Altersdiskriminierung auf dem Immobilienkreditmarkt?

24.06.2021

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Seit mittlerweile fünf Jahren ist die Wohnimmobilienkreditrichtlinie in Kraft. Gerade für ältere Kreditnehmer hat diese negative Auswirkungen, wie eine Civey-Studie im Auftrag von wertfaktor zeigt. Auch bei den Zinsen haben Senioren schlechte Karten.

Das Wort „Kredit“ leitet sich vom Lateinischen „credere“ ab, was „glauben“, „vertrauen“ bedeutet. Der Kreditnehmer muss dem Kreditgeber schließlich glaubhaft versichern, dass er das geliehene Geld auch zurückzahlen kann. Gerade für Senioren ist das häufig ein Problem – wegen einer Regelung, die die Gefahr einer Immobilienblase senken sollte: So gaben in einer repräsentativen Studie von Civey im Auftrag von Wertfaktor, für die mehr als 1.000 Menschen über 65 Jahren ach ihrem Finanzierungsbedarf befragt wurden, 51,6 % der Teilnehmer über 65 Jahren und sogar 53,7 % der über 70-jährigen an, dass die seit 2016 geltende Wohnimmobilienkreditrichtlinie schlecht für Senioren sei, die zwar eine schuldenfreie Immobilie aber keine hohe Rentenzahlung vorweisen konnte. Durch die Wohnimmobilienkreditrichtlinie wurde als Garant für die Bonität die Einkommensentwicklung in den Vordergrund gerückt, während das vorhandene Vermögen an Bedeutung verlor. Die Senioren haben das Gefühl, dass sie wegen ihres Alters bei der Vergabe von Krediten durch Banken benachteiligt werden. Dabei zeigt sich auch ein Ost-West-Gefälle: Während in den alten Bundesländern 53,6 % der Senioren diese Meinung haben, sind es in den neuen Bundesländern 44,4 %.

Die Probleme, die Senioren beim Erhalt von Immobilienkrediten haben, sind nicht nur eine gefühlte Wahrnehmung der Betroffenen, sondern werden auch auf Seiten der Kreditgeber wahrgenommen. So wurden im Rahmen der wertfaktor-Studie auch Beschäftigte in Banken und Finanzdienstleistungen befragt. Von diesen gaben 38,5 % an, dass ältere Menschen bei der Kreditvergabe Nachteile hätten, lediglich 14,5 % konnten keinerlei Beeinträchtigung erkennen. Die Wahrnehmung von Seiten der Kreditgeber, dass ältere Menschen Probleme bei der Kreditvergabe hätten, hängt wesentlich auch mit dem eigenen Alter zusammen: So sagten 49,6 % der Angestellten im Finanzsektor, die selbst der Altersgruppe zwischen 50 und 64 Jahren angehören, dass ältere Menschen bei der Kreditvergabe schlechtere Chancen und Konditionen hätten.

Die zunehmenden Schwierigkeiten bedeuten aber nicht, dass Senioren überhaupt keine Chance haben einen Immobilienkredit zu erhalten: So werden laut der Umfrage nur 13,2 % der Kreditanträge von über 65-jährigen abgelehnt. Dabei spielt das Alter eine entscheidende Rolle: Dieses war bei 34,8 % aller Ablehnungen der Grund, die eigene Bonität hingegen nur in 8,2 % der Fälle. Wegen dem Darlehenszweck wurden nur 2,5 % der Anträge nicht bewilligt. Ob ein Immobilienkredit bewilligt wird oder nicht, hängt auch sehr stark vom eigenen Wohnort ab: So wurden Befragte in Regionen mit besonders hoher Bevölkerungsdichte in 67,2 % der Fälle wegen ihres Alters ein Kredit verweigert.

Welche Kredite Senioren am häufigsten aufnehmen und welche Alternative es für sie zum Kredit gibt, lesen Sie auf Seite 2