Das Murmeltier in uns

11.10.2019

Hans-Peter Wolter / Foto: © privat

Das Image der Finanzberatungsbranche ist noch immer katastrophal. Und die Bereitschaft, daran wirklich etwas zu ändern, ist bestenfalls marginal. Oder regt sich da etwas? Etwas Neues? Ein Kommentar von Hans Peter Wolter.

Und täglich grüßt das Murmeltier … dieser Film aus dem Jahre 1993 kommt mir zwangsläufig in den Sinn, wenn ich das Ranking von Finanzberatern beim jährlichen Schaulaufen der Berufsbeliebtheit sehe. In diesen Studienergebnissen aus verschiedenen Umfragen nämlich stehen „helfende“, soziale Berufe ganz weit oben, Finanzberater – eigentlich auch mit einem helfenden, sozialen Auftrag versehen – ganz weit unten. Der Versicherungsvertreter wird wahrgenommen als jemand, der seinen Bedarf an Provision aber nicht den wirklichen Bedarf des Kunden befriedigt.

Viele Erklärungsansätze für das schlechte Image habe ich in meiner Berufslaufzeit schon gehört. Und viele Handlungsanleitungen gelesen, wie dieses nun grundlegend zu ändern sei. Aber wenn das Beständigste im Leben der Wandel ist, dann gilt das offensichtlich für unsere Branche nicht. Das schlechte Image ist geblieben.

Was hat die Branche, was hat jeder einzelne von uns falsch gemacht?

Wenn uns nur etwa zehn Prozent der für die Studien Befragten ein hohes Ansehen zugestehen, so bedeutet das doch im Umkehrschluss, dass 90 Prozent das eben nicht tun. Nun kann man sich mit der Autosuggestion retten, das Ergebnis wäre deutlich differenzierter ausgefallen, wenn es eine Aufgliederung nach gebundenen Vertretern, Maklern und Honorarberatern gegeben hätte. Einmal völlig losgelöst, ob diese Aufgliederung etwas mit der Beratungsrealität zu tun hat, könnte auch dieses Ergebnis zu einer Enttäuschung führen.

Natürlich weiß jeder in der Branche, dass der eigene Finanzberater eine völlig andere Bewertung erhält als der Rest seines Berufsstandes. Doch auch dieser Umstand befriedigt nicht wirklich. Wie verwirrend wäre das Bild, wenn der eigene Arzt hochgelobt, die Medizinerschaft aber zu 90 Prozent abgelehnt wird?

Wenn helfende Berufe mit einem hohen Image belegt sind, so müssen wir gerade dieses Kriterium unserer Tätigkeit verdeutlichen. Wir müssen zeigen, dass wir den Menschen helfen, ihre wirklichen Problemstellungen zu lösen. Eben nicht aufschwatzen, sondern mit Kompetenz und einer hohen ethischen Geisteshaltung beraten. Hierin liegen die gesellschaftspolitische Verantwortung und auch die Lebensberechtigung unseres Berufsstandes. Gerade wegen der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft stellt das gleichermaßen eine zwingende Notwendigkeit wie auch eine Selbstverständlichkeit dar.

Was die Branche aktuell tut, um ihr Image zu verbessern, lesen Sie auf Seite 2