Kunst - Zwischen Leidenschaft und Geldanlage

15.11.2019

Stefan Wallrich, Vorstand der Wallrich Asset Management AG / Foto: © Wallrich Asset Management AG

„Wer nicht ausrutschen will, muss viel streuen“, wie es im Volksmund etwas flapsig heißt. Bisweilen wird deshalb dazu geraten, auch Kunst in die Vermögensanlage mit einzubeziehen und die Asset Allocation damit weiter zu diversifizieren. Die ernsthafte Absicht unterstellt, wird dies zumindest zu Beginn kaum ohne kompetente Beratung umzusetzen sein. Viel wichtiger als alles andere ist aber die persönliche Leidenschaft.

Seit Gründung der Wallrich Asset Management AG im Jahr 2000 beschäftige ich mich etwas intensiver mit Kunst. Ausschlaggebend war dabei der Wunsch, unser Büro niveauvoll zu bebildern, wofür ein Budget von 10.000 DM zur Verfügung stand. Beraten wurde ich dabei von einem befreundeten Galeriedirektor aus der Kölner Südstadt, von dem ich die ersten Druckgrafiken für unsere neuen Räume erstanden habe. Mehr als Druckgrafiken waren nicht drin. Einerseits benötigte ich mein Kapital für die Firmengründung und deren Aufbau, andererseits hatte ich eine gewisse Schwellenangst, um wertvollere und teurere Werke zu erwerben. Inzwischen weiß ich übrigens, dass Druckgrafiken keineswegs zu unterschätzen sind, und sie erheblichen künstlerischen Wert haben können.

Große Kunst behält ihren Wert

Der monetäre Wert von Kunst wurde mir bewusst, als kurz darauf der Neue Markt-Crash einsetzte und die Aktienkurse dahinschmolzen, wie Schnee in der Sonne. Während der DAX bis zum Frühjahr 2003 im Maximum gut 70 Prozent an Wert verloren hatte, waren es beim Neuen Markt sogar über 95 Prozent. Sicherlich waren sowohl die Indexausschläge nach oben, wie nach unten starke Übertreibungen, dennoch war die Erkenntnis, dass Kapital sehr flüchtig und volatil sein kann, ein wichtiger Grund für meine anschließend beginnende intensive Sammlertätigkeit. Gleichzeitig hatte ich auf meinen regelmäßigen Kunstmessebesuchen nämlich zeitgenössische Künstler wie Günther Uecker, Gerhard Richter, A.R. Penck, Georg Baselitz und andere gesehen und verstanden, dass große Kunst immer ihren Wert behält. Schließlich fahren wir ja auch nicht nach Rom, um das Finanzgebaren der Römer zu studieren, sondern um uns ihre Kunstwerke anzuschauen. Kapital ist zwar das Schmiermittel der Wirtschaft und damit der Gesellschaft, Kunst aber ist bleibend!

Ab diesem Zeitpunkt war ich bereit, auch etwas größere Beträge in Kunst zu investieren. Da ich damals aber noch nicht die Erfahrung und das Know-how von heute hatte, tätigte ich meine Investments zunächst nach dem Motto, dass mir die erworbenen Arbeiten gefallen mussten. Typische Anfängerfehler sind dabei natürlich nicht ausgeblieben. Zwar sprechen mich einige der Werke heute noch genauso an wie am ersten Tag, andere halten meinen gestiegenen Ansprüchen aber nicht mehr stand – eine Entwicklung, die sicherlich viele Sammler durchlaufen. Dabei habe ich gelernt, dass der Markt und letztendlich die Geschichte entscheidet, was einmal große Kunst wird. So empfehle ich auch dringend, sich zumindest bei den ersten Käufen von ausgewiesenen Kunstexperten beraten zu lassen. Das minimiert die Gefahr eines überteuerten Fehlkaufs und ein Totalverlust, wie er bei Aktienwerten durchaus mal vorkommen kann, ist damit nahezu ausgeschlossen.

Was bei einer Investition in Kunst zu beachten ist, lesen Sie auf Seite 2