Das finde ich gut, das hat Zukunft
22.07.2024
Alle Fotos: Sabrina Henkel / fw
finanzwelt: Apple-Fans sind wie hörige Jünger eine Sekte. Die verlässt man nicht mehr… Geht mir übrigens auch so. Aber nehmen wir doch mal das Beispiel Nachhaltigkeit: Ich glaube, zu Assets wie Windkraftanlagen, Solaranlagen, grüne Gebäude, Wasserkraft haben junge Leute inzwischen einen Bezug. Mehr als vielleicht Schiffsbeteiligungen oder Private Equity. Und da glaube ich, würden sie gerne investieren, wenn sie eben die Tools dazu bekommen und wenn sie darüber informiert werden. Und da ist natürlich die Information auch wieder ein Problem, weil die „böse“ Sachwertebranche wird auch von Verbraucherschützern ordentlich gedisst. Aber es gibt kein schlechtes Produkt. Es gibt für jeden Menschen ein passendes Produkt. Und ich glaube, dass ESG-Sachwerte für viele junge Leute durchaus auch sinnvoll sein können: wenn sie wirklich etwas bewegen und aktiv dazu beitragen wollen, dass wir wieder mehr grünen Strom bekommen, weil sie ihr Geld in eine Solaranlage gesteckt haben.
Busboom: Aber das ist auch vollkommen richtig. Wir merken das an zwei Dingen: Wir haben keine Probleme, Geld einzusammeln. Und im Gegensatz zu allen anderen auch kein Problem, Personal zu akquirieren. Warum? Weil wir ganz viele junge Menschen haben, die von den Unis kommen. Und die sagen, bei einem Unternehmen wie ÖKORENTA tut man aktiv etwas für Erneuerbare Energien. Das finde ich gut, das hat Zukunft. Und da sind ganz viele dabei, die würden auch gerne mal so etwas machen. Wir haben das für uns zum Anlass genommen, dass unser aktueller Fonds bei 5.000 Euro Mindestbeteiligung anfängt. Wir wollten die Hürden kleiner machen. Das war auch ein Wunsch von vielen Banken, denn wir merken im Übrigen, dass die Bankenwelt wieder zurückkommt.
finanzwelt: Die grünen Banken?
Busboom: Nein, eher die Genossenschaftsbanken. Da haben wir im letzten Jahr schon starken Zuwachs und auch jetzt wieder eine große Nachfrage gehabt. Und da sind viele dabei, die sagen: ‚Mensch, fangt doch bei 5.000 Euro an, weil dann ist es viel leichter, auch viel mehr Kunden bei uns zu erreichen.‘ Aber trotzdem ist es grundsätzlich richtig, was Sie sagen. Um ganz strukturiert junge Kunden anzusprechen, müssen wir die Produkte vereinfachen und damit auch noch weiter runtergehen, was Mindestbeteiligungsgrößen angeht, um wirklich diese gesamte Kundschaft deutlich zu verjüngen. Das ist aus meiner Sicht mit dem klassischen AIF schwierig.
Behr: Nochmal bezogen auf den Zugang zu den Jungen. Wir verkaufen seit vielen Jahren auch Technologiemetalle, seit zwei Jahren jetzt auch Seltene Erden. Und dort merken wir, dass unsere Kunden hauptsächlich die Jungen sind, denn die investieren letztendlich in Metalle, die sie in jedem Smartphone etc. haben und täglich mit elektronischen Geräten umgehen. Man kann auch mit diesen Produkten an junge Kunden rankommen. Heutzutage sind diese speziellen Metalle in allen Windkrafträdern und Photovoltaikanlagen verbaut. Da gibt es viele gute Stories, die man einfach haben muss, damit das Thema auch alle begeistert. Und bei uns ist ein Vorteil, dass man mit wenig Geld in diese Metalle investieren kann. Mit einem Sparvertrag ab 50 Euro monatlich ist man dabei.
finanzwelt: Ich würde gerne später nochmal zur Customer-Journey zurückkommen. Aber wir wollen auch mal ganz kurz über den Immobilienmarkt sprechen. Wir haben mit Herrn Rehmann von MyHouse einen echten Immobilienprofi hier sitzen. Der Immobilienmarkt hat sehr gelitten, vor allem die Baubranche und die Projektentwickler. Da ist ein Kollateralschaden entstanden durch die Zinserhöhung, der nicht von schlechten Eltern ist. Andererseits sind jetzt die Immobilien günstig. Wer Bargeld hat, kann gut kaufen. War das wirklich gut, dass der Markt ein bisschen abgekühlt hat?
Rehmann: Eine politisch grandiose Fehlleistung. Man kann eine Inflation, die im Grunde durch Rohstoffe und Energiekosten verantwortet war, nicht durch fiskalische Maßnahmen wie Zinserhöhungen eindämmen. Natürlich war die EZB ein bisschen getrieben, weil man am Dollar bleiben wollte – keine Frage. Trotzdem hat man billigend in Kauf genommen, einen riesigen Kollateralschaden in der eigenen Wirtschaft zu verursachen.
finanzwelt: Und ich finde, das Einfachste wäre gewesen, die Steuern von Energie zu senken. Dann hätten wir nämlich die Inflation nicht gehabt. Aber das ging mit Herrn Lindner nicht.
Rehmann: Nee. Also gut, vielen Dank für nichts! Ja, die Immobilienwirtschaft hat gelitten. Aber nicht pauschal, da muss man differenzieren. Denn wir haben überhaupt nicht gelitten, wir sind ja im Grunde Projektierer und Bestandshalter in einem, und wenn Sie mal schauen, was alles schiefgegangen ist, dann waren das im Grunde alles Emissionshäuser, die sich auf ein bestimmtes Segment der Wertschöpfung einer Immobilie beschränkt haben. Und ja, in guten Zeiten ist damit vielleicht schneller Geld zu verdienen. Aber man erhöht natürlich das Risiko. Unser Produkt ist der Mietvertrag. Wir stellen den bezahlbaren Wohnraum in den Mittelpunkt unseres Handelns und haben damit ein außerordentlich stabiles Wirtschaftsgut! Denn gewohnt werden muss immer, egal welche Krise gerade herrscht.
finanzwelt: Stimmt, da haben Sie zwei Vorteile: längere Wertschöpfungskette und alles unter eigener Kontrolle.
Rehmann: Ja, viele Kollegen dachten, sie verkaufen mit den Projektentwicklungsfonds Sachwerte, aber das ist gar nicht richtig. Das waren reine Zinsprodukte. Der Investor war gar nicht an den Immobilien und an deren Wertschöpfung beteiligt. Und das ist genau unser Geschäft: im Grundsatz das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum, so dass sich Familien auch in Ballungszentrum die Mieten noch leisten können. Das können wir aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung im Erwerb von potenzialträchtigen Wohnanlagen und deren energetischer Revitalisierung. So schaffen wir Mehrwerte für die Mieter und unsere Investoren.
finanzwelt: Hebeln Sie oder sind Sie rein eigenkapitalfinanziert?
Rehmann: Wir sammeln Eigenkapital, können aber auch bis zu 60 % Fremdkapital zukaufen. Das dürfen wir. Das werden wir auch tun, weil es Sinn macht. Gerade bei energetischen Revitalisierungen bringt der Einsatz von Fremdkapital Sinn, da es eine reiche Förderwelt gibt. Beim Erwerb der Wohnanlagen agieren wir stets mit Eigenkapital. So ist sichergestellt, dass wir bei Opportunitäten schnell zuschlagen können und nicht auf langwierige Bankgespräche angewiesen sind. Es geht bei uns um bezahlbares Wohnen und das ist ein echter Markt, denn es fehlen zwischen 700.000 und 900.000 bezahlbare Wohnungen in Deutschland. Das ist genau unser Thema und unser Geschäftsmodell, das wir seit über 15 Jahren sehr erfolgreich betreiben. Mit einem 100 %-igen Track-Record und einer Leistungsbilanz, die stets mindestens planmäßig verlief. Wir bezahlen beim Kauf das bis zu 18-Fache der Ist-Miete, aber uns ist das 16-Fache natürlich lieber. Dann wird das Objekt revitalisiert und der Leerstand wird zur Vollver-mietung geführt. Damit können wir zwei oder drei Euro pro Quadratmeter mehr verlangen und sind immer noch bei einer sozial verträglichen Miete. Das Geschäftsmodell wird über die nächsten Jahrzehnte noch funktionieren, unseren Investoren stabile Wertzuwächse zu sichern und das auch noch sozialverträglich, da wir dafür sorgen, dass Familien wichtig benötigten Wohnraum auch bezahlbar vorfinden können. (lvs)