Es gibt keinen Aufzug zum Erfolg, man muss die Stufen nehmen!

11.10.2022

Alexander Heftrich (li.), leitender Redakteur Investmentfonds und Gunter Schäfer (re.) / Foto: © Sabrina Henkel, finanzwelt

Königswinter, eine mittelgroße Stadt zu Füßen des Siebengebirges, ist Treffpunkt eines Interviews der besonderen Art. Ende August habe ich mich hier in einem hippen Café mit Gunter Schäfer von der ÖKOWORLD AG verabredet. Er lebt hier am Rhein. Die Idee zu diesem Gespräch stammt aus dem Frühjahr 2022. Damals führte ich ein Interview mit den beiden Protagonisten Hermann Schrögenauer und Alfred Platow in München zur gerade aus der Taufe gehobenen Klimarente, einer Kooperation zwischen LV1871 und dem Hildener Unternehmen. Mit am Tisch saß Gunter Schäfer, der in Sachen Presse und Marketing für die ÖKOWORLD AG verantwortlich zeichnet und zudem die Bereichsleitung Bankenvertrieb innehat. Bereits seit 14 Jahren ist er für den Pionier ethischsozialer, ökologischer Investments tätig. Gründe genug, einen Blick „hinter die Fassade“ zu werfen.

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Um verstehen zu können, weshalb ein Mensch sich so verhält, wie er es macht und was ihn letztlich antreibt/motiviert, ist ein Blick in den Rückspiegel oftmals lohnenswert. Denn die Familie stellt in der Regel das erste soziale System dar, welches wir kennenlernen und das uns prägt. Damit gestaltet die Herkunft oftmals unsere Realität, in der bestimmte Werte gelebt und Sichtweisen an die nachkommenden Generationen weitergegeben werden. Im Gespräch mit Gunter Schäfer wird schnell deutlich, dass auch ihn die Herkunft in seinem

Denken und Tun maßgeblich geformt hat.

finanzwelt: Eltern sind Vorbilder und Kinder ahmen ihnen oftmals nach. Wurde Ihnen insofern der Bezug zum nachhaltigen Gedanken schon früh mitgegeben?

Gunter Schäfer» Meine Eltern sind Kriegskinder, 1938 bzw. 1940 geboren. Menschen, die in dieser Zeit aufwuchsen, wurden zwangsläufig anders sozialisiert. Bescheidenheit und Sparsamkeit prägten; nicht im dogmatischen Sinn, aber von der Richtung. Und ich kann rückblickend sagen, dass mein heutiges ökologisches Bewusstsein seine Anfänge im familiären Umfeld von damals hatte. „Wir fahren in die Natur“, hieß es an den Wochenenden immer wieder. Spazierengehen oder Wandern, etwas besichtigen, mit offenen Augen durchs Leben gehen. So wurde der Kontakt zur Fauna, Flora und zum ökologischen Gleichgewicht bereits in meiner Kindheit hergestellt. Umwelt und Natur zu achten war selbstverständlich. Ökologisches Verhalten hatte oftmals aber auch damit zu tun, dass damit gespart wurde. Weniger Heizung, nicht ewig heiß duschen, nicht die Jeans nach einmal tragen in die Wäsche, Lebensmittel verzehren, nicht wegschmeißen. Auch die Toleranz gegenüber Andersdenkenden wurde uns Kindern früh beigebracht. Ein liberales und aufgeklärtes Umfeld.

finanzwelt: Interessant – schon damals gab es diesen Bezug und dieses Band des „ökologischen Bewusstseins“. Prägend für den Werdegang?

Schäfer» Viele Faktoren beeinflussen den Lebensweg. Aber es gibt noch eine Parallele. Mein Onkel, zu dem ich bis zum heutigen Tag ein enges Verhältnis habe, bewegte sich in der alternativen Szene, bezog schon früh politisch Position im Protest gegen Atomenergie, der in den 70er Jahren immer wieder Tausende auf die Straße brachte. Uns beide eint zudem die Liebe zum Rock ‚n‘ Roll – auch hier die Verbindung zur ÖKOWORLD rund um Pioniergeist Alfred Platow. In der Wohngemeinschaft meines Onkels, in der ich als Kind oft zu Besuch war, hingen sowohl die Rolling Stones Zunge als auch ein Anti Atomkraft-Logo an den Zimmertüren.

finanzwelt: Und heute, welchen Stellenwert nimmt „Nachhaltigkeit“ bzw. die Verbindung von Ökologie und Ökonomie in Ihrem Leben ein?

Schäfer» Sich selbst auf den Prüfstand zu stellen, ist wichtig. Auch und gerade als Familienvater. So ist es doch relativ einfach, die eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen, ohne dogmatisch zu werden und mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen. Beispielsweise regional einkaufen statt ausschließlich im Internet bestellen, den Fleischkonsum kritisch hinterfragen. In unserer satten Gesellschaft dürfte es vielen doch eigentlich nicht so schwerfallen, etwas Verzicht zu üben. Übrigens war die Billig-billig-billig-Philosophie in der Vergangenheit echt schädlich. Qualität, gerade bei Lebensmitteln, muss ihren Preis haben. Aber ein Moralapostel bin ich auch nicht. Ich bin kein ‚Vorzeige-Ur-Öko‘, eher ein bewusster Öko 2.0.

Mittlerweile haben wir das Café verlassen und fahren mit der dienstältesten Zahnradbahn Deutschlands auf den Drachenfels. Der Blick schweift über den Naturpark Siebengebirge und man sieht von oben, wie der Rhein unter dem Niedrigwasser im Sommer 2022 leidet.

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