Den Schrecken im Nacken?
18.05.2021
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Manche Themen geraten für immer vom Radar. So war lange Zeit die Sorge vor Deflation omnipräsent. Seit einigen Wochen ist es nun wieder die Angst vor einer Geldentwertung. Das Schreckgespenst der Inflation ist vorgetreten. Sind damit die Notenbanken in der Pflicht? Zu unterscheiden sind darüber hinaus Inflationstendenzen in den USA von denen in Europa.
Wir erleben das Szenario in unserem Alltag. Einige Dinge des täglichen Lebens, insbesondere IT-Equipment, wurde in den vergangenen Jahren immer günstiger. Sinkende Preise – das ließ rückblickend das Verbraucherherz höherschlagen. Und auch im Herbst 2020 sanken die Verbraucherpreise. Deutschland stand am Rand einer Deflation. Verantwortlich hierfür war u. a. die temporär gesenkte Mehrwertsteuer. Doch in jüngster Zeit kommt das Schreckgespenst der Inflation um die Ecke. Bedeutet, für das gleiche Geld können wir Verbraucher weniger Waren kaufen. Ist das nun ein temporäres Phänomen, ausgelöst beispielsweise durch anziehende Rohstoffpreise? Die Meinungen hierzu divergieren.
Faktorenbündel ursächlich für Inflationsanstieg
Dr. Manfred Schlumberger, Vorstand der StarCapital AG, kommentiert die Lage folgendermaßen: „Auf Jahressicht werden die Inflationsraten vor allem in den USA, aber auch in Europa kräftig anziehen: In den USA auf 3 bis 4 %, in Europa auf 2 bis 3 %! Ursächlich sind spezifisch in Deutschland Sondereffekte wie die CO2-Abgabe und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung. Am stärksten wirkt jedoch der massive Anstieg der Rohstoffpreise, insbesondere bei Industriemetallen und Öl. Auch Insolvenzen im Dienstleistungssektor erlauben den verbleibenden Anbietern Preiserhöhungen.“ Auch Senior Portfoliomanager Dr. Holger Brauer von Nomura AM sieht, dass „das Risiko einer nachhaltig höheren Lohn-Preisspirale deutlich erhöht, auch wenn es in den einzelnen Monatswerten nicht immer sichtbar wird.“ Er verweist auf die hierfür ausschlaggebende Kombination aus mehreren Faktoren. Die für die Inflation relevante Geldmenge (M3 bzw. M2 in den USA) ist merklich angestiegen. 88Zweitens stützten quasi alle Staaten und insbesondere die US-Regierung die Nachfrage über eine expansive Fiskalpolitik. Drittens, so Dr. Brauer, erhöhe der Klimawandel das Inflationsrisiko, direkt über CO2-Steuern oder indirekt über Ressourcen-Knappheit, z. B. Wasser, und damit einhergehende potenzielle Preissteigerungen. Eine etwas andere Sicht der Sicht hat Esty Dwek, Head of Global Market Strategy bei Natixis Investment Managers. Sie betont, dass der von Basiseffekten, massiver fiskalischer Unterstützung und aufgestauter Nachfrage ausgelöste Preisanstieg sich nur als gering und vorübergehend erweisen werde. „Vor allem habe die Fed bereits erklärt, dass sie nicht (über-)reagieren werde; die Anleiherenditen sollten daher einigermaßen begrenzt bleiben“, so Dwek.
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