In der Ruhe liegt die Kraft

28.06.2022

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Die Immobilienbranche wird aktuell von hohen Bau- und Materialkosten getroffen. Neben dem üblichen Preisanstieg verursacht die Inflation, gepaart mit dem Ukraine-Krieg und seinen Folgen sowie Nachwirkungen der Corona-Pandemie extreme Preissteigerungen für Materialien. Damit steigen die Baukosten im Neubau und auch bei Auffrischungsarbeiten im Bestand an. Die Zahlen sorgen auf den ersten Blick für richtig schlechte Stimmung. Medien titeln mit ersten Bauherren, die ganze Projekte absagen. Experten der Branche blicken den Entwicklungen aber weniger panisch entgegen.

Das statistische Bundesamt (Destatis) hat im aktuellen Baupreisindex eine Preissteigerung für den Wohnneubau im Februar 2022 um 14,3 % im Vergleich zum Februar 2021 erfasst. Bereits letzten November waren die Preise im Vergleich zu November 2020 um 14,4 % gestiegen, von November 2021 bis Februar 2022 erhöhten sie sich abermals um 4,4 %. Als Gründe dafür sind die Rückkehr der Mehrwertsteuer auf 19 %, Lieferschwierigkeiten erst aufgrund der Pandemie und nun auch wegen des Ukraine-Kriegs, bei einer anhaltend hohen Nachfrage an Bauleistungen zu identifizieren. Schaut man sich die einzelnen Arbeitsbereiche an, hat es mit einer Preiserhöhung von 33,9 % den Bereich Zimmer- und Holzbauarbeiten am härtesten getroffen, aber auch Dach- (18,7 %), Metall- (19,1 %) und Tischlerarbeiten (16,4 %) sind deutlich teurer geworden. Besonders relevant für Bestandsimmobilien: die Preise von Instandhaltungs- und Ausbauarbeiten sind um 14,4 % bzw. 14,2 % in die Höhe geklettert.

Schlechte Karten

Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich bereiten Branchenteilnehmern zu Recht Sorgenfalten. Langfristig wirken sich die Teuerungen auch auf die Kaufpreise für Wohn- und andere Immobilienarten aus, die sich aktuell bereits auf einem hohen Niveau bewegen. Als einer der größten Wohnimmobilien- Entwickler spürt auch die Instone Real Estate Group SE die erhöhten Materialkosten. Auf Anfrage von finanzwelt erklärt Instone-Pressesprecher Jens Herrmann: „Leider zeigt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine seit Beginn des 2. Quartals erste Anzeichen möglicher Auswirkungen auf unsere Geschäftsentwicklung, deren Ausmaß sich bei seriöser Betrachtung derzeit nicht abschätzen lässt. Nach einer temporären Entspannung zum Jahresbeginn hat sich die Materialknappheit inzwischen auch für Instone deutlich verschärft. Hinzu kommt, dass sich eine spürbare Erhöhung der Energie- und Materialkosten – und somit der Baukosten – abzeichnet. Diese Faktoren werden voraussichtlich in diesem Jahr zu Verzögerungen beim Baufortschritt einzelner Projekte führen und unsere Vertriebsaktivitäten negativ beeinflussen. Nicht zuletzt zeigen die stark gestiegenen Hypothekenzinsen insbesondere im Stückvertrieb bereits Wirkung: Für einzelne Käufergruppen sind die Instone-Produkte nicht mehr so erschwinglich wie noch vor einigen Monaten.“ Die Entwicklungen verursachen also auch eine große Unsicherheit, da ihre Auswirkungen langfristig nur schwer einzuschätzen sind – Planungssicherheit ist kaum gegeben.

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