Angst: Ja! Vorsorge: Zu häufig nein!

15.07.2020

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„Die Rente ist sicher“. Nur wenige Worte von Politikern haben eine derartige Berühmtheit erlangt wie dieser Satz, den Norbert Blüm erstmals im Wahlkampf 1986 sprach. Mittlerweile wurde die Aussage jedoch von der Realität eingeholt. Vor allem diejenigen, die bei der Aussprache des Satzes noch lange nicht an Rente dachten, machen sich aktuell große Sorgen. Aber aktiv gegen die Sorgen gehen nur die wenigsten an.

Bis Ende des Jahrzehnts wird das gesetzliche Rentenalter in Deutschland auf 67 Jahre angehoben. Von den 35- bis 44-jährigen fürchtet jeder Zweite jedoch, dass er sogar noch länger arbeiten muss: Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des digitalen Versicherungsmanagers CLARK. Die Befragung macht auch deutlich, wie groß die Angst der Deutschen vor ihrer finanziellen Lage im Rentenalter ist: So gaben mehr als die Hälfte der Befragten im erwerbsfähigen Alter an, dass sie glauben, nach ihrem Berufsleben aus finanziellen Gründen Abstriche machen zu müssen.

Das umlagefinanzierte Rentenversicherungssystem in Deutschland stammt von Ende des 19. Jahrhunderts, als die demografische Situation noch eine völlig andere war: Einerseits war die Geburtenrate damals deutlich höher, während die Lebenserwartung niedriger war. Dadurch hat sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentner deutlich gewandelt – vor allem in den letzten Jahrzehnten: Kamen im Jahr 1962 auf einen Rentner von 6 Beitragszahler, sind es inzwischen nur noch 2,1 – Tendenz weiter fallend. Angesichts dieser Zahlen fürchtet jeder vierte Teilnehmer der CLARK-Umfrage, dass das Rentensystem in Deutschland zusammenbricht. Besonders groß ist die Angst bei der jüngeren Generation: So gehen sowohl bei den 25- bis 34-jährigen als auch bei den 35- bis 44-jährigen 40 % der Befragten davon aus, dass ihnen der Staat später keine Rente zahlen wird. Auch die Befragten über 55 Jahren sind nicht unbedingt optimistisch: Von diesen glauben nur 56 %, dass sie in wenigen Jahren eine Rente erhalten werden.

Private Vorsorge ausbaufähig

Angesichts der großen Angst vor finanziellen Engpässen im Alter müsste eigentlich die private Vorsorge große Nachfrage erfahren. Aber weit gefehlt, wie die CLARK-Studie zeigt: So gab jeder fünfte Befragte an, dass er sich noch um seine Altersvorsorge gekümmert habe. Ebenso viele Befragte verfügen aber auch über eine betriebliche Altersvorsorge, jeder dritte hat schon eine klassische private Rentenversicherung abgeschlossen. Nur wenig beliebt ist die Riester-Rente, die bislang von gerade einmal 18 % der Umfrageteilnehmer abgeschlossen wurde. „Die gesetzliche Rente reicht für viele nicht aus, um ihren gewohnten Lebensstandard zu halten. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Altersvorsorge hilft langfristig, den Lebensabend finanziell realistisch zu planen”, so die CLARK-Versicherungsexperten.

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