Bildung lohnt sich

29.03.2017

Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment / Foto: © Union Investment

Bildung lohnt sich auch nach Abzug aller Kosten

Auch wenn man mit einem niedrigeren Bildungsabschluss schneller ins Berufsleben einsteigen und somit Geld verdienen kann, zeigt sich, dass es ein höherer Abschluss langfristig finanziell attraktiver ist. So hat, wer eine Berufsausbildung abgeschlossen hat, am Ende seines Arbeitslebens im Schnitt 143.000 Euro netto mehr als Menschen ohne Berufsausbildung verdient. Ein Techniker oder Meister verdient allerdings durchschnittlich 129.000 Euro netto mehr als derjenige, der "nur" einen Ausbildungsabschluss hat. Fachhochschulabsolventen können sich über 267.000 Euro netto mehr freuen als ihre Kollegen mit Ausbildungsabschluss und Universitätsabsolventen sogar über 387.000 Euro. Hochschulabsolventen erzielen im durchschnitt eine Ertragsrate von zehn Prozent, wenn man die durch ein Studium entgangenen Einnahmen dem späteren höheren Einkommen gegenüberstellt. „Bei einem Studium werden die aufgewendeten Studienkosten über das gesamte Erwerbsleben mit durchschnittlich zehn Prozent im Jahr verzinst“, so der Professor. Es zahlt sich außerdem aus, mit dem Studium frühzeitig anzufangen und es straff durchzuziehen: „Je früher man beginnt und je kürzer es dauert, desto höher ist das Lebenseinkommen. Pro gespartem Jahr erhöht sich das Einkommen um durchschnittlich rund 20.000 Euro“, so Wößmann. Dabei ist allerdings zu beachten, dass nicht jeder Studiengang automatisch zu einer höheren Ertragsrate als eine Lehre zum Meister oder der Technikerabschluss führt. „Wir beobachten deutliche Unterschiede bei den Einkünften zwischen den Berufszweigen und der Studienrichtung“, so Wößmann. So verdienen Absolventen eines Medizinstudiums über das gesamte Erwerbsleben durchschnittlich bis zu 983.000 Euro mehr als Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Wer allerdings ein Studium der Sozialarbeit abschließt, erhält im Schnitt in seinem Berufsleben nur 20.000 Euro mehr als ein Absolvent einer Berufsausbildung. Eine Meister- oder Technikerausbildung kann unter Umständen finanziell sogar lohnender sein als ein Studium. Kostenlose Leistungen des Bildungssystems überdecken private Aufwände „Auch, wenn die privaten Aufwendungen für die Bildung in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten deutlich geringer sind, sollte man sich auch hier Gedanken über Bildung und die damit verbundenen Investitionen machen“, betont Reinke. „Ganz gleich ob es sich um einen möglichen Meisterbrief oder die Finanzierung eines Studiums für die Kinder oder Enkel handelt.“ So würden die kostenlosen Leistungen des deutschen Bildungssystems die umfassenden privaten Aufwände verdecken, die Bildung heute mit sich bringe. Ein Beispiel hierfür sei Nachhilfe, die heute jeder fünfte Gymnasiast erhalte. Die Kosten für die Bildung würden dennoch vor allem aus dem laufenden Budget finanziert, denn nur für wenige Menschen sei die Ausbildung der Kinder ein Sparmotiv. „Man spart zwar allgemein für die Kinder – aber die Ausbildung oder das Studium haben dabei die wenigsten vor Augen“, so Reinke. Dabei ist das Studium alles andere als günstig, denn im Schnitt fallen Kosten von rund 30.000 Euro an. Deshalb ist laut Union Investment wichtig, das Bildungssparen in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. So können man mit 100 Euro monatlich, die in einen Fondssparplan eingezahlt werden, nach 18 Jahren das Studium eines Kindes finanzieren.

Ab 50 sinken durchschnittliche Einkommen

Die Untersuchung zeigt zudem, dass das durchschnittliche Einkommen ab einem Alter von etwa 50 Jahren sinkt. „Dieser Effekt ist nicht nur bei gutverdienenden Akademikern festzustellen, die sich ein frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben leisten können“, so Wößmann. Diese Entwicklung überrascht, weil er die Annahme vieler Beitragszahler entkräftet, dass sich das Einkommen bis kurz vor der Rente auf mindestens gleichem Niveau wie mit 50 Jahren bewegt. Das ist insbesondere bedeutsam vor dem Hintergrund der jährlichen Renteninformation, in der die Rentenversicherung genau davon ausgeht. „Verantwortlich für den Rückgang sind zunehmende Nichtbeschäftigung, insbesondere durch Vorruhestand“, sagt Wößmann. Bei der Planung der eigenen Altersvorsorge bleibt dies meist unberücksichtigt: „Wer böse Überraschungen beim Renteneintritt vermeiden möchte, muss mehr vorsorgen und vor allem früher“, so Reinke. Je höher das Einkommen ist, desto deutlicher fällt dieser Effekt aus. „Altersvorsorge ist damit nichts, was auf die lange Bank geschoben werden kann“, betont der Vorstandsvorsitzende. (ahu)

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