„Die Offensive gewinnt das Spiel, die Defensive die Meisterschaft“

10.02.2020

Pierre Debru, Director, Research, WisdomTree / Foto: © Wisdom Tree

2020 - Jahr der Ungewissheit

2020 bleibt wegen vielerlei offenen Themen ein Jahr der Unklarheiten. Zu diesen gehören der Abschluss des US-chinesischen Handelsabkommens, die langfristigen Auswirkungen der US-amerikanischen Schulden in Höhe von 14 Billionen US-Dollar oder das unkalkulierbare Ergebnis der US-Wahlen im November. Bereits einige Wochen nach Jahresbeginn gewannen diese Risiken mit dem Ausbruch der Nahost-Krise und den Spannungen zwischen USA und Iran sowie der von China ausgehenden Virusepedemie an Dynamik. Betrachtet man Aktienengagements in unsteten Zeiten wie diesen, besteht eine inhärente Spannung, denn es gilt, sich auf zwei ähnlich wahrscheinliche Szenarien vorzubereiten: einen plötzlichen Crash und eine spätzyklische Rallye.

Vor diesem makroökonomischen Hintergrund ist die Portfoliokonstruktion von größter Bedeutung. Ziel ist der Aufbau eines vielseitigen Portfolios, das sich schnell ändernden Marktbedingungen anpassen und unerwarteten Ereignissen widersetzen kann. Mit anderen Worten geht es um die Bildung von Portfolios, die sich defensiv verhalten, aber gleichzeitig auch an Markterholungen partizipieren können.

Hier werden wir uns darauf konzentrieren, wie wir von Natur aus defensive Assets finden und definieren.

Defensive Assets schneiden in Perioden sinkender Aktienkurse erfreulich ab

Wenn man die Bedeutung der Risiken in den einzelnen Assets eines typischen Multi-Asset- betrachtet, liegt die größte Risikoquelle in der starken negativen Wertentwicklung von Aktien, d.h. in sinkenden Aktienkursen. Tatsächlich zeigt die Analyse einer beispielhaften, verbreiteten Portfolioallokation von 60 Prozent europäische Aktien und 40 Prozent Euro-Anleihen einen Risikobeitrag von 90 Prozent aus dem Aktienanteil. Es ist daher nur natürlich, dass defensive Vermögenswerte tendenziell im Gegensatz zu Aktien, sozusagen als „Anti-Aktien“-Assets, definiert werden, d. h. als Vermögenswerte, die bei Kursrückgängen gut abschneiden.

Konzentrieren wir uns mit der folgenden Abbildung auf diese erste Definition und betrachten sechs bekannte Zeiträume, in denen Aktien Negativperformance aufwiesen: die Tech-Blase (September 2000 bis März 2003), die Finanzkrise (Juli 2007 bis März 2009), die Euro-Krise I (April 2010 bis Juli 2010), die Euro-Krise II (Mai 2011 bis Oktober 2011), die China-Krise (April 2015 bis Februar 2016) sowie das vierte Quartal 2018. Der untere Teil der Grafik zeigt die Performance des STOXX Europe 600 Total Return Index über diese Zeiträume (graue Schattierung).

Quelle: WisdomTree, Bloomberg. In EUR. Weitere Informationen zu den in der Abbildung verwendeten Indizes finden Sie unten auf der Seite. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, und Anlagen können im Wert fallen.

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