Platzt jetzt die Bitcoin-Blase?

09.10.2017

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Die einen halten es für wertloses Teufelszeug, die anderen für die Inkarnation eines neuen Zahlungssystems. Die Rede ist von Kryptowährungen, sprich digitalen Tauscheinheiten auf Basis der neuen Blockchain-Technologie. Das Ganze ist sehr komplex und für IT-Laien schwer verständlich, soll aber die Art und Weise, wie Daten und Informationen ausgetauscht werden, revolutionieren.

Es reicht zunächst zu wissen, dass die Technologie auf Rechenleistung angewiesen ist und von ihren Nutzern – und nicht von einer zentralen Autorität - kontrolliert wird. Die Vergütung für die Zurverfügungstellung von Rechenleistung und für die Durchführung von Prüfprozessen erfolgt über eine Kryptowährung, unter denen Bitcoin nur die Bekannteste ist. Bitcoins, die sich im Umlauf befinden, kann man aber auch direkt über spezielle Marktplätze erwerben und auch wieder in echtes Geld umtauschen, eine Art Börsenhandel also.

Mehrere Jahre dümpelte der Gegenwert dieser Bitcoins im niedrigen Centbereich vor sich hin. Auch wenn Kryptowährungen schon als Ersatz für unser normales Geldsystem ausgerufen wurden – man denke nur an die Diskussion zur Abschaffung des Bargelds vor einigen Monaten – so wirklich interessiert haben Bitcoins nur ein paar Freaks.

Mittlerweile jedoch sind Bitcoins zum Spekulationsobjekt mutiert. Als der Bitcoin-Preis in US-Dollar den Preis der Feinunze Gold (ca. 1.300 US-Dollar) überholte und weiter nach oben spurtete bis zuletzt fast 5.000 US-Dollar für 1 Bitcoin, wurde auch die Finanzwelt zunehmend aufmerksam auf dieses „Ding“. Mittlerweile beschäftigen sich sogar Chart-Techniker mit dem Bitcoin-Kurs, und es wird heiß diskutiert, ob und wie stark sich da eine Blase aufbläht und dass schon bald alles wieder in sich zusammenkrachen müsste/könnte/sollte. Vergleiche zur Tulpenmanie im 16. Jahrhundert, der ersten gut dokumentierten Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte, liegen nahe.

Kurssprünge von mehreren Prozent pro Tag sind eher die Regel als die Ausnahme bei Bitcoins. In diesem Monat hat der Kurs von seinem Allzeithoch innerhalb von zwei Wochen 40 Prozent verloren. Auslöser war einerseits, dass die staatliche Regulierungsbehörde in China eine große Bitcoin-Börse geschlossen hat und dass der JPMorgan-Chef Jamie Dimon scharfe Kritik an der Kryptowährung Bitcoin übte: „Es ist keine reale Sache, irgendwann wird es geschlossen werden.“ Die Kryptowährung sei ein „Betrug“ und werde irgendwann „in die Luft fliegen“. Anders als normale Währungen habe Bitcoin keine „legale Unterstützung“. Es sei schlimmer als die Tulpenblase, es werde nicht gut ausgehen. Irgendjemand werde getötet werden, so Dimon.

In Japan jedoch sind Bitcoins sogar als Zahlungsmittel offiziell anerkannt. Die europäischen Zentralbanken halten sich mit Äußerungen noch zurück und warnen nur, dass Bitcoins wenig geeignet für Privatanleger scheinen. Als bloßes Spekulationsobjekt stellen Kryptowährungen zunächst keine unmittelbare Gefahr für das heutige Finanzsystem dar, dafür ist die Technologie einfach noch zu jung.

Aber man darf sich nichts vormachen: die Zentralbanken beobachten mittlerweile die weitere Entwicklung genau. Bestrebungen, bestehende Währungssysteme durch ein Digitalsystem ersetzen zu wollen, könnte massiven Widerstand der Staatsgewalt heraufbeschwören und dann durch Verbote zu einem schnellen Ende von Bitcoins als Spekulationsobjekt führen. Die staatlichen Aufsichten bleiben das Damoklesschwert der Kryptowährungen.

Unsere Einschätzung: Vor dem Hintergrund bleiben Bitcoins eine heiße Kiste. Es gibt keine Anhaltspunkte, wo der richtige Preis für ein Bitcoin sein müsste. Die Rallye seit letztem Jahr schreit nach einer größeren Korrektur, doch jedes Zwischentief war nur ein weiteres Sprungbrett zu noch höheren Preisniveaus. Die Phantasien mancher Optimisten reichen bis zu 100.000 US-Dollar für ein Bitcoin. Da scheint noch viel Luft nach oben. Oder ist das doch der Tulpenrausch!?

Kolumne von: Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG