel hier muss es sein, lautes Bewerben leise werden zu lassen und zuzuhören. Den Bedarf zu sehen und kostenlose Lösungen zu aktuellen Fragestellungen anzubieten. Auch schnelles Agieren ist gefragt. Das geht nur, wenn die Infrastruktur im Unternehmen mit entsprechenden Ressourcen für Social Media Marketing besteht.

finanzwelt: Welche Vorteile ergeben sich aus dieser Art Marketing?

Bader: Die Rückabwicklungen fallen wesentlich geringer aus, da der Kunde vorab schon wesentlich mehr Informationen bekommen hat. Er weiß bereits über die Vor- und Nachteile des Produktes Bescheid, so dass er sich bewusst und aus freien Stücken zum Kauf aus Überzeugung entschlossen hat. Selbst wenn die Konkurrenz das gleiche Produkt zum gleichen oder vielleicht etwas günstigeren Preis anbietet, ist der Vertrauensvorschuss viel wichtiger und führt letztlich zum Kauf. Es wird auch Teilnehmer in der Liste geben, die das Produkt nicht kaufen, weil diese für sich keinen Bedarf sehen. Allerdings werden einige hiervon das Produkt in ihrem Netzwerk und Bekanntenkreis weiterempfehlen, da sie Vertrauen zum Produktgeber haben. Wer sich jetzt positioniert und seine Liste aufbaut, hat einen festen Lead-Stamm, der letztlich die Angebote über Likes oder Teilen schon fast ähnlich einem Vertriebskanal verbreitet. Was ein Marketing von Leichtigkeit und frei von Druck ermöglicht.

finanzwelt: Was ist für die Umsetzung wichtig?

Bader: Die Nutzung sozialer Medien ist wie das Erlernen einer Fremdsprache. Wer Grammatik und Vokabeln beherrscht, kann kommunizieren. Mit anderen Worten, wer Technik und Nutzen der Social Media Plattform versteht, kann darüber kommunizieren und die richtige Zielgruppe beispielsweise mit Videos, Bildern, bewegten Bildfolgen, nur Text, Links, etc. erreichen.

finanzwelt: Gibt es ein Beispiel für einen Social Media Kanal?

Bader: Gerade auch betreffend Vertriebsaufbau kann das gut genutzt werden. Zum einen kann man über einen Podcast Know-how und Interesse vermitteln. Auch möglich ist es, eine Community zum Spezialbereich aufzubauen und daraus Menschen für das eigene Unternehmen gewinnen. Doch eine besondere und sogleich effiziente Art ist die Kombination aus E-Mail und Video-Marketing zum Aufbau von Vertriebsmitarbeitern. Nehmen wir an, Sie bilden 30 Vermittler in einem Spezialbereich aus, dazu benötigen Sie im Schnitt 25 Stunden. Laut Pareto wird davon maximal einer sehr produktiv sein. Das bedeutet 750 Stunden Investition für einen sehr guten Mitarbeiter, in der Hoffnung, dass er viele Jahre im Unternehmen bleibt. Alternativ könnten Sie aber auch die Ausbildung auf Video aufzeichnen – einmaliger Aufwand von ca. 25 Stunden – und diese dann mit E-Mail Marketing verknüpfen. Sie bringen einen potenziellen Menschen in Ihren Kanal und sobald er alle Videos verarbeitet hat, können Sie mit ihm ein Gespräch zur Einstellung führen. Eine Angst auf Wissensklau besteht nicht wirklich, da es das Wissen überall gibt. Nein, vielmehr wird dieser Mensch, der alle Videos bis zum Schluss anschaut, von Ihnen überzeugt sein und gerne ein Mitglied Ihres Teams sein wollen. (jr)

Alexander Bader, Social Media Experte mail@bader-consult.com www.bader-consult.com