Bildung für Finanzdienstleister 2022

22.02.2022

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Unterhalb des Anspruchs der „Dis­ruption“ macht in der Welt der Di­gital-Start-ups ja kaum noch jemand etwas. Die Bildungsbranche tritt in der Regel etwas zurückhaltender auf. Doch jetzt wagen drei Akademien für Finanzdienstleister den Aufstand! Die eine bietet ein Mash-up aus Netflix und Harvard, die zweite verwandelt Berater in Geldcoaches und die drit­te macht Menschenkenntnis wissen­schaftlich erklärbar.

Der Wirtschafts- und Politikjournalist Gabor Steingart, Rechtsanwalt Norman Wirth vom AfW und Investment-Exper­te Markus Koch – sie alle waren schon Referenten der Fondsgipfel-Akademie. Sie ist die erste deutschsprachige On­line-Plattform, die allen Finanzberatern professionelle Weiterbildung bietet – und zwar kostenlos und zeitlich flexi­bel. Genau diese Kombination scheint den Nerv der Zeit getroffen zu haben. „Zum einen wächst ganz allgemein der Bedarf an Finanzbildung,“ stellt Endrit Cela von der Shareholder Value Ma­nagement AG fest. Er ist einer der zwei Entwickler der Akademie. „Zweitens su­chen Finanzberater als Selbstentschei­der zeitlich flexible Angebote, um die Finanzbildung optimal in ihren berufli­chen und privaten Alltag einpassen zu können.“ Drittens sei es eine Frage von Nachhaltigkeits- und Kosten-Aspekten, ob und wie oft der Berater, die Organisatoren und Referenten zu Präsenzver­anstaltungen anreisen. Für die Fonds­gipfel-Akademie ist das jedenfalls nicht nötig, denn alle drei Ausgaben pro Jahr finden online statt. „Jeweils im Früh­jahr, im Sommer und im Herbst öffnet sich ein Zeitraum von 14 Tagen, wo die Teilnehmer auf der Plattform die The­menblöcke absolvieren können“, er­klärt Cela. Alle Inhalte rund um die Uhr abrufbar – quasi das Netflix der Finanz­bildung. Die Beiträge sind allerdings keine leichte Unterhaltung. „Die Teil­nehmer schätzen sehr, dass wir bei der Fondsgipfel-Akademie die Latte ziem­lich hochgelegt haben, denn es erfüllt sie mit Stolz und spornt sie an, den er­höhten Anforderungen gerecht zu werden,“ berichtet Carsten Baukus von der DJE Kapital AG und Co-Entwickler der Akademie. „Dies überzeugte auch den deutschen und den österreichi­schen Verband für Financial Planner, die unser Konzept zertifizierten.“ Net­flix meets Harvard! Zumindest können Certified Financial Planner Credit Points erzielen und alle Absolventen erhalten eine Urkunde – natürlich nur, wenn sie die Lern- und Erfolgskontrollen gemeis­tert haben. Auf dem Lehrplan stehen verschiedene Themen von Recht und Regulatorik über Makroökonomie und Investment-Trends bis zu Marketing und Vertrieb.

Paradigmenwechsel

Ronny Wagner, Inhaber der Noble Me­tal Factory, strebt mit seiner Akademie „Spirit of Finance” nicht weniger als ein fundamentales Umdenken an. „Echte Finanzbildung dreht sich nicht darum, welche Aktien, Anleihen, Zertifikate oder ETFs der Investor erwirbt oder der Berater empfiehlt“, so Wagner. Der Umgang mit Geld sei vielmehr ein Soft Skill. „Es kommt auf das eigene Mind­set und dem daraus resultierenden persönlichen Verhalten an.“ Es hande­le sich nicht um ein Produkt, was man dem Kunden verkaufen kann. Vielmehr sei es eine gewisse Art zu denken. Und damit kennt er sich aus, denn Ronny Wagner hat den Black Bull Award 2021 als Finanzmindset-Experte des Jahres gewonnen. Die Branche der Finanzbe­rater sieht Wagner heute vor ganz neu­en Anforderungen. „Grundlegend geht es hier um das Umdenken vom Berater zum Coach“, erläutert der Akademie- Gründer. „Unter Coaching versteht man vertrauliche Gespräche mit einem neutralen Dritten, die zur persönlichen Reflexion und Weiterentwicklung anre­gen sollen.“ Durch bestimmte Metho­den gelinge es einem Coach, seinem Klienten neue Perspektiven und Hand­lungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Das Curriculum umfasst neben Coaching­grundlagen auch den Vermögenszyklus, das Geld- und Wirtschaftssystem, das Spannungsfeld zwischen Rendite, Risiko und Ruin, Anlegerpsychologie und typi­schen Denkfallen des menschlichen Ver­standes. Abgerundet wird der Lehrstoff durch philosophische Betrachtungen vom CIA-Prinzip bis zur Siddharta-Stra­tegie. „Im Kern meiner Überlegungen stand die Tatsache, dass es sich bei den weltweiten Finanzmärkten um ein hoch­komplexes System handelt, das der ein­zelne unmöglich überblicken und pro­gnostizieren kann“, verrät uns Wagner. Zu viele einzelne Faktoren müssten Be­rücksichtigung finden. „Wie kann man dennoch in diesen komplexen Syste­men überleben? Auf diese elementare Frage versuche ich, Antworten zu ge­ben.“

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