Im Galopp

14.10.2019

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In zunehmend kostenbewussten Zeiten hat passives Investieren eindeutig die Nase vorn. Nicht grundlos sind börsennotierte Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) sozusagen in aller Munde. Sie bilden einfach einen Index ab und verzichten, im Ursprungsgedanke, auf aktives Management. Mittlerweile setzen demzufolge auch immer mehr private Investoren und Vermögensverwalter diese Anlageinstrumente im Rahmen ihrer Portfolioallokation ein. Eine Bestandsaufnahme.

Indexfonds sind eine vergleichsweise junge Industrie. Mit dem Start ins neue Jahrtausend vor knapp zwei Jahrzehnten setzte der oftmals beschriebene Siegeszug des passivieren Investierens in Europa ein. Die USA sind da weiter. Laut dem Analysehaus Morningstar sind zumindest in Europa inzwischen gut 18 % des Fondsmarkts sozusagen „passiviert“. Allein seit Jahresbeginn konnten demnach Indexfonds über 82 Mrd. Euro an Zuflüssen verbuchen; respektabel angesichts des schwierigen Marktumfelds. Mitunter könnte man zum Schluss gelangen, es gibt ein regelrechtes Verschieben der Assets von aktiv gemanagten Fonds hin zu passiven Lösungen. Zu teuer, zu komplex und oftmals zu sehr an dem Vergleichsindex (Benchmarkt) klebend, das sind die nicht so einfach zu widerlegenden Vorwürfe an Befürworter aktiven Managements. Geht diese Entwicklung so stromlinienförmig weiter? Gerade das durch geopolitische Störungen angespannte Marktumfeld könnte auch der aktiven Industriesparte wieder etwas Wind unter den Flügeln geben.

Steigende Nachfrage und Sektorenrotation

Rudolf Geyer, Geschäftsführer der ebase GmbH, sieht die Lage glasklar: „Der Trend hin zu ETFs sowohl bei Privatanlegern als auch bei institutionellen Investoren ist im Fondsgeschäft sicherlich eine der am stärksten ausgeprägten Entwicklungen innerhalb der letzten Jahre. Bei unseren Kunden liegen die ETF-Käufe seit mehreren Jahren – ungeachtet zwischenzeitlich turbulenter Marktphasen – kontinuierlich deutlich über den Verkäufen. Und ein Ende der Fahnenstange ist hier noch lange nicht zu erkennen.“ Dag Rodewald, Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS Asset Management, pflichtet dem bei und bewertet die Aussichten für passives Investieren weiterhin positiv. „Die strukturellen Treiber zu Gunsten von ETFs sind nach wie vor intakt.“ Das, obgleich im August die ETF-Branche durchaus mit Abflüssen in einigen Segmenten zu kämpfen hatte. Hielt die positive Grundstimmung im Juni und Juli noch an, so zeigen aktuelle Zahlen vom Anbieter Lyxor, dass insbesondere Aktien-ETFs (mit Schwerpunkt Europa) in erheblichem Umfang abgestoßen worden. Insbesondere das leidige Thema des Handelsstreits zwischen den Vereinigten Staaten und China aber auch die ungelöste Brexit-Frage und ernüchternde volkswirtschaftliche Daten hatten sicherlich ihren Anteil am Rückgang. François Millet, Head of Product Line Management – ETF & Indexing bei Lyxor ETF ergänzt, dass Anleger vor dem Markthintergrund ihre Portfolios umschichten und weniger Risiko suchten. „Dies wird aber durch Zuflüsse in anderen Anlageklassen wie Fixed Income und ESG-ETFs durchaus mehr als kompensiert“, so Millet. Anleihen-ETFs, einstmals noch eine Nische, haben in den vergangenen Jahren deutlich an Gewicht zugenommen. So hat der ETF-Anbieter iShares, hierzulande unangefochten die Nummer 1, zuletzt seine Produktpalette mit einem weiteren Staatsanleihen-ETF aus den USA erweitert. Damit nicht genug.

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