Digitales Crowdinvesting: 8 Profi-Anlegertipps

06.01.2022

Der digitale Crowdinvesting-Experte Tim Bütecke / Foto: © Tim Bütecke

Die Inflationsrate erreicht täglich neue Höchststände, die Zinsen für Tagesgeld oder Festgeldanlagen liegen marginal über Null oder sogar darunter (Negativzinsen). Viele Anleger fragen sich daher: Wie kann ich in diesen Zeiten mein Geld gewinnbringend investieren? Eine Möglichkeit für Privatanleger attraktive Rendite zu erzielen, können Crowdinvesting-Angebote darstellen. Die digitalen Plattformen sind dabei schon lange nicht mehr nur auf Finanzierung junger Unternehmen spezialisiert, sondern offerieren unterschiedlichste Sachwerte – von Immobilien bis hin zu Sportwagen. Der Pionier des deutschen Crowdinvestings, Tim Bütecke, stellt seine 8 besten Tipps, was es bei der digitalen Vermögensverwaltung zu beachten gibt, vor:

1. Kredit statt Darlehen

Bei Finanzierungen im Immobilienbereich - auch bei Investments über Crowd-Plattformen -, werden, gerade bei Projektentwicklungen, häufig Nachrangdarlehen an die Projektentwickler vergeben. Die berechtigte Frage nach dem „Warum“ ist einfach zu beantworten: Normale Kredite dürfen in Deutschland nur Banken bereitstellen.

Wenig bekannt und doch von entscheidender Bedeutung ist der Unterschied zwischen einem sog. Nachrangdarlehen, und einem Immobilienkredit. Sollte ein Projekt in Schieflage geraten und die Gesellschaft Insolvenz anmelden müssen, werden aus der Insolvenzmasse zunächst alle anderen (zumeist) nicht-nachrangigen Forderungen beglichen. Mit großer Wahrscheinlichkeit gehen die Nachrangdarlehen-Geber leer aus oder sie erhalten nur noch einen Bruchteil des eingesetzten Kapitals zurück. Auch Absicherungen, wie bspw. Grundschulden, helfen häufig wenig, weil sie an der (Nach-)Rangstellung nichts ändern. Dieses erhöhte Risiko muss nicht sein, denn die Darlehensgewährung an den Projektentwickler kann auch in Form eines Immobilienkredits über eine zwischengeschaltete Servicebank erfolgen. Durch diese Konstruktion können normale Kredite mit den üblichen Sicherheiten gewährt werden. Die Nachteile und Risiken, die aus der Nachrangigkeit von Forderungen resultieren, lassen sich so vermeiden. Leider verfahren bisher nur wenige Anbieter auf diese Weise.

2. Gewinnauszahlungssperre beim Crowdinvesting

Genau hinschauen sollten Anleger im Crowdinvesting auch bei den Regelungen zur Gewinnauszahlung, zum Beispiel bei Immobilienprojekten. Die Gewinne sollten erst an die Gesellschafter der Projektentwicklungsgesellschaft ausgezahlt werden, wenn die Darlehen der Anleger einschließlich Zinsen vollständig zurückgezahlt wurden.

3. Risikodiversifikation

Eigentlich ein alter Hut, doch nach wie vor aktuell: Die Risikodiversifikation ist eine der von Profis am meisten empfohlenen Anlagestrategien. Egal ob Warren Buffet oder eine Fondsboutique, die Gelder von institutionellen Anlegern verwaltet, eines haben sie gemeinsam: Sie legen das zur Verfügung stehende Kapital in unterschiedlichen Assetklassen, Unternehmen oder Projekten an. Oftmals verfallen private Anleger hingegen dem Lockruf eines einzelnen, vermeintlich sicheren Anlageproduktes und geben einen Großteil ihres Kapitals hinein. Prima, wenn es gutgeht, mehr als ärgerlich, wenn das auf den Markt gebrachte Produkt keine Marktakzeptanz findet oder der Projektentwickler eines Bauvorhabens Insolvenz anmelden muss. Mit der Verteilung des zur Verfügung stehenden Geldes auf möglichst viele und unterschiedliche Anlageprodukte wird hingegen das Verlustrisiko reduziert.

4. Nur Spielgeld

Auch wenn es brutal klingt: Das Geld, das Sie anlegen wollen, sollten Sie als Spielgeld betrachten. Selbst der Totalverlust sollte Sie nicht zu sehr schmerzen. Investieren Sie nur frei zur Verfügung stehendes Geld – und niemals auf Pump. Das nimmt auch in Krisen den Schrecken.

5. Wie wahrscheinlich ist der Erfolg? Kann ich ihn einschätzen?

Seien Sie kritisch und schauen Sie sich die Köpfe genau an, die das Projekt, in das Sie investieren möchten, realisieren. Ist das Projekt marktreif und gibt es ausreichend Nachfrage dafür? Hat das Team die Erfahrung und einen positiven Track Record? Glaubt es an den eigenen Erfolg und investiert signifikante Summen Eigenkapital? Um dies alles ausreichend bewerten zu können, kann es sinnvoll sein, nur in Branchen und auch Regionen zu investieren, in denen Sie sich selbst auskennen. Oder Sie müssen sich ausreichend Zeit nehmen, um das Unternehmen und Projekt zu verstehen. Weil er sich in der IT- und Internetbranche nicht auskennt, investiert Warren Buffett beispielsweise nie in solche Aktien.

Was noch wichtig ist, erfahren Sie in den Tipps sechs bis acht auf Seite 2.