Die Hybridisierung der Arbeitswelt
02.06.2021
Thomas Kessler, CEO von Locatee / Foto: © Locatee
Mit der schrittweisen Aufhebung des Lockdowns und der Einkehr des Frühlings füllen sich auch die deutschen Innenstädte wieder mehr mit Leben. Doch mit Blick auf die Büros zeigen sich aktuell noch keine Tendenzen hin zu einer Pre-Covid-Normalität. Trotz sinkender Inzidenzen und einer immer weiter steigenden Impfquote sind die meisten deutschen Büros noch immer verwaist. Dies zeigt sich auch in einer aktuellen Auswertung von Locatee zur Büroflächennutzung. Hier liegt die durchschnittliche Auslastung im Mai 2021 bei rund 20 Prozent. Diese Entwicklung wirft die grundsätzliche Frage auf, ob es überhaupt ein “Back to Normal” geben wird. Und wenn nicht, gilt es abzuschätzen, wie die künftige Normalität des Bürolebens aussehen wird und welchen Einfluss dieses auf den Büromarkt haben wird.
[caption id="attachment_141914" align="alignnone" width="640"] Ein Stichprobenvergleich der Länder über die Büroauslastung der vergangenen 12 Monate aus den Daten von Locatee. Senkungen und Steigerungen der Kurven zeigen, wie wechselhaft die Nutzung teilweise war.[/caption]
Das veraltete Büromodell
In vielen deutschen Büros galt vor nunmehr fast eineinhalb Jahren noch eine Präsenzpflicht, mit meist entsprechend starren Arbeitszeiten. Dieses Modell, welches in den vergangenen Jahrzehnten zwar oft hinterfragt wurde, sich realistisch aber nicht verändert hat, hat sich insbesondere im Zuge der Digitalisierung noch weiter von den tatsächlichen Lebensrealitäten der Arbeitnehmer entfernt. Ein Grund für das Festhalten am althergebrachten System liegt vielerorts in der Furcht vor einem Kontrollverlust über die eigenen Mitarbeiter und einem damit einhergehenden Leistungsabfall. Doch als Reaktion auf die Pandemie waren Unternehmen schlicht gezwungen, sich nun mit neuen Arbeitsplatzmodellen und einer veränderten Arbeitsorganisation auseinanderzusetzen. Doch auch Arbeitnehmer mussten sich zu Beginn der Pandemie auf die veränderten Bedingungen einstellen. Das spontan eingeführte Homeoffice, war allerdings nicht für alle Arbeitnehmer die ideale Lösung, so dass es viele weiterhin ins Büro gezogen hat. Dies zeigt sich auch in einer Umfrage von Locatee, die in Kooperation mit Yougov durchgeführt wurde. Trotz einer Homeoffice-Möglichkeit sind zu Beginn des Jahres trotzdem zwei Drittel der Befragten regelmäßig in das Büro gekommen, sowohl aus eigenem Wunsch, aber auch nicht zuletzt durch die Erwartungshaltung der Unternehmen selbst. Ein schneller und erzwungener Wandel kann also nicht die Lösung sein – aber es kann ein Anstoß für einen grundlegenden Wandel der Arbeit sein, um sich an die tatsächlichen Wünsche und Ansprüche der Arbeitnehmer anzupassen und auch Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben die eigenen Büroflächen zu überdenken.
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